Im Stadtteil Feldmoching sind die früher so häufigen Rauchschwalben in den vergangenen Jahren immer seltener geworden. Doch diejenigen, die uns treu blieben und die Gefahren auf ihren sehr langen Flügen in ihre Winterquartiere ins südliche Afrika und zurück überleben, kehren jedoch alle Jahre im Frühjahr wieder heim in ihre heimischen Ställe, Scheunen und sonstige Gebäude, um hier wieder ihre Nester zu beziehen, zu brüten und ihre Jungen aufzuziehen.
Heute können wir uns im Altdorf Feldmoching nur noch über ganz wenige kleinere Schwalbenkolonien freuen, eine darunter fanden wir in den Stallungen des Hofes der Familie Obersojer im Ortsteil Untermühle, eine andere am Haus der Familie Enter an der Feldmochinger Str. Zu diesen verbliebenen Rauchschwalbenkolonien gehören jeweils mehrere Nester, womit sie wohl die größten in Feldmoching sein dürften. In früheren Zeiten, als Feldmoching noch ein richtiges Bauerndorf mit mehreren Dutzend kleiner bis größerer Bauernhöfe war, in denen noch viele Tiere in den Stallungen standen, waren die Schwalben am oder in den Gebäuden fast überall anzutreffen. Die Schwalben galten früher bei den Menschen als wohlgelittene Glücksbringer und ihr Eintreffen im Frühjahr wurde als Zeichen für bessere Zeiten gefeiert. Heute hat sich viel geändert. Anders als in den noch ländlichen Gebieten außerhalb der großen Städte und dichten Besiedlungen leben in unserem längst urbanen Stadtbezirk mit ganz wenigen Ausnahmen keine landwirtschaftlichen Tiere mehr. Und wo dieses landwirtschaftliche Milieu nicht mehr gegeben ist, bleiben in der Folge die Schwalben, aber auch die Spatzen und weitere der kleinen Kulturfolger weg. Speziell den Schwalben geht dann nämlich ihr notwendiges Baumaterial für die Nester aus. Auch finden sie keine geeigneten Niststellen an oder in den Gebäuden mehr. Und immer offene Einflugmöglichkeiten in etwa noch geeignete Gebäude gibt es ebenfalls kaum noch. Weiterhin werden die Insekten auf den Feldern, die ihre Nahrungsgrundlage darstellen, immer weniger. Leider fallen auch viele der Schwalben wie andere Singvögel den Rabenvögeln (u. a. den Elstern), deren Population ja stark zugenommen hat, sowie den Greifvögeln zum Opfer.
Die „Kulturfolger“ brauchen ein noch ländliches Milieu
Den ganzen Sommer über bis zu ihrem Abflug in den Süden Afrikas Anfang Oktober herum ruhen die munter zwitschernden Vögel auf Stromleitungen beziehungsweise anderem oder sie überfliegen das Viertel in hoher Geschwindigkeit (bis zu 80 km/h!), um meist im Tiefflug über den Feldern, Grün- und Wasserflächen nach Mücken und anderen Insekten zu jagen. In Blitzgeschwindigkeit fliegen sie durch geöffnete Türen oder Fenster, hin zu ihren innenliegenden Nestern. Selbst gekippte Fenster sind für diese Flugkünstler keine Hindernisse.
Die Rauchschwalben sind leicht erkennbar an ihrer glänzenden dunkelblauen Oberseite und ihrem weißen bis gelblichen Bauch. Kehle und Stirn sind kaminrot. Die langen gegabelten Schwanzfedern sind das besondere Kennzeichen dieser Vögel.
Die Rauchschwalbe ist ein „Kulturfolger“, sie folgt der für sie passenden Besiedelung durch den Menschen. In Stallungen, Scheunen und anderen Gebäuden, ja gelegentlich sogar in den landwirtschaftlichen Wohngebäuden, meistens jedoch außen am Dachgebälk, unter der Decke oder an der Mauer unter dem Dach bauen die Schwalben (das Pärchen gemeinsam!) ihre napfförmigen Nester aus kalk- oder tonhaltigem Erdmaterial, das sie mit ihrem Speichel und Stroh- oder Grasresten verstärken. Innen glätten sie die Wandungen und füllen sie sorgfältig mit Federn und anderem Weichmaterial für die Brut aus. Ihre Nester finden die Tiere alljährlich nach ihrer Heimkehr bei uns im März/April wieder und sie nutzen sie auch wieder für die neue Brut. In der Brutzeit von etwa April bis Anfang Oktober legen die Weibchen bis zu sechs hellbraun gefleckte Eier, die sie etwa 18 Tage lang bebrüten. Die Jungvögel sind dann nach etwa drei Wochen flügge. Sie werden aber noch weitere Tage von ihren Eltern außerhalb des Nestes weitergefüttert. Etwa 90% aller Paare brüten ein zweites Mal, einige wenige Paare sogar ein drittes Mal. Vorausgesetzt, die Tiere überleben ihre Fernflüge gut, können sie bis zu acht Jahre alt werden.
Die Schwalben schützen und ihnen behilflich sein
Die Rauchschwalben sind, wie die anderen Schwalbenarten, bundesgesetzlich geschützt. Es ist verboten, Tiere zu fangen, sie gar zu töten, die Brut zu entnehmen und die Nester zu entfernen. Wir haben Möglichkeiten, den Schwalben ihre Treue zu uns zu versüßen. Etwa, wenn man ihnen vorgefertigte Kunstnester an geeigneten Stellen befestigt, wenn man sie vor größeren Vögeln (auch vor Katzen) schützt, wenn man ihnen eventuell, auch für den Nestbau, in der Nähe eine kleine Schlamm- beziehungsweise Lehmgrube einrichtet und vor allem, indem ihnen eine dauernde Einflugmöglichkeit in ein – vielleicht ehemaliges, leer stehendes – Stallgebäude oder eine Scheune zugestanden wird.
Schließen wir diese wunderbaren, gefriederten Hausfreunde in unsere Herzen ein mit dem schönen Lied „Machen wir’s den Schwalben nach, baun wir uns ein Nest …“ aus der Operette „Die Csárdásfürstin“ von Emmerich Kálmán. Reinhard Krohn