Der Kreisjugendring München-Land hatte am 2. Juni in das „Heiner Janik Haus“ der Jugendbegegnungsstätte am Tower (am Rande des Flugplatzes von Oberschleißheim) zu einem Tag der offenen Tür eingeladen. Damit war die Absicht verbunden, der Öffentlichkeit dieses vom Kreisjugendring betriebene Haus und insbesondere den Future Campus näher vorzustellen. Die im Jahre 2011 eröffnete Jugendbegegnungsstätte (JBS) entwickelte sich nach den Vorstellungen des verstorbenen Landrats Heiner Janik bis heute zu einem Modellprojekt des Schüler- und Jugendaustausches im Rahmen des deutsch (bayrisch)-polnischen Jugendwerks.
Im September 2016 startete auf dem Gelände der Jugendbegegnungsstätte am Tower ein Modellprojekt (Future Campus) zur „Beschulung“ von jungen Geflüchteten im Berufsschulalter. Das Projekt ist eine Kooperation zwischen der Berufsschule München-Land und dem Kreisjugendring. Der Future Campus ist ein dreijähriges Stufenkonzept der interkulturellen Berufsorientierung, das die Lehrpläne der Berufsschulen mit den handlungsorientierten Methoden der kulturellen Bildung verknüpft. Das Projekt fördert das gemeinsame Lernen, indem Persönlichkeitsentwicklung, Förderung der individuellen Potenziale, Entwicklung
von Lebensperspektiven und der Erwerb berufsrelevanter Kompetenzen unterstützt und begleitet werden. Ergänzend zum Fachunterricht werden die Jugendlichen in den Werkstätten mit verschiedenen Angeboten an geeignete Berufsfelder herangeführt und auf Praktikum und Ausbildung vorbereitet.
Der Unterricht in dem vollzeitschulischen Projekt des Future Campus mit zusätzlichen Förderangeboten umfasst die Fächer Deutsch, Mathematik, Landeskunde, Arbeitslehre, EDV und Sport. Die Berufsorientierung in den Werkstätten bietet den Jugendlichen Einblicke in Ausbildungsberufe sowie fachliche Qualifizierung für einzelne Berufsfelder.
Einmal hinter die Kulissen schauen
Am Tag der offenen Tür bot sich Außenstehenden eine gute Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und mit den (erfrischend aufgeschlossenen) jungen Menschen, hier aus sieben arabischen und afrikanischen Ländern, Kontakt zu knüpfen. Die geflüchteten Jugendlichen leben seit rund einem Jahr in Deutschland und können sich bereits hervorragend gut in der deutschen Sprache verständigen.
Das Programm startete mit Grußworten der Jugendlichen des Campus in deutscher Sprache wie in ihren Heimatsprachen und des stellvertretenden Landrats Otto Bußjäger (Freie Wähler), der Landrat Christoph Göbel (CSU) vertrat. Das weitere musikalische Programm mit Elementen aus ihren Heimatländern gestalteten die Schülerinnen und Schüler des Future Campus selbst.
Höhepunkt des Nachmittags war eine gemeinschaftliche Theateraufführung von Jugendlichen des Campus und der Theaterklasse des Carl-Orff-Gymnasiums in Unterschleißheim unter der Leitung von Lehrer Michael Blum. Nach einem Imbiss an einem Buffet mit internationalen Gerichten boten die Gastgeber abschließend Gelegenheit, eine kleine Ausstellung mit Werken von Schülern des Future Campus zu besichtigen.
Täglich wird zum Unterricht geradelt
Die Jugendlichen des Future Campus leben in verschiedenen Unterkünften im Umkreis und kommen täglich mit öffentlichen Verkehrsmittelns und mit ihren Radln zu den Unterrichtsstunden nach Oberschleißheim. Hier, unter dem Tower, hat der Landkreis aus Containermodulen ein Unterrichtszentrum, vorerst für die Dauer von zwei Jahren, errichtet. Die berufsvorbereitenden Werkstätten befinden sich in den Gebäuden der angrenzenden Jugendbegegnungsstätte des KJR. Damit der pädagogische Mittagstisch, gemeinsam mit dem Personal der Schule, als fester Teil des Gesamtprojekts Future Campus vor Ort ermöglicht werden konnte, hat die Ost- und Westpreußenstiftung in Bayern ihr erst vor wenigen Jahren neu errichtetes Museum im benachbarten „Haus der Ost- und Westpreußen“ bis auf weiteres geräumt und damit ausreichend Raum für das Future Campus geschaffen.
Nur wenige Stunden im Kreise dieser jungen Geflüchteten (zwischen 15 und 18 Jahren) bestärkte die Gäste in der Überzeugung, dass hier am Tower eine sehr gute und erfolgversprechende pädagogische Arbeit verrichtet wird. Und, die Jugendlichen fühlen sich hier wohl, sind sehr lernbegierig und verhehlen nicht ihre Dankbarkeit für dieses von ihnen nicht erwartete Zukunftsangebot. Reinhard Krohn