Am 15. September tagte das Preisgericht zum städtebaulichen Wettbewerb für die Nachverdichtung im Bereich Link-/Harpprecht-/Schleißheimer Str./Dülferwiese am Hasenbergl. Im Rennen waren zehn Architekturbüros. Es gewann der Entwurf von Querkraft Architekten aus Wien. Ein zweiter Preis wurde an Fink und Jocher aus München vergeben. Die beiden Entwürfe kommen, wie auch der 3. Preis, als einzige ohne die umstrittene Aufstockung der bereits bestehenden Zeilenhäuser aus. Die Entwürfe können noch bis zum 29. Oktober im Planungsreferat in der Blumenstr. 28b besichtigt werden, jeweils 8 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Bekanntlich will die GBW Portfolio 1 GmbH in diesem Areal nachverdichten. Der Siegerentwurf sieht vor, statt die fünf Zeilenbauten aus den 1960er-Jahren zu erhöhen und damit EG-Wohnungen zu beschatten, an deren östliche Enden mal mehr, mal weniger anzubauen, und das mal mehr (zweimal 8 Stockwerke), mal weniger hoch (zweimal sechs-, einmal siebenstöckig).
Die neuen Gebäude sollen eine Tiefe von in etwa 10,5 m haben, mit „durchgesteckten“ Wohnungen und der Erschließung über 2,5 m breiten „Lauben“gängen. Nach Ansicht der Architekten können die notwendigen Treppenhäuser und Kerne von den Bestandsgebäuden mitgenutzt beziehungsweise müssen ergänzt werden. In den Wettbewerbsunterlagen steht auch: Die Anordnung der Treppenhäuser ermögliche eine spätere Aufstockung der bestehenden fünf Zeilenbauten, denn die sind im Westen „nur“ vierstöckig und steigen nach Osten hin auf fünf Stockwerke an. Aus dem Umfeld der GBW war allerdings zu vernehmen, dass diese die Aufstockung ad acta legt und lieber in ein paar Jahrzehnte die dann völlig veraltete Bausubstanz abreißen will, um neu gleich höher zu bauen. Bei der öffentlichen Vorstellung des Siegerentwurfs betonte denn auch Stadtbaurätin Elisabeth Merk, dass der Entwurf Raum für weitere Entwicklungen lasse.
An der Schleißheimer Str. wird massiv verdichtet
An die vier, derzeit recht schlanken, wenn auch achtstöckigen Punkthäuser entlang der Schleißheimer Str. wird jeweils gen Norden hin an deren jeweiliger Brandwand massiv angebaut, auf dass sich deren Baumasse mehr als verdoppelt. Aufgrund der massiven Bebauung auf der anderen Seite der Schleißheimer Str. – Stichworte: Mira, BOS/FOS – sah die Jury darin eine gelungene Antwort und eine in die Zukunft weisende neue Formensprache für das Hasenbergl. Auch die Erschließung dieser Neubauten soll über die bestehenden Treppenhäuser erfolgen. Und die Architekten versprechen, dass es keine Beeinträchtigung von Fassaden mit Fenstern geben wird. Die Erdgeschosse sollen jeweils offen gestaltet werden, um Raum für gemeinschaftliches Leben zu lassen.
Mit dem Entwurf schaffen die Architekten eine Gesamtgeschossfläche von 52.280 qm, die zweitniedrigste im Wettbewerb. Der mit dem dritten Preis ausgezeichnete Entwurf ist in diesem Punkt mit 56.020 qm dagegen Spitze und kommt mit seinen neugeplanten 28.940 qm schon fast an eine Verdoppelung der Geschossfläche heran. Der Bestand umfasst nämlich 30.620 qm. (Drei der eingereichten Entwürfe sahen übrigens einen Abriss von Teilen des Bestands vor.) Die GFZ beträgt damit beim Siegerentwurf 1,17 (3. Preis: 1,26). Freifinanziert werden 60 % der Wohnungen, 40 % sind sogenannte „EOF-Wohnungen“, bei denen die Mieter einkommensorientiert eine „Zusatzförderung“ für die Miete erhalten.
Nötige Stellplätze sind ob der Dichte kaum mehr unterzubringen
Im Süden, zwischen der Dülferwiese und dem ersten Zeilenhaus ist noch eine freistehende Kindertagesstätte eingeplant, mit südwestorientierten Außenspielflächen – auf dass auch diese Baumaßnahme weitere Bäume kosten wird. Die Jury bewertete dies aber offensichtlich als kleineres Übel, denn die anderen Entwürfe sehen in gefährlicher Nähe zur Dülferwiese teils bis zu zehnstöckige neue Hochhäuser vor.
Was bei allen Entwürfen schlecht ist und von der Jury bemängelt wurde, ist die Stellplatzlösung. Da die 187 Bestandsstellplätze an der Linkstr. und im Binnenbereich des Areals entfallen und diese kompensiert werden müssen, für die neuen Wohnungen in jedem Fall über 200 neue Stellplätze entstehen müssen (bei den geförderten EOF-Wohnungen wurde der Stellplatzschlüssel wieder auf 0,8 abgesenkt), tut sich jeder Entwurf schwer, dies technisch irgendwie zu realisieren. Erreicht werden soll dies über Duplexgaragen in der Tiefgarage! Die Wiener Architekten empfahlen bei der Ausstellungseröffnung ob der U-Bahn-nahen Lage eine Absenkung des Stellplatzschlüssels, wie dies in Wien oft gemacht werde. Sie vergaßen aber zu erwähnen, dass in Wien der öffentliche Nahverkehr von der Politik radikal verbilligt wurde: Ein Jahresticket kostet dort exakt 365 Euro!