Wer die Ausstellung im ehemaligen Feldmochinger Gemeindehaus über Straßennamen im Münchner Norden verpasst hat und wer schon immer wissen wollte, warum der Scheidplatz heißt, wie er heißt, und wem der Curt-Mezger-Platz, die Freud- oder die Witzlebenstr. beziehungsweise der Wintrichring ihre Namen verdanken, der sollte seine Schritte zur VHS-Galerie im 2. Stock des Kulturzentrums 2411 (Blodigstr. 4) lenken. Dort ist die Ausstellung „Straßennamen im Münchner Norden – Gedenken an Widerstandskämpfer“ ab sofort in erweiterter Form bis 7. April zu sehen.
Zusammengestellt hat die Ausstellung mit 60 Tafeln – 55 gelten Straßennamen, fünf Tafeln beschäftigen sich mit den Namen von Schulen im Münchner Norden – der Historiker und Namensforscher Reinhard Bauer, der als Stadtrat seit 1972 mit den Straßenbenennungen in München zu tun hatte.
Schon seit dem Mittelalter trugen zahlreiche Straßen Namen: Man nannte sie Schuster-, Fleischer- oder Krämergasse beziehungsweise Hugenotten- oder Judengasse, weil etwa unterschiedliche Handwerkszünfte oder Bevölkerungsschichten dort lebten. In München erfolgte 1797 die erste offizielle Straßenbenennung nach einer Person: Mit dem Karlsplatz wurde Kurfürst Karl Theodor verewigt. Bis 1918 bestimmte das Wittelsbacher Herrscherhaus mit der Stadtverwaltung die Straßennamen. Heute ist der Stadtrat dafür zuständig. Er benannte in den vergangenen Jahrzehnten zwischen Schwabing und Feldmoching über 70 Straßen nach Verfolgten und Gegnern des NS-Regimes, während derzeit der Fokus auf Frauennamen liegt. (Gleichberechtigung muss auch bei der Straßenbezeichnung sein!) Straßennamen informieren also nicht nur, sie erinnern, ehren und sind Spiegel der Vergangenheit.
Harthof: Viele Straßen schon mit Erläuterungstafeln
Besonders viele der vorgestellten Straßen befinden sich am Harthof, wo ab 1947 zahlreiche Straßen umbenannt wurden, weil es sie seit der Eingemeindung von Feldmoching im Jahr 1938 nach München mehrmals gab. Bauer vermutet, dass möglicherweise die ehemaligen Zwangsarbeiterlager in der Gegend Anlass waren für die Straßenbenennung nach Widerstandskämpfern. Dann wurden Namenfelder gebildet, die bis ins 21. Jahrhundert ergänzt wurden.
Einige Straßen zu Ehren von Widerstandskämpfern oder Verfolgten des Nazi-Regimes finden sich auch in der Fasanerie und am Hasenbergl. In Feldmoching und der Lerchenau gibt es jeweils eine Straße. In Feldmoching ist das die Frankaustr. (bis 1947 Preysingstr.), die nach dem „verdienstvollen Arzt der Bergwacht“ und Organisator ihres Sanitätswesens, August Frankau, benannt wurde. Der Sohn des wohlhabenden jüdischen Geschäftsmannes Josef Julius Rosenthal hatte nach der Machtergreifung der Nazis am 1. April 1933 Selbstmord verübt.
Mit dem Scheidplatz wurde Karl Friedrich Scheid geehrt, ehemaliger Oberarzt am Schwabinger Krankenhaus. Er hatte 1945 erfolgreich mit der US-Armee die Übergabe des Tegernseer Tals mit seinen Krankenhäusern verhandelt. Scheid wurde hinterrücks von einem SS-Posten angeschossen und starb zwei Tage später.
Die Ausstellung, die in Kooperation mit dem Kulturhistorischen Verein Feldmoching und dem Münchner Kulturreferat gezeigt wird, stellt, anschaulich klar gelayoutet, Lebenslauf und Schicksal der Namensgeber dar.
Führungen und Vorträge runden die Ausstellung ab
Die Ausstellung ist montags bis freitags von 10 bis 20 Uhr zu besichtigen. Am Wochenende und in den Ferien sind die Räumlichkeiten nur bei Veranstaltungsbetrieb geöffnet. Der Eintritt zur Ausstellung ist ebenso frei wie zum Begleitprogramm, das die VHS mit Ausstellungs-Kurator Bauer zusammengestellt hat. (Um Anmeldung wird allerdings gebeten unter der Tel.-Nr. 4 80 06 68 68.)
• 6. März, 17 – 18.30 Uhr, Führung durch die Ausstellung.
• 16. März, 18 – 19.30 Uhr, Führung durch die Ausstellung mit anschließendem Vortrag zur Praxis der Straßenbenennungen.
• 17. März, 16 – 17.30 Uhr, Führung durch die Ausstellung mit anschließendem Vortrag „Straßennamen im Münchner Norden. Welche Persönlichkeiten stecken dahinter? Künstler und Intellektuelle“.
• 23. März, 18 – 19.30 Uhr, Führung durch die Ausstellung.
• 1. April, 15 – 18 Uhr, Führung durch die Ausstellung und den Harthof, wo einige Straßen erläuternde Schilder erhalten haben. (Da die Stadt nicht mehr finanziert, sucht Bauer nach alternativen Finanzierungsquellen.)
• 7. April, 13 – 14.30 Uhr, Führung durch die Ausstellung.