Da hatte es Petrus fast ein bisschen zu gut gemeint: Zum diesjährigen Lesefest an der Grundschule Feldmoching am Donnerstag, den 22. Juni brannte die Sonne gar unbarmherzig vom blauen Himmel, auf dass das Thermometer auf über 30 Grad kletterte. Gut, dass der große Pausenhof genügend schattige Stellen für die sechs Stationen mit Aktionen bot. Und die vielen Mamas und etlichen Papas wie auch Opas und Omas konnten sich ebenfalls auf Biertischgarnituren unter Bäumen niederlassen.
Das Lesefest, organisiert vom Förderverein der Schule in Zusammenarbeit mit dem Elternbeirat (AK Lesen) und dem Hort (unter der Leitung von Maria Hausinger), stand heuer unter dem Motto „Träume“. Gute Träume, schlechte Träume. Rätselhafte Träume. Der Traum ist seit der Antike ein wichtiges Motiv in der europäischen Literatur. Und so konnten die Schülerinnen und Schüler an diesem Nachmittag eintauchen in verschiedene Traumwelten. Monika Nitschke etwa las ihnen bei der „Leseinsel“ schön schaurig, mit entsprechender Mimik sowie Gestik und spannungsgeladenem Timbre in der Stimme beispielsweise aus dem „Kleinen Vampir“ vor. (Weitere Vorleserin: Conny Reverey.)
An einem anderen Stand (Jakob Reinhard) konnten die Kinder eigenhändig feine Sphären- beziehungsweise Glasmusik erzeugen, indem sie mit feuchten Fingern über den Rand von acht nacheinander aufgereihten, unterschiedlich mit Wasser gefüllten Römergläsern strichen. Physik anschaulich haptisch, Tonerzeugung durch Reibung, die feinen Schwingungen spürbar. Die Gläser mit mehr Wasser klangen tiefer, weil mehr Flüssigkeit mitbewegt werden musste und durch sie die Trägheit erhöht wurde. Die Frequenz wurde folglich erniedrigt.
An der dritten Station (Claudia Hauptvogel) durften die Schulkinder einen Traum oder einen Wunsch aufschreiben und den Zettel an einen bunten Luftballon hängen. Die entschwebten dann lassen (entsprechend befüllt von Christian Huber & Richard Sammer) um 16.30 Uhr, gemeinsam losgelassen, in den blauen bayerischen Himmel, auf dass die geäußerten Wünsche auch wirklich alle in Erfüllung gehen mögen.
Wenig Menschen, viel Essen, viele Menschen, wenig Essen
In welch einem Schlaraffenland aus unzähligen Produkten und allzeit verfügbaren Lebensmitteln wir in Deutschland leben, das erfuhren die Kinder am Eine-Welt-Stand (Monika Pech und Andrea von Raffay). Während deutsche Kleinfamilien Essen im Übermaß haben und ob der Flut an billigen Lebensmitteln diese gar achtlos wegwerfen, gibt es in Mali für die Großfamilien zum Trinken und Kochen nur Wasser aus dem Dorfbrunnen sowie zum Essen Mais, Hirse, gedämpften Reis und Dörrfisch (letzteres mussten die beiden Mitarbeiterinnen vom Eine-Welt-Laden erst einmal den Kindern erklären). Wobei die Kinder, wie sie eifrig erzählten, auf Malzbier und Rotwein gut und gerne verzichten könnten (und womöglich auch noch auf das ein oder andere Gemüse!?).
Traumfänger für schöne Träume
Eine besonders lange Schlange stand den ganzen Nachmittag über bei der Bastelstation (Simone Witschel, Ingrid Zech) an, durften die Mädls und Jungs dort doch ein Traumfängerchen basteln, das, übers Bett gehängt, den Schlaf verbessern soll, indem es die schlechten Träume in seinem Netz einfängt (auf dass sie die Morgensonne dann vernichtet) und die guten Träume durchlässt. Das indianische Kultobjekt wurde in Feldmoching allerdings nicht aus Weide gebastelt, sondern aus bunten Pfeiferputzern und statt eines Netzes aus Darmschnur oder Sehnenfaden verarbeitete man eine ganz gewöhnliche Schnur. Perlen und Federn schmückten aber auch hier die Traumfänger.
Labyrinth der Träume
Die Hortgruppe um Maria Hausinger hatte sich in der Spielplatzecke ein besonderes Traumlabyrinth ausgedacht, so richtig schön zum Gruseln. Mit verbundenen Augen ging’s für die tapferen Kinder an Ariadnes Faden durch Hecken und Büsche, begleitet von Geräuschen, bespritzt mit Wasser und ekelige Dinge ertastend wie einen nassen Lappen. Das üppige Kuchenbuffet, die beliebten kalten Getränke und die Bücherbörse (Solveig Beck) mit günstigen gebrauchten Büchern, deren Preis nach Gramm taxiert wurde und deren Erlös zugunsten der Schulbibliothek ging, wollen wir nicht unerwähnt lassen, trugen doch auch sie zum Gelingen des schönen, gut besuchten Lesefestes bei.
Impressionen vom Lesefest 2017