Da hat uns die Entwicklung komplett überrollt. In Ausgabe 1 des Lokal-Anzeigers schreiben wir noch, dass der Kampf um das Zehentbauer-Haus in die letzte Runde geht, da einige Unverdrossene eine Fachkanzlei eingeschaltet haben, die noch vor Weihnachten einen sechsseitigen Schriftsatz samt 15 Anhängen an den Petitionsausschuss des Landtags sowie an die Stiftungsaufsicht versandt hat. Denn der Abriss des Zehentbauer-Hauses „zum Zwecke der Errichtung eines Neubaus einer Bankfiliale und eines Wohnhauses“ könne den von der Stiftung der Raiffeisenbank angegebenen Stiftungszwecken nicht zugeordnet werden. Daher wird die Stiftungsaufsicht aufgefordert, dem Vorgehen der Raiffeisenbank Einhalt zu gebieten.
Zur Erinnerung: Die Stiftung der Raiffeisenbank München-Nord hat nach der Publikation des Bayerischen Landesamts für Statistik folgende Zwecke: „die Förderung von Wissenschaft und Forschung, von Bildung, Ausbildung und Erziehung, von Kunst und Kultur, von Umwelt-, Naturschutz und Landschaftspflege, von Jugend-, Alten- und Behindertenhilfe, des Denkmalschutzes, (…) des Brauchtums und der Heimatpflege (…)“.
Am Mittwoch, den 11. Januar ereilte uns vormittags eine Mail aus der Lerchenau, dass das Otto-Zehentbauer-Haus jetzt zu einem Drittel, vom Hof her (Ostfassade), abgebrochen ist. Die restlichen zwei Drittel dürften gegen Ende der Woche beseitigt sein, so hieß es. Als wir uns um die Mittagszeit gen Lerchenauer Str. aufmachten, ein paar sonnige Minuten ausnutzend, mussten wir feststellen, dass es nicht mehr bis zum Ende der Woche dauern wird, bis das schöne alte Haus dem Erdboden gleichgemacht ist. Die Vorderfront wackelte ein paar Mal schon recht beträchtlich, das alte Haus ächzte und konnte der Abrisskralle doch nichts entgegensetzen.
Immer wieder gingen Leute vorbei, beobachteten das Schauspiel und alle, wirklich alle bedauerten den Abriss des Hauses. Ein Pole, der sich als solcher im Vorbeigehen zu erkennen gab, formulierte es sehr drastisch. „Die Deutschen spinnen. Die machen sich kaputt.“ Tja, Heimatpflege sieht anders aus.
P.S.: Als nächstes kommen dann natürlich die hohen Bäume auf dem Grundstück dran, darunter ein alter Mammutbaum, den der Krippenkünstler Otto Zehentbauer noch selbst gepflanzt hat. Er hatte ihn seinerzeit vom Chef des Botanischen Gartens erhalten, für den er damals etwas gearbeitet hat. München hat ja, könnte man sarkastisch sagen, genügend solcher Bäume, also weg damit!!
Bilder vom Abbruch am 11. Januar