Die Liebhaber gepflegter Blasmusik kamen an diesem Abend mal wieder voll auf ihre Kosten. Nach einjähriger Zwangspause – 2016 war der Pfarrsaal von St. Peter und Paul wegen eines Wasserschadens geschlossen – trat die Blaskapelle Feldmoching unter Leitung von Maestro Max Kappelmeier am Samstag, den 25. März wieder in heimatlichen Gefilden auf und gab ein schwungvolles und kurzweiliges, weil gut zusammengestelltes Frühjahrskonzert. Der Pfarrsaal war, bei traditioneller Konzertbestuhlung, ausverkauft.
Die Programmansagen der Feldmochinger Blaskapelle sind schon legendär: im Wechsel, je nach Temperament und sprachlichem Idiom – mal kehlig Niederländisch, mal bayerisch „wie eim der Schnabl gwachsn is“, mal gepflegt hochdeutsch –, mal vom Blatt abgelesen, mal frisch von der Leber weg erzählt, mal sogar gesungen – ein großes Kompliment an Sibylle Domann, die die 151. Interpretation von „The Lion Sleeps Tonight“ mit abgewandeltem Feldmochinger Text sang, ehe die Blaskapelle die 152. Version intonierte. In jedem Fall ließen die Ansagen die Besucher schmunzeln, führten ein wenig zum nächsten Stück hin und informierten unterhaltsam über Komponist und/oder Werk. Bei Michi Neuhofers Ansage erfuhr die gespannt lauschende Zuhörerschaft sogar, wie Stücke ins Repertoire einer bayerischen Blaskapelle kommen, die auf den ersten Blick da gar nicht hinpassen. Im aktuellen Fall: „Viva la vida“ der britischen Pop-Rock-Band Coldplay. Familie Neuhofer weilte nämlich im letzten Sommerurlaub im spanischen Sevilla und in einer lauschigen Sommernacht hörte der stets im Dienst befindliche Klarinettist ein von einer achtköpfigen Band gespieltes Stück, das ihm unter die Haut ging. Kaum bei Dirigent Max Kappelmeier vorgeschlagen, lagen die Noten zur nächsten Probe auf. So zackig demokratisch geht’s bei der Feldmochinger Blaskapelle zu!
Das Repertoire ist weit gefächert
Dass die Feldmochinger Blaskapelle nicht nur bei Polkas und Märschen in ihrem Element ist – diese spielte sie vornehmlich im ersten Teil des Konzerts –, belegte sie an diesem Samstagabend wieder eindrucksvoll. Opernarien klingen anders, wenn sie mal nicht mit Streichern, sondern ausschließlich mit Blech- und Holzbläsern gespielt werden. Aber die schwungvollen Werke (der Gefangenenchor aus Verdis Nabucco, die Barcarole aus Hoffmanns Erzählungen von Jacques Offenbach und ein Stück aus Verdis La Traviata) machten, auf diese Weise interpretiert, gute Laune, luden zum Schunkeln mit den Nachbarn ein und wurden heftig beklatscht. Gleiches gilt für „Palladio“ von Karl Jenkins, eigentlich ein Concerto grosso für Streicher und gerne auch von Stargeiger David Garrett bei seinen gigantischen Bühnenshows vorgetragen. Gespielt vom Blasorchester, klingt die Musik zunächst unvertraut, verliert aber nichts von ihrer Aussagekraft.
Und zum Anschluss die berühmte Nr. 26
Von der traditionellen bis zur modernen Blasmusik über Schlager, Rock und Pop-Melodien, in allem, was die Feldmochinger Blaskapelle mit ihren 42 Aktiven an diesem Abend präsentierte (gut dass zehn aktive Musiker durch Krankheit oder Job verhindert waren, mehr hätten nicht auf die Bühne gepasst!), spürte man den musikalischen Ernst. Befeuert natürlich durch den „musikalischen Sklaventreiber“ Max Kappelmeier, schließlich sei ein guter Kapellmeister schon mal die halbe Miete, scherzte der 1. Vorsitzende Karl-Heinz Scharl. Und weiter: Bei der ersten Probe eines neuen Stücks brauche es manches Mal schon viel Fantasie, um das Stück zu erkennen, und manchmal täten ihm die Sportler leid, die die Proben in der Faganahalle ertragen müssten. Aber dann wieder bekommen sie ein gratis Konzert, feixte Kappelmeier zurück.
Der Spaß bleibt also trotz aller Proberei und dem eigentlich täglich notwendigen Üben bei den vielen jungen Leuten – dazwischen aber auch der Rieger Toni am Flügelhorn in seinem 52. „Dienstjahr“! – ganz offensichtlich nicht auf der Strecke, denn: „Blasmusik macht Laune“, wie der Marsch im 6/8-Takt, 1971 von Siegfried Rundel komponiert, als letztes reguläres Stück des Abendprogramms verkündete.
Die anschließenden „Zugabe“-Rufe ereilten die Blaskapelle nicht unvorbereitet und nach zwei zusätzlichen Stücken – darunter „Heidi“ von der Chiemgauer Band Django 3000 – wurde zum Schluss die berühmte „Nr. 26“ gespielt (benannt nach der Nummer im Notenverzeichnis), quasi das Markenzeichen der Feldmochinger Blaskapelle: „Grüße aus dem Egerland“.