Es war einiges geboten gewesen bei der diesjährigen Bürgerversammlung am gestrigen Mittwoch. Wer gegen halb sieben zur Mehrzweckhalle an der Georg-Zech-Allee kam, stieß auf eine große Menschentraube – das Bündnis München Nord hatte im Vorfeld unter dem Motto „Seid dabei und bringt euch aktiv ein!“ eine Demo gegen die weitere Bebauung des 24. Stadtbezirks organisiert und definitiv mehr Anwohner dazu mobilisiert als die Stadt es die Woche über mit der Ideenwerkstatt schafft. Die Organisatoren sprachen davon, dass bei der Demo über den gesamten Zeitraum rund 800 Personen anwesend waren.
Dabei wurden trotz Sturm und Eiseskälte – das Aufstellen eines Tisches im Vorraum der Mehrzweckhalle war im Vorfeld untersagt worden – 568 Unterschriften gegen die SEM gesammelt und rund 1.000 Flyer verteilt. Die Demonstranten waren sehr kreativ im Basteln der Schilder gewesen, die man ob der drängenden Enge aber kaum so wahrnehmen konnte. Ihre zahlreichen Stop-Schilder, mit denen sie eine Ende der SEM-Planungen forderten, durften die Demoteilnehmer zwar auf Weisung der Organisatoren der Bürgerversammlung, den Vertretern der Landeshauptstadt, nicht mit in die Turnhalle nehmen, sondern mussten diese im Vorraum abgeben – ein paar schmuggelten doch ein Stopp-Schild ein –, ihre Ablehnung eines weiteren großflächigen Zubaus des 24. Stadtbezirks brachten sie dennoch klar zum Ausdruck: durch etliche Anträge zu diesem Thema und indem sie gegen die Bebauung im wahrsten Sinne des Wortes aufstanden.
Die Mehrzweckhalle war gut gefüllt, 650 Stimmkarten an Abstimmungsberechtigte waren ausgeteilt worden. Aber es dürften deutlich mehr in der Halle gewesen sein. Denn hinten und seitlichen saßen etliche und der ein oder andere verzichtete ja auf eine Stimmkarte.
Barbara Jakob meint
Nur mal so ein Gedanke zum Thema „Mehrheit ist dagegen“: Wenn 1000 Menschen bei der Bürgerversammlung waren und diese Menschen alle dagegen sind, dann ist das eine durchaus beeindruckende Zahl. Wenn im 24. Stadtbezirk aber rund 60000 Menschen leben, dann sind das etwa 1,66 Prozent, die dagegen sind. Nimmt man dann großzügig noch 5000 weitere Menschen dazu, die dagegen sind, aber nicht zu der Veranstaltung kamen, dann sind das immer noch unter 10 Prozent. Ganz Feldmoching ist dagegen? Alle, die sich laut äußern sind dagegen. Das ist ihr gutes Recht. Aber dass ganz Feldmoching dagegen ist, das ist so nicht richtig. Und wenn ich mitbekomme, dass wenn sich eine Feldmochingerin neutral bis positiv über die vorgestellten Zwischenergebnisse bzw. über die möglichen Entwicklungen äußert und sie dann sofort von Gegnern angegangen wird, dann finde ich das schon ein merkwürdiges Verständnis von Meinungsfreiheit.
Gabi meint
Alle die sich l a u t äußern sind dagegen“ und alle anderen dafür?
Das finde ich eine sehr merkwürdige Interpretation dieser sehr beeindruckenden Demonstration vor der Bürgerversammlung im 24. Stadtbezirk. Das ist wohl eine Rechnung der Stadt?
Bernd meint
Das Problem ist durchaus, dass sehr, sehr viele überhaupt nicht informiert sind und gar nicht wissen, was geplant ist. Diese Menschen sind extrem bequem und informieren sich erst gar nicht. Die Frage ist: Was machen wir besser, wenn wir die letzten Flächen zubauen, immer noch mehr Arbeitsplätze schaffen und immer mehr Menschen ansaugen? Ist dann wirklich alles gut? Man muss einfach auch über den ideologischen Tellerrand blicken. Das ganze Gebaue hat bisher nichts gebracht und wird auch in Zukunft nichts, außer geringere Lebensqualität bringen. Haben Sie sich darüber mal Gedanken gemacht?
Irene Gronegger meint
@ Bernd: Ihre Fragen erinnern mich an Fragen eines Bürgers bei der SEM-Infoveranstaltungen im Sommer – vielleicht waren Sie es ja selbst. Jedenfalls habe ich in diesem Zeitungs- und Blogartikel aus der damaligen Wortmeldung zitiert:
Große Neubaugebiete im Münchner Norden? („SEM Nord“)
https://biotop-eggarten.de/neubaugebiete-muenchner-norden-sem-nord-feldmoching/
Bernd meint
@Irene Gronegger
??? . Nein, das war ich nicht. Was wollen Sie denn damit sagen?
Nina meint
Vollkommen richtig. Ich glaube auch, dass ein Großteil der stillen Mehrheit für eine SEM ist. Eine Volksabstimmung würde hier Klarheit schaffen, dann würden sich auch mehr Leute mit dem Thema beschäftigen.
MiRi meint
Oh ja, eine Volksabstimmung über anderer Leute Besitz! Marx und Engels lassen grüßen! Es ist schon eine absolute Frechheit, dass die Stadt München auf fremden Besitz plant. Hier geht es nicht um 20qm Abtretung für einen Radweg, sondern um Existenzen! Ganz zu schweigen von der Nahversorgung, den Freizeitmöglichkeiten und der Landschaft. Wann sehen die Linken endlich ein, dass der Kommunismus überall ins Verderben geführt hat und gescheitert ist?
Bernd meint
Eine stille Mehrheit ist bestimmt auch für Freibier für alle. Was wollen Sie damit sagen, versteh ich nicht? Die, die sich objektiv damit befassen, werden gegen die Bebauung der allerletzten Freiflächen sein. Es sind keine Vorteile, sondern nur Nachteile zu erkennen. Wer glaubt, dass man mit der Schaffung zehntausender Arbeitsplätze das Wohnungsproblem löst, lebt in einer anderen Welt. Warum stellt keiner die Frage, woher diese angebliche Wohnungsnot (es stehen 2 Mio. Wohnungen leer) plötzlich kommt? Vermehren wir uns derart oder ist es ein Versagen der Strukturpolitik? Bald sind in München alle Flächen zugebaut. Und dann? Ist dann alles gut? Nein. Dann wird es wirklich schlimm.
JBau meint
Wir können auch abstimmen lassen, ob Sie Ihr Auto, Fahrrad oder sonstigen Besitz ab sofort der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Wie finden Sie das, wenn sich dafür eine Mehrheit findet?
reinerF meint
Ja, ganz sicher ! Leider wird sich im Münchner Stadtrat bis auf Weiteres immer wieder eine Mehrheit finden, die den Bürgerwillen zu ignorieren bereit ist. Bei diesen Stadträten geht es eben nicht um den Bürgerwillen, sondern um die Durchsetzung ganz eigener politisch-ideologischer Vorstellungen. Die Kompetenz der Bürgermehrheit ist nichts wert. „Wer hat hier die Macht ? Mit eurer Stimmabgabe habt ihr es doch so gewollt, oder?“ Schauen wir doch beispielsweise auch auf das Projekt „Posthalle“. Die überdimensional hoch geplanten zwei Türme will die Mehrheit der Bürger Münchens nicht, Aber eine kleine Gruppe von Investoren hat es sich so in den Kopf gesetzt, basta! Scheint ja ein lukratives Objekt zu sein. So ist es auch beim Eggarten. Grünzüge, Erholungsräume, Naturschutz, Erhaltung von natürlichen Lebensräumen, auch und gerade für seltene Tiere und Pflanzen und und und
Die Damen und Herren „Investoren“ werden ja dort und im weiten Umfeld nicht leben – und die allermeisten Stadträte und weitere mitentscheidende Großkopferte auch nicht! Dennoch ist es richtig, weil dringend notwendig, im Bedarfsfalle kräftig zu demonstrieren und zumindest den ernsthaften Versuch zu unternehmen, sich Gehör zu verschaffen, und dafür auch mal draußen bei Kälte und im Dunklen stehen zu müssen. Einigkeit macht stark!! .
Gela meint
Ja, so sehe ich das auch. Im Vordergrund stehen leider nur die „lukrativen Projekte“ etwas ohne Rücksicht auf die einzelnen – schon lange hier wohnenden!- Bürger, die Landwirtschaft und Natur und natürlich die Tierwelt.
Laut Statistik haben wir einen Geburtenrückgang. Brauchen wir noch mehr leer stehende Wohnungen?
Von der Infrastruktur drumherum ganz zu schweigen. Auf welchen Straßen kommen dann diese Menschen zu ihren Wohnungen?
Diese Planungen und Vorhaben sind wirklich total überflüssig und sehr sehr kurzfristig „gedacht“.
Vielleicht versucht die Stadt mal schon vorhandene Gebäude für Um-/Ausbau lukrativer zu machen. Damit wird auch die Nachhaltigkeit besser bedient.
Einfach mal auf Langzeit nachdenken! Danke!
Bernd meint
Wie will der Stadtrat das jetzt immer noch ignorieren?