Seit Jahren beklagen die Menschen im 24. Stadtbezirk, dass es kaum mehr Kinderärzte und immer weniger Hausärzte im Stadtbezirk gibt. Es gab immer mal wieder Vorstöße, etwa von Regsam oder seitens der Politik, beispielsweise vom CSU-Landtagsabgeordneten Joachim Unterländer. Geändert hat sich bislang nichts an der mauen Versorgungslage. OB Reiter hat nun in einem Brief an den Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern noch einmal auf dieses Ungleichgewicht zwischen schlechter Versorgunslage am Stadtrand und Zusammenballung von Ärzten in der Stadtmitte hingewiesen. Das betrifft insbesondere auch den 24. Stadtbezirk, wiewohl wir darin nicht erwähnt sind.
Oberbürgermeister Dieter Reiter wendet sich zur Sicherstellung der haus- und kinderärztlichen Versorgung in München mit einem Schreiben an den Vorsitzenden des Vorstandes der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern, Dr. med. Wolfgang Krombholz: „Die ungleiche Verteilung der haus- und kinderärztlichen Praxen über das Münchner Stadtgebiet sowie der zunehmende Ausdünnungsprozess des Versorgungsnetzes von den Stadträndern in Richtung Zentrum führen dazu, dass immer mehr Münchner Schwierigkeiten haben, wohnortnah einen Hausarzt oder einen Kinderarzt zu finden. Der Zusammenhang zwischen sozialer Lage und Gesundheitszustand wird dadurch noch weiter verschärft und den Bedarfen einer Großstadt wie München wird nicht ausreichend Rechnung getragen, obwohl die überörtliche Bedarfsplanung rechnerisch eine Überversorgung feststellt. So gibt es zum Beispiel in der Messestadt Riem keinen Kinderarzt, der die dort ansässigen Kinder und Jugendlichen versorgt. Bei den Hausärzten sind zum Beispiel in den Stadtbezirken Milbertshofen und Hadern Engpässe festzustellen.
Nicht nur die Facharztpraxen, sondern auch die haus- und kinderärztlichen Sitze konzentrieren sich in der Stadtmitte und in Stadtteilen mit überdurchschnittlich guter Sozialstruktur, sie fehlen gerade in den Stadtteilen, in denen aufgrund der Bevölkerungsstruktur ein besonderer Bedarf an wohnortnaher medizinischer Grundversorgung besteht. Im Hinblick auf das Bevölkerungswachstum und das Entstehen großer neuer Siedlungsgebiete, vor allem an den Stadträndern, ist diese Entwicklung gesundheits- und stadtpolitisch brisant. Nicht nur Gebiete mit Unterversorgung, sondern auch Ballungsräume mit rechnerischer Überversorgung benötigen dringend Instrumente der Gegensteuerung. Der Münchner Stadtrat hat sich deshalb am 27.09.2017 mit dieser Situation befasst und einstimmig den folgenden 4-Punkte-Plan verabschiedet:
1. Eine kleinräumigere Bedarfsplanung für die Landeshauptstadt München.
2. Eine Anpassung der Verhältniszahlen für die kinder- und hausärztliche Versorgung.
3. Eine gleichmäßigere Verteilung der kinder- und hausärztlichen Praxen über das Münchner Stadtgebiet.
4. Eine Stärkung des Mitspracherechts der Kommunen und ihrer Verbände in der Bedarfsplanung.
Aus Sicht einer Großstadt wie München ist vor allem eine kleinräumigere, am tatsächlichen Bedarf orientierte Planung wesentlich, um Versorgungsunterschiede auszugleichen. In die Teilungsüberlegungen sollten neben der räumlichen Ausdehnung auch Kriterien wie Einwohnerzahl, Sozialstruktur, lokale Demografie, Mitversorger-Beziehungen, sowie lokale und regionale Besonderheiten berücksichtigt werden. Darüber hinaus muss die Verlegung von Arztsitzen bedarfsgerechter gesteuert werden und Sitzverlegungen müssen eingeschränkt werden.“