„A gmahde Wiesn“ ist der Bundestagswahlkampf im Münchner Norden für die SPD nicht. Obwohl sich mit dem CSU-Bundestagsabgeordneten Johannes Singhammer ein aufs beste vernetzter Politiker aus der Politik zurückzieht und obwohl der SPD-Bundestagsabgeordnete für den Münchner Norden, Florian Post, inzwischen auf vier Jahre Erfahrung im politischen Berliner Geschäft zurückblicken kann. Ein wenig prominente Wahlkampfhilfe durch Zugpferd Christian Ude, in Bayern immer noch der bekannteste SPD-Politiker, kann da nicht schaden. Bei einem Pressetermin stellte sich das Wahlkampfteam um den Bundestagsabgeordneten Florian Post vor.
Politischer Wahlkampfleiter mag er sein, Ideengeber und politischer Berater, nicht aber Wahlkampfmanager. Denn acht Stunden am Tag wieder in einem Büro Plakatkleber, Druck- und Pressetermine … zu koordinieren, das mag Rentner Ude denn doch nicht mehr. Ude und Post stehen schon seit September letzten Jahres in sehr engem (telefonischen) Dialog über Themen und Veranstaltungen, neue Formate und Strategien. Denn Wahlkampf bedeutet tägliche Reaktion auf Themen und Gegner.
Ude: „Wir haben hier hart zu arbeiten“
Ude jedenfalls sieht es schon mal als gutes Omen, dass der Bundestagswahlkampf von Post offiziell dort startet, wo auch er seine OB-Wahlkämpfe begann (und dann jeweils am Tag nach dem Wahlsieg feierte): im Spatenhaus gegenüber der Oper. Der Alt-OB scheint seine Aufgabe sichtlich zu genießen – schließlich mache er Wahlkampfhilfe schon seit über 50 Jahren, seit der Zeit, als er für Jürgen Böddrich Veranstaltungen an Gymnasien und der Uni organisierte. Damals übrigens noch als Nicht-SPD-Mitglied.
Ude jedenfalls sieht eine realistische Chance, dass Florian Post das Direktmandat im Münchner Norden für die SPD zurückerobern könne, das Johannes Singhammer bei den letzten zwei Wahlen für die CSU holte. Wenn es der SPD wo in Bayern gelinge, ein Direktmandat zu erringen, dann im Münchner Norden, wo 1976 und 1980 schon Hans-Jochen Vogel selbiges gelang und die soziologischen Voraussetzungen am besten seien. Auf jeden Fall sei Post inzwischen mehr verankert im Münchner Norden als der CSU-Konkurrent Loos, der aus Grünwald komme. Aber die CSU werde sich schon etwas gedacht haben bei diesem Kandidaten, so Post.
SPD zeigt Präsenz im Netz und im Biergarten
Das Team Post/Ude hat sich eine vielfältige Wahlkampfstrategie mit zum Teil unkonventionellen Formaten ausgedacht. So werden in den nächsten Monaten Post und Wahlkampfleiter Ude durch die zahlreichen Biergärten des Münchner Nordens touren (wird im Vorfeld jeweils durch, wie es geheimnisvoll hieß, „besondere Plakate“ angekündigt), um dort in geselliger Runde zwanglos mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Dämmerschoppen nennen die beiden das Format, was sich bei einem Sommerwahlkampf geradezu anbiete.
Zweitens wollen sie in Vorträgen und kontroversen Diskussionen auch mit auswärtigen Gästen drängende politische Frage aufgreifen wie die Griechenlandkrise und die Terrorbekämpfung. Los geht’s am 9. Mai im Alten Wirt in Moosach mit dem Thema „Türkei! Was jetzt? Wie soll Europa regieren? Wie steht es um die Integration?“
Junge IT-Spezialisten werden drittens den Wahlkampf ins Internet, in die sozialen Netze tragen und dort für Präsenz sorgen.
Viertens, und darauf ist Ude besonders stolz, gibt’s die/der „Münchner Post“, von der die anwesenden Pressevertreter gleich druckfrische Exemplare ausgehändigt bekamen. Die „Münchener Post“ war eine von 1888 bis 1933 in München verlegte sozialdemokratische Zeitung. (Dazu Ude witzelnd: Man stelle sich vor, das war eine Tageszeitung und die SPD ist jeden Tag fertig geworden!“) Ude hat die „Münchner Post“ 1970 übrigens als sozialdemokratische Monatszeitung wieder aufleben lassen. Bis 1990 war er deren ehrenamtlicher Redaktionsleiter. Mit der/die „Münchner Post“ könne man mehr veröffentlichen als auf einem Flugblatt, erläutert Ude. Dass der Medienprofi bei der „Münchner Post“ seine Finger im Spiel hatte, ist unschwer zu erkennen.