Am Sonntag, den 3. September fand vor der barocken Kulisse von Schloss Schleißheim die 10. Reiter- und Kutschengala statt, heuer allerdings ohne die edle Reiterschar des bayerischen Schleppjagdvereins und ohne dessen muntere Meute, dafür erweitert um ein Churbayerisches Freudenfest, das einen Vorgeschmack geben soll auf das geplante große Churbayerische Spektakel im nächsten Jahr. Leider spielte das Wetter nicht mit, um 14.30 Uhr ergoss sich eine wahre Sintflut über den weitläufigen Schlosspark, auf dass viele Besucher das Weite suchten.
Für die Besitzer der 28 historischen Gespanne begann der Tag früh, denn sie mussten ihre Gefährte bereits ab 10 Uhr vor Schloss Lustheim einer Jury präsentieren, die die restaurierten Kutschen kritisch hinsichtlich ihrer historischen Authentizität beurteilte und die Anspannung unter die Lupe nahm. Vor dem Neuen Schloss stellten Toni Bauer und Anette Mezger dann wieder sachkundig und amüsant dem interessierten Publikum die verschiedenen Kutschentypen – vom amerikanischen Buggy bis zum Vis à vis für die repräsentative Ausfahrt im Park, vom Gäu- beziehungsweise Laufwagerl zum Phaeton in den verschiedensten Ausprägungen, vom Landauer bis zum Esterhazy – und deren Besonderheiten vor. Denn es reicht nicht, die alten Kutschen liebevoll bis ins letzte Detail zu restaurieren. Auch das Geschirr, die davor gespannten Pferde, ja selbst die Kleidung des Fahrers müssen bis ins letzte Detail stimmig sein. Hält etwa die Dame die Leine in Händen, dann sollte es sich hierbei um eine etwas schmalere Damenleine handeln. Handschuhe bitte nur aus naturfarbenem Hundeleder, damit nichts auf die Hände abfärbt. Denn man möchte ja so sauber, wie man auf den Kutschbock stieg, ankommen. Daher auch die „Bockdecke“. Und bitte insgesamt nur drei Farben beim kompletten Gespann verwenden, zwecks der harmonischen Ruhe. Daher sollten auch die Knöpfe an den Livrees der Bediensteten mit den Pferdebeschlägen übereinstimmen! Der „letzte Schrei“: Monogramm des Besitzers auf den Scheuklappen und Rosetten der Pferde.
Historische Kutschen und Reiter erinnern an fürstlichen Glanz
Ein Gesamtkunstwerk sollen nicht nur die Gespanne und ihre Fahrer abgeben sowie die edlen ReiterInnen und die Vertreter der bayerischen Kavallerie in ihren Originaluniformen, die eine kleine Kostprobe früherer Kavallerieexerzierübungen gaben. Auch die Reiter- und Kutschengala selbst soll mit dem Churbayerischen Freudenfest zu einem barocken Kunstwerk werden. Der Historiker Marcus Junkelmann, der über Kurfürst Max Emanuel als Feldherr promovierte, will 2018 nämlich die Besucher in die monumentale barocke Kulisse von Schloss Schleißheim entführen. Und quasi als Vorgeschmack, als kleine Kostprobe auf das große Spektakel im nächsten Jahr gab’s heuer schon mal ein Fasnachtsturnier, eine höfische Modenschau, höfische Barockmusik, höfischen Tanz … gekrönt spätabends von einem Feuerwerk.