Trotz allgemeiner Urlaubsstimmung, trotz lauer Sommernacht mit vielen „Events“ allerorten und trotz kurzfristiger Ortsverlegung kamen am Montag, den 31. August immerhin an die 40 Bürger zur Diskussionsrunde mit dem wahlkämpfenden SPD-Gespann Ude/Post. (Etliche davon waren allerdings Parteimitglieder.) Es ging an diesem Abend natürlich vor allem um die „große“ Politik, schließlich ist Bundestagswahlkampf und Post kämpft um seine Wiederwahl. Mit der schlechten Gymnasialversorgung im 24. Stadtbezirk und insbesondere in Feldmoching kam an diesem Abend aber auch ein lokales Problem zur Sprache. Denn: 26 Feldmochinger Kinder gehen im kommenden Schuljahr nach Unterschleißheim aufs Gymnasium, weil sie an Münchner Einrichtungen abgelehnt wurden.
Wer Kinder habe, der sei ständig am Kämpfen, klagte eine anwesende Mama: Zunächst kämpfe man um ein Krankenhaus und eine Hebamme, dann um einen Krippen- und später um einen Kindergartenplatz, dann um einen Hortplatz in der Grundschule und nun um einen Platz in einem Gymnasium.
Die Situation: Die sonst gängigen Gymnasien für Kinder aus dem 24. Stadtbezirk wie das Moosacher- und das Lion-Feuchtwanger-Gymnasium, aber auch das neue Gymnasium München Nord haben mangels freier Plätze die Kinder aus Feldmoching abgelehnt, denn sie liegen nicht mehr in ihrem Radius, den sie unbedingt aufnehmen müssen. Im Gegensatz zur Grundschule gibt es hier nämlich keine Sprengelpflicht. Viele Eltern weichen deshalb nach Unterschleißheim aus. Doch auch das Carl-Orff-Gymnasium ist zukünftig nicht mehr unbegrenzt aufnahmefähig, so erfuhren Eltern, weil im näheren Umkreis selbst viel neu gebaut wird und damit junge Familien zuziehen. Mamas, deren Kinder demnächst ins Gymnasium wechseln werden, haben sich deshalb zu einer Initiative „Gymn 24“ zusammengeschlossen, um gerade in Wahlkampfzeiten auf ihre Misere aufmerksam zu machen und Unterstützung seitens der Politik zu erhalten. Denn der Hinweis darauf, dass das Schulthema ein langes sei, dass man unglücklich sei, dass auch im zweiten Schulbauprogramm kein weiteres Gymnasium im Münchner Norden (=an der Bergwachtstr.) aufgenommen sei, dass man aber weiter dafür kämpfen werde und dass man dazu vor ein paar Wochen noch einmal einen Antrag im Stadtrat eingebracht habe, hilft den Eltern natürlich in ihrer jetzigen Situation nicht. Bis ein neues Gymnasium gebaut ist, vergehen viele Jahre, wenn nicht gar ein Jahrzehnt. Ein Bürger bemerkte deshalb treffend: „Dieses Thema wurde schon vor 25 Jahren verpennt. Die Stadtverwaltung hat verschlafen, dass sich auch der Münchner Norden entwickelt hat.“
„Wenn man nicht mit der Fraktion stimmt, bekommt man schon Druck“
Ansonsten ging es an diesem Abend vor allem um „größere“ Themen: etwa um Flüchtlinge & Integration und in diesem Zusammenhang vornehmlich um Christian Udes neues Buch „Die Alternative oder: Macht endlich Politik!“. Das wird ja von vielen Seiten gescholten und Ude, seit 1966 überzeugtes SPD-Mitglied mit Grundfesten, plötzlich in die rechte Ecke gestellt, nur weil er einige heikle Fragen aufwirft, wie: Gibt es tatsächlich ein Zuzugs- & Bleiberecht für alle oder hat Weltoffenheit auch Grenzen? Und wie sieht es mit unserem Asylrecht aus, wenn womöglich demnächst ehemalige IS-Kämpfer zu Zehntausenden in Europa um Asyl bitten, weil sie, nach dem Fall ihrer letzten Hochburgen, in ihrer Heimat verfolgt werden?
Im Frage-Antwortstil arbeitete das Tandem ferner Fragen nach Post Stellung zur Energiepolitik ab (seinem Schwerpunktthema in Berlin), nach seiner Forderung „kostenlose Kita für alle“ und ob er als Abgeordneter ein eigenes Profil haben kann/darf oder ein Opfer der Fraktionsdisziplin ist.