Zum dritten Mal nach 1985 und 1995 spielt das Feldmochinger Volkstheater derzeit „Der Geisterbräu“, eine eher ruhige Komödie, die weniger auf verbale Slapsticks, Wortartistik oder gar Klamauk setzt, um die Bauchmuskeln der Theaterbesucher zu trainieren. Vielmehr handelt es sich dabei um ein Stück mit genauer Personenzeichnung und feiner Sozialkritik. Die Komödie erfordert mit 28 Rollen nicht nur ein großes Schauspielensemble, sondern lebt bei sechs Szenen auch von den herrlichen, detailreichen Bühnenbildern, zwei davon noch aus dem Farbkasten des 1988 verstorbenen Paul Huml. Das Premierenpublikum (mit viel Prominenz aus Politik, Kirche und dem Theaterumfeld) spendete lang Applaus.
„Der Geisterbräu“ ist ein älteres Stück, 1937 erschienen, in sich verdüsternder Weltlage. Es handelt um 1900 in einem kleinen bayerischen Ort und soll einen realen Hintergrund haben: Der lebenslustige Gastwirt eines bekannten Brauereigasthofs am Hauptplatz in Pfaffenhofen hatte seiner jungen, hübschen Witwe nichts als Schulden hinterlassen, da der ortsbekannte Weiberheld das ganze Vermögen mit halbseidenen Damen durchgebracht hatte. Autor Joseph Maria Lutz macht aus der gramgebeugten und über die Schand’ verzweifelte Witwe die Wally Bogenrieder (sehr einfühlsam gespielt von Michaela Knoblauch), die auch gleich von drei respektablen Herren der dörflichen Gesellschaft umschwärmt wird: Gymnasiallehrer Eichinger (Detlev Thiemann) mit stets präsentem Homer, Apothekenprovisor Körner (Stanislav Holoubek) und Postsekretär Schleglberger (Sebastian Tartler). Alle drei meinen, bei der Unterbräuwitwe wäre nicht nur was fürs Auge, sondern auch was fürs Bankkonto zu holen. Bis dieser Spuk vorbei ist und die Witwe erkennt, dass es nur Braumeister Sebastian Schöllerer (wie immer mit großer Bühnenpräsenz gespielt von Reinhold Forster) ehrlich mit ihr meint, bedarf es der Mitwirkung einiger rastloser Bräugeister.
Erheiternd hebt die Geschichte an mit der Beerdigung des Unterbräu. Alle stehen erschüttert am Friedhof, lauschen gelangweilt den geschönten Reden auf den Verstorbenen und richten, wie man’s halt so macht, ob der Länge der Feierlichkeiten, die Leut’ aus (herrlich gespielt: Maxi Zuleger als Metzgermeister Maichlbeck, Hannes Kagerbauer als Kupferschmied Zöllerer und Sepp Haider als Schuster Hirblinger). Wunderbar ist auch das zweite Szenenbild, bei dem 18 Trauergäste in der Wirtschaft beim Leichenschmaus sitzen und die in dieser Situation üblichen Banalitäten reden, während der arme Onkel Beppi (Erwin Weingärtner), angefeuert von Tante Anna (Marianne Steiner), die Gelegenheit nutzt, sich einmal richtig satt zu essen. Auch für das dritte Bühnenbild wird ein enormer Auf- und Umbauaufwand betrieben, damit die beiden Geister (herrliche Rollen für Georg Hölzl, den Totengräber Geistbeck, und für Schäfer Sixtus, gespielt von Franz Steiner) auf dem Dachboden des Unterbräuhauses ihr lautes Spektakel betreiben können.
Wie der harmlose Spuk im Weitertratschen aufgeblasen wird ins Ungeheuerliche, das ist in Bild vier im Metzgerladen zu erleben – eine gar köstliche, kurzweilige Szene (urkomisch: Marina Kolmeder als Metzgersfrau, Christa Holzer als Schustersgattin, Christine Spindler als Kupferschiedsgemahlin und Brigitte Müller als Frau Dachsberger) –, ehe es in Bühnenbild fünf und sechs wieder ernst wird und das ganze dem glücklichen Ende entgegensteuert.
In den weiteren Rollen beziehungsweise Aufgaben: Paula Stratz (Frau Ganslmeier), Manuela Schuster (Lola Sapristi), Ulrike Roder (Tante Dora), Stefan Voglhuber (Gerichtsvollzieher Ranzinger), Conny Thiemann (Rechtsanwältin Moser), Harry Müller (Kaminkehrermeister), Maxi Zuleger (Feuerwehrhauptmann Huber), Matthias Biberger (Feuerwehrfähnrich), Manuela Forster (Kellnerin Kreszenzia), Florian Laermann (Hausknecht), Tina Holzer und Lena Knoblauch (Gäste beim Leichenmahl); Bühnenmalerei: Fritz Jenewein, Paul Huml; Technik: Alfred Nespor; Bühnenbau (Ltg.): Franz Steiner; Maske: Conny Thiemann, Brigitte Müller, Manuela Schuster, Marianne Steiner; Kostüme: Georg Hölzl, Brigitte Müller, Marina Kolmeder; Bühnenausstattung und Requisiten: Georg Hölzl, Christa Holzer, Michaela Knoblauch, Marina Kolmeder; Souffleusen: Christa Holz, Maxi Zuleger; musikalische Umrahmung: Blaskapelle Feldmoching unter der Leitung von Max Kappelmeier.