Als Johanna Hofmeir vor einiger Zeit spät abends nach einem langen Arbeitstag heim kam, fand sie im Briefkasten neben Werbung und sonstigen Drucksachen einen Brief der Bundesministerin für Arbeit und Soziales vor.
Dessen Inhalt machte sie „total fassungslos“, so Johanna Hofmeir heute, wo sich alle Aufregung gelegt hat. In dem Brief stand, dass sie mit dem Bundesverdienstorden geehrt und zur feierlichen Verleihung nach Berlin eingeladen werde.
Bei dieser hohen Ehrung, so Johanna Hofmeir, lasse man in einer ruhigen Minute schon mal den beruflichen Werdegang Revue passieren. „Und wenn man dann nach langen, arbeitsreichen und nicht selten mit Wackersteinen bepflasterten Jahren einen solchen Höhepunkt wie ich mit dem Orden erreicht, dann findet man darin doch die Bestätigung dafür, dass der große Einsatz für bessere Lebensbedingungen benachteiligter Menschen, die der Hilfe dringend bedürfen, richtig war und ist.“ In ihre hohe Ehrung bezieht sie alle Mitarbeiterinnen, beruflichen Begleiter, Spender und Sponsoren sowie ihr Lebenswerk, den Lichtblick Hasenbergl, ausdrücklich mit ein. Ohne ihre hoch motivierten, engagierten und mitfühlenden Mitarbeiterinnen wäre ihr dieses Ergebnis, so Hofmeir bescheiden, nicht gelungen.
Das Projekt Lichtblick Hasenbergl ist einmalig
Die Einrichtung basiert auf dem von der studierten Sozialpädagogin Hofmeir seit 1993 entwickelten ganzheitlichen pädagogischen Programm, das auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen sowie deren Eltern im Hasenbergl Nord zugeschnitten ist. Das sind Menschen, die einen erhöhten Förder- und Fürsorgebedarf haben. Besonders Kinder und Jugendliche, die aus einem bildungsfernen und sozial labilen Familienumfeld kommen und denen die Vorbilder fehlen, sollen unter fachkundiger Obhut persönliche und soziale Kompetenz entwickeln, um eine Milieu-unabhängige schulische wie berufliche Karriere mit erfolgreichen Abschlüssen zu schaffen. Dieses ganzheitliche Sozialprojekt vom Kleinkind bis zum Azubi ist bis heute einmalig. „Unser Konzept passt in keine Schublade herkömmlichen Denkens und Handelns“, meint Hofmeir. Im Lichtblick Hasenbergl kommen heute Menschen aus rund 20 Nationen zusammen, natürlich auch Deutsche. „Da muss man schon genauer hinschauen, was am Dringendsten gebraucht wird.“
Vor 20 Jahren kam Hofmeir ins Hasenbergl
Als Hofmeir nach ihrer achtjährigen Ausbildung von der Erzieherin bis zum Abschluss eines sozialpädagogischen Studiums beruflich loslegen wollte, reiste sie an einem trüben Novembertag 1993 aus ihrer Heimat in der Holledau erwartungsvoll zur ersten Bewerbung in den Münchner Stadtteil Hasenbergl, genauer gesagt zum kath. Pfarramt Mariä Sieben Schmerzen. Ohne fremde Hilfe hätte sie ihr Ziel wohl nicht erreicht und obwohl die Stelle einen großen, nur wenig differenzierten sozialen Betreuungsbogen umspannte, nahm sie voller Tatendrang an. „Ich sah Kinder und Jugendliche auf der Straße herumlungern“ so Johanna Hofmeir. „All diese liebenswerten jungen Menschen sollten in unserer Gesellschaft ihre Chance erhalten!“
Der Weg begann steinig und nicht ohne Widerstand
Anfangs hatte sie mit den Folgen der bis dato wenig effizienten Integrationspolitik für Migranten und andere benachteiligte Menschen zu kämpfen. Und nicht allen Vorgesetzten und Projektbeteiligten waren die Konzeptvorstellungen ihrer neuen Sozialpädagogin geheuer. Doch mit Mut, Einfall, Menschenliebe, Ausdauer, der Einsicht höherer Stellen und mit Hilfe engagierter Persönlichkeiten fanden sich Träger und Geldgeber für die Errichtung der sozialpädagogischen Einrichtung Lichtblick am Hasenbergl. Im Jahr 1995 übernahm die kath. Jugendfürsorge die Trägerschaft der Institution. Dennoch ist der Lichtblick Hasenbergl auch heute noch neben festen Finanzhilfen auf Spenden angewiesen. „Alljährlich beginnt auf’s neue der Kampf um die Finanzierung und die Suche nach Spendern und Sponsoren“, berichtet Hofmeir. Doch das Geld ist bestens angelegt. „Was wir heute für unsere förderungsbedürftigen Kinder und Jugendlichen ausgeben“, so Hofmeir, „das ersparen wir später diesen Menschen und unserer Gesellschaft an Chancenlosigkeit, Frust und Leid, an langfristigen Sozialkosten und Schlimmerem.“
In diesem Sinne herzlichen Glückwünsch und weiter viel Kraft für das gemeinnützige Engagement.