Die 15. Feldmochinger Marienwallfahrt nach Andechs fiel heuer auf einen wunderbar sonnigen Sonntag. Manche der treuen Wallfahrer befürchteten an diesem Sonntag einen Touristenauflauf und verzichteten darum auf ihre Teilnahme. Trotzdem konnten sich die Veranstalter, der Kulturhistorische Verein Feldmoching und der Pfarrverband Fasanerie – Feldmoching, mit rund 100 Wallfahrern über eine Teilnahme freuen, die die Erwartungen übertraf.
Wie in den letzten Jahren startete um 12.30 Uhr ein – voll besetzter – Bus vom Gottesackerweg aus; ein weiterer, nicht ganz so voller Bus fuhr vom Parkplatz St. Christoph aus. Einige Wallfahrer zogen den eigenen PKW vor, andere die S-Bahn nach Herrsching, um von dort den Heiligen Berg zu Fuß durch die herrliche Waldlandschaft des Kientals zu „erklimmen“ oder aber bequemer in den Bus vor Ort einzusteigen. Wichtig war nur, dass letztlich alle gemeinsam vom Klosterparkplatz am Fuße des Heiligen Bergs aus betend am Pilgerzug hinauf zur Wallfahrtskirche teilnahmen.
Zwischen Touristen und Wochenendausflüglern
Es war heuer ein außerordentliches Umfeld beim Pilgerzug, wie wir ihn, Gott sei’s gedankt, nur etwa alle sieben Jahre erleben. Dann nämlich, wenn der fixe Wallfahrtstag, der 30. April, auf einen Samstag, einen Sonntag oder einen anderen Feiertag fällt. Wenn dann auch noch herrliches Wetter angesagt ist, strömen Touristen von nah bis fern nach Andechs. Sehr viele davon wollen lediglich oben im Bierstüberl oder auf den Terrassen eine Bierfahne und eine propere Schweinshaxn einfangen und den prächtigen Ausblick genießen. Die herrliche, im edlen Rokoko mit wunderschönen Altären ausgestattete Wallfahrtskirche wird dagegen leider allzu häufig für eine Art Museum gehalten und nicht für ein Gotteshaus mit großer Vergangenheit. Darum ist es andererseits gerade an solchen Touristentagen besonders notwendig, dass inmitten des Trubels ein betender Pilgerzug wie der unsere, von einem Träger des Kreuzes angeführt, davon Zeugnis ablegt, dass der „Heilige Berg“ in der Tat noch heute in erster Linie ein heiliger Ort ist, in dessen Kirche die Gläubigen regelmäßig ihre Gottesdienste feiern. Vielleicht sind ja ein paar Tagesausflügler und Touristen vom Pilgerzug nicht nur überrascht, sondern ein paar Minuten lang nachdenklich geworden.
Vor der Eingangstüre zur Kirche empfing die Wallfahrer wie gewohnt unter vollem Glockengeläut Frater Leonhard, der die Feldmochinger/Fasanerier Wallfahrer seit 15 Jahren betreut, ausgestattet mit einem großen Weihwasserkessel, den er bei der großen Gruppe auch gut gebrauchen konnte.
Die 300 Jahre alte Feldmochinger Votivkerze
Heuer hatte Frater Leonhard am dafür vorgesehenen Platz links vor dem Hauptaltar mit der vergoldeten Mutter Maria und dem Jesuskind, dem berühmten Gnadenaltar, gleich zwei Votivkerzen aufgestellt. Von den zwei im Wachskeller der Wallfahrtskirche seit Jahrhunderten verwahrten Feldmochinger Votivkerzen stand die Kerze mit dem Bildnis des hl. Nikolaus aus dem Jahre 1717 da. Rechts neben der Feldmochinger Jubiläumskerze stand eine Schwesterkerze, etwas größer, aber mit dem fast gleichen Blumendekor geschmückt. Diese Kerze hatten im selben Jahr Pilger von der kath. Pfarrkirche St. Michael in Schwabmünchen bei Augsburg wie die Feldmochinger nach Andechs gebracht und sie dort den Benediktinern auf ewig anvertraut.
300 Jahre ist die Feldmochinger Votivkerze heuer alt – man stelle sich nur einmal vor, wie beschwerlich und gefährlich damals der lange Fußmarsch unserer Vorfahren mit dieser Kerze von Feldmoching bis nach Andechs und wieder heimwärts war. Heute ist alles schon sehr viel bequemer.
Die Wallfahrt 2017 begleitete Geistlicher Rat und Dekan Johannes Kurzydem. In seinen Begrüßungsworten an die Wallfahrer und an die zahlreichen weiteren Gottesdienstgäste im hinteren Bereich der Kirche wies der Herr Pfarrer auf dieses denkwürdige 300. Kerzenjubiläum hin.
Eindrucksvolle Predigt im Wallfahrtsgottesdienst
In seiner Predigt interpretierte Pfarrer Kurzydem die Emmausgeschichte im 24. Kapitel des Lukasevangeliums, in der die beiden Jünger auf ihrem Weg zwar angeregt mit dem auferstandenen Jesus sprachen und ihn sogar in ihr Haus einluden, ihn aber nicht als den Auferstandenen erkannten.
Analog dazu ging es Pfarrer Kurzydem um „das Miteinanderreden“ und darum, sich besser zu verstehen. Zu viele Menschen – Kinder wie Erwachsene – haben es offenbar verlernt, miteinander zu reden, auch über den Glauben und über ihr Leben. Ständig die Berieselung durch Fernsehen, Radio und Internet; Tabletts und Smartphones, wohin man blickt. Und doch herrscht mehr und mehr Sprachlosigkeit. Über den Glauben reden? Sei das etwa peinlich, auch in der Familie? Begreifen wir nicht, was heute geschieht? Wir müssen miteinander darüber reden! In den Familien, in den Gemeinden. Wir müssen darüber reden, was in der Welt geschieht. Wir müssen unseren Glauben noch besser verstehen. Wir müssen uns mit der realen Gegenwart in unserem Glauben auseinandersetzten. Haben wir den Mut, darüber zu sprechen, zu fragen und miteinander im Glauben zusammenzustehen!!
Ja, derartige Gedanken über ein besseres und verständnisvolleres Miteinander gehören auch zu einem Wallfahrtsgottesdienst!
Zu einer bayerischen Wallfahrt gehört die leibliche Stärkung
Dem einstündigen Gottesdienst folgte der profane, kulinarische zweite Teil, der zu einer bayerischen Wallfahrt einfach dazugehört. Im reservierten Bierstüberl sorgte dann allein schon das süffige Klosterbier für genügend Redseligkeit unter den Gästen beziehungsweise Wallfahrern. Aber auch der gesellige Teil fand sein Ende und um 18.30 Uhr endete die Wallfahrt am Gottesackerweg und auf dem Parkplatz von St. Christoph. Schön war`s wieder! Reinhard Krohn
Fotostrecke mit Impressionen der 15. Wallfahrt neuerer Zeitrechnung