Mit der Komödie von Autorin Ulla Kling bringt das Feldmochinger Volkstheater (Regie: Georg Hölzl) in der Frühjahrssaison ausnahmsweise kein deftiges Bauernstückerl auf die Bühne des Augustinischen Theatersaals, das die Lachmuskeln der Zuschauer strapaziert, sondern ein gesellschaftskritisch angehauchtes Boulevardstück, das das deutsche Spießertum mit seinen Vorurteilen und Beschränktheiten entlarven will. Wegen des anderen Genres kommen dieses Mal auch andere Schauspieler der Laientruppe zu tragenden Rollen – etwa Detlef und Cornelia Thiemann.
Die gebürtigen Sachsen mit entsprechendem sprachlichem Idiom müssen sonst immer nur beim „Preußn-Derblecken“ herhalten. Dieses Mal jedoch mimt Cornelia Thiemann mit der Edwina, die von ihrem Mann August liebevoll Wienerl genannt wird, die arg eingebildete, etepetete penible Antipodin zu ihrer Putz-Perle Berta (sehr sicher im Text und facettenreich gespielt von Marina Kolmeder) im unscheinbaren Arbeitskittel. Die vermag noch nicht einmal den Namen des Sohns ihrer Arbeitgeber richtig auszusprechen: Obwohl zigmal korrigiert durch ihre Hausherrin, betont sie Roman penetrant nicht auf der ersten Silbe, sondern auf der zweiten. Doch so unterschiedlich die beiden Frauen sind, in Sachen Mundwerk schenken sie sich gar nichts.
Das Stück lebt vom Streit der beiden Damen
Edwina beschimpft Berta als eine impertinente, respektlose Person. Berta nennt Edwina eine hochnasige, eingebildete Ziege, eine verbiesterte Hexe. Die Fronten im Hause Rohrbach sind damit klar.
Meist rat- bis hilflos stehen Edwinas Ehemann und Sohn Roman dazwischen. Ersterer ist oft ein dummer August, der um des lieben Friedens Willen vor seiner Frau kuscht und erst mit Hilfe einiger Gläser Cognac an seinem Geburtstag aufmuckt und ihr einmal die Meinung geigt (gut gespielt von Detlef Thiemann, der als arg Angeheiterter zur Hochform aufläuft).
Sohn Roman, wie immer herrlich und mit großer Bühnenpräsens dargestellt von Maxi Zuleger, lässt sich weniger von der dünkelhaften Mama herumkommandieren. Seine Füße landen schon mal auf dem Tisch und er fällt ins bayerische – was der stets vornehm redenden Edwina ein akustischer Graus ist. Vor allem aber liebt der Roman Gerlinde, ein Mädchen aus einfachem Haus, gespielt von Anja Brandl. (Die 21-jährige Germanistikstudentin aus Wolfratshausen hat schon bei Musicals mitgewirkt und ist über ihre Freundin Marina Kolmeder zum Feldmochinger Volkstheater gekommen. Sie gibt in dieser Rolle ihr Debüt). Für Edwina ist das Mädchen farblos und auf Dauer nicht die richtige Frau an der Seite ihres Sohns, des künftigen Juristen. Viel bessere Partien könne er haben, echauffiert sie sich und beschimpft ihre Männer als „subversive männliche Elemente“, die ihre Anweisungen unterlaufen.
Die Männer haben nichts zu lachen
Wie gut, dass es da die Berta gibt. Sie hat das Herz am rechten Fleck und mischt sich ungefragt wie ungeniert in die Privatangelegenheiten ihrer Arbeitgeber ein. Und am Schluss – ganz in der Tradition eines Boulevardstücks, dessen bevorzugtes Thema der vermeintliche Standesunterschied zwischen Bürgertum und Arbeiterschicht ist – entlarvt sie die aufgeblasene Unzulänglichkeit der Spießbürger. Aber das Ende der Geschichte wollen wir hier nicht verraten, nur dass Bertas Mann Egon (gespielt von Erwin Weingärtner) auch nicht viel zu lachen hat …
Weitere Aufführungen gibt das Feldmochinger Volkstheater am 1., 2., 8. und 9. April.
Bühnenbau (Franz Steiner), Bühnenmalerei (Fritz Jenewein), Bühnenausstattung (Georg Hölzl/Christa Holzer), Technik (Harry Müller), Maske (Brigitte Müller), Kostüme (Georg Hölzl/Brigitte Müller), Souffleuse (Christa Holzer).