Der 24. Stadtbezirk hat viel zu bieten: Seen, Felder und die A99, Hochhäuser und Bauernhöfe, Keltengräber, mit St. Peter und Paul eine katholische Kirche, die eine lang zurückreichende Geschichte hat … Auch musikalisch lässt sich im 24. Stadtbezirk ein großer Spannungsbogen schlagen: von der bayerischen Volksmusik bis zur Klassik, vom Solisten bis zum Männerchor (der schon mal beim „Tatort“ mitwirken sollte), vom großen Konzertflügel bis zur kleinen Okarina. All das war am Sonntag, den 29. Oktober im Theatersaal des Augustinums vertreten und ergab eine rundum schöne Veranstaltung. Premiere gelungen. Fortsetzung gewünscht.
Bei der ersten Veranstaltung dieses Formats, organisiert vom Arbeitskreis Kultur und Stadtteilaktivitäten sowie dem Augustinum München-Nord, war der große Theatersaal, zumindest im ersten Teil, so gut wie vollbesetzt. Kein Wunder: Kam an diesem Nachmittag doch musikalisch so gut wie jeder auf seine Kosten. Unterhaltsam und höchst professionell durchs abwechslungsreiche Programm geleitet wurden die Konzertbesucher von Daniela Kurz, seit 2014 Pressereferentin der Diakonie Hasenbergl und davor Moderatorin bei München.tv und beim Regional Fernsehen Oberbayern.
Die starke volksmusikalische Seite vertrat …
… zum einen der Feldmochinger Zwoagsang. Helga Betz und Gerhard Holz singen seit fast 30 Jahren miteinander (sind auch verheiratet, aber nicht miteinander) und gaben an diesem Nachmittag Gstanzln, Liedln sowie ein Couplet zum Mitsingen zum Besten. Volksmusik vom Feinsten spielte auch die Brücklmeier Musi. Die Formation, deren Mitglieder von Moosach bis zum Harthof kommen, wurde vor gut 30 Jahren gegründet. Sie beherrscht ein vielseitiges Repertoire, ist weit über den 24. Stadtbezirk hinaus bekannt und tritt zu vielen Gelegenheiten auf.
Weitreichend ist auch das Repertoire der Liedertafel Fasanerie (das jüngste Mitglied ist 28 Jahre, der Durchschnitt 70 Jahre – neue Mitglieder sind also herzlich willkommen) unter seinem langjährigen Dirigenten Christian Kelnberger. Die g’standenen 25 Männer (plus 56 passive, aber fördernde Mitglieder) singen von der klassischen Männerchorliteratur über das Volkslied und zeitgenössische populäre Kompositionen in englischer und italienischer Sprache bis hin zur geistlichen Chorliteratur alles, was ihnen als Notenblatt unterkommt. Und von wegen, dass in einem Männerchor der gemeinsame Gesang nur Feigenblatt für ausschweifende Saufgelage ist. Als die „Tatort“-Macher einmal einen Männerchor genau für dieses Klischee suchten, lehnte die Liedertafel dankend ab!
Zum Schmunzeln und exzellent vorgetragen war an diesem Nachmittag ihre „Diplomatenjagd“ auf Schloss Hohenhecke, bei der nicht nur Generalleutnant von Zitzewitz den Verlust seines Dackels zu beklagen hat, sondern auch ein Außenminister den Tod findet, weil der Ahnherr die Diplomatenjagd etwas zu wörtlich nimmt. (Das Weihnachtskonzert der Liedertafel findet übrigens am 17. Dezember um 17 Uhr in St. Christoph statt, zusammen mit dem Miniweihnachtsmarkt des Vereins Fasanerie aktiv.)
Und die klassische Seite des Nachmittags …
… verkörperte beispielsweise das Duo Susanne Heyng (Klavier) und Cordula Potthast (Oboe). Die beiden Damen interpretierten drei Romanzen von Franz Schubert. Susanne Heyng war in ihrer aktiven Zeit u. a. Sopranistin am Gärtnerplatztheater, heute genießt sie ihren Lebensabend im Augustinum, wo sie dank eines stummen Digitalpianos, bei dem die Musik nur über Kopfhörer zu vernehmen ist, auch weiter Musik zu jeder Tag- und Nachtzeit machen kann. Cordula Potthast arbeitet am Empfang des Seniorenwohnstifts.
Mit dabei war auch Carl Seebode, der heuer an der Musikhochschule München die Aufnahmeprüfung bestanden hat und nun Latein und Musik fürs Lehramt studiert. Er spielte zwei virtuose Stücke aus der modernen russischen Klavierliteratur. Die Geschwister Marco und Emma Liu, die bei der Musikschule Bilan von der Klavierpädagogin Maria Kravchuk unterrichtet werden, trugen mit „Tico – Taco“ nicht nur ihr vorgesehenes Stück vierhändig am Klavier vor, sondern sprangen, ganz ohne Lampenfieber, mit einem weiteren Stück für ein erkranktes Duo ein. Die beiden werden nach Weihnachten in der Sparte „Klavier vierhändig“ am Regionalwettbewerb von Jugend musiziert teilnehmen. Sehr gefühlvoll spielte sodann Isabella Bilan den Liebestraum Nr. 5 von Franz Liszt. Mit dem Kinderchor „Young Voices“, begleitet von einem Streicherensemble der Musikschule Bilan, mit dem Akkordeon-Duo Alexander Kaupert & Felix Meindorfer und vor allem mit der Popsängerin Kathrin Dudek, die zwei moderne Songs interpretierte und damit im nächsten Frühjahr das Casting für Voice of Germany „rocken“ will, reichte der musikalische Reigen des Nachmittags bis in die Jetztzeit. Ein langanhaltender Applaus war allen Mitwirkenden sicher und nicht unerwähnt lassen wollen wir, dass es in der Pause ein bayerisches Buffet mit Butterbrezn, Schnittlauch- und Griebenschmalzbrot gab, das das Augustinum den Besuchern gratis spendierte. Fazit: ein rundum gelungener Nachmittag, der unbedingt einer Fortsetzung bedarf.
Bilder von der Veranstaltung