In diesem Jahr konnten die zwei gemeinnützigen Einrichtungen der katholischen Pfarrgemeinde St. Peter und Paul Feldmoching, der Arbeitskreis „Eine Welt“ und der „Weltladen Feldmoching“, auf 30 respektive 25 Jahre ihres ehrenamtlichen Wirkens für benachteiligte und schuldlos verarmte Menschen in den südlich gelegenen, unterentwickelten Ländern zurückblicken.
Die Bilanz des „Eine-Welt“-Projekts nach diesen vielen Jahren ehrenamtlicher Arbeit fällt zwar – punktuell betrachtet – erfreulich positiv aus. Aber die Not und Bedürftigkeit der Menschen in vielen Teilen der Erde ist immer noch groß. Die mit viel Kreativität, Überzeugungsarbeit und unzähligen Entwicklungs- und Hilfeprojekten erreichten Erfolge vieler internationaler Organisationen ermöglichen den betroffenen Menschen in vielen Ländern zwar verbesserte Lebensumstände. Aber diesen Erfolgen stehen leider immer noch, ganz besonders sichtbar in den Unruhe- und Hungerregionen, große Nöte der von Bürgerkriegen, Umweltkatastrophen, Ausbeutung durch Diktatoren und rücksichtslose Rebellen, durch die Machenschaften von nach immer mehr Profit gierenden Großkonzernen (u. a. Bodenschätze, Überfischung der Gewässer, Gängelung der Landwirtschaft und unfairer Handel) und die allgemeine Unterentwicklung vieler Länder (der „Dritten“ Welt) und der dortigen Menschen ohne Perspektiven gegenüber.
Diese menschenverachtenden Ungerechtigkeiten abzubauen und den vielen Hundert Millionen unterdrückten Menschen mit Hilfe zur Selbsthilfe zu einem besseren Leben zu verhelfen, das sollte auch im Interesse einer gesicherten Zukunft der „reichen“ Länder liegen! Die Zeit drängt!
Erste Anfänge in den 1980er-Jahren
Aufgeschlossene wie entschlossene Mitglieder der katholischen Kirchengemeinde St. Peter und Paul gründeten bereits in den 1980er-Jahren den Arbeitskreises „Dritte Welt“ (heute „Eine Welt“), um die Partnergemeinde Sao Raimundo in der im armen Nordosten von Brasilien gelegenen Stadt Coroata zu fördern. Anfangs verkauften sie im Pfarrbüro fair gehandelte Produkte wie Kaffee, Tee und Honig und schickten die Erlöse nach Coroata.
Am 10. November 1992 konnte an der Josef-Frankl-Str. ein erster kleiner Weltladen in einem privaten Kiosk eröffnet werden, dem im Frühjahr 2006 ein neuer, größerer Laden, ebenfalls aus Privathand, gleich nebenan folgte. Träger des Weltladens Feldmoching ist der 1992 gegründete Verein „Partnerschaft statt Almosen e. V “, Verein für eine Welt.
2014 wurde der Feldmochinger Weltladen für seine Leistungen und mit der Anerkennung der weltweiten Standards der World Fair Trade Organization (WFTO) in diese Organisation aufgenommen. Die WFTO-Standards beinhalten zehn Kriterien, die die Mitglieder verbindlich erfüllen müssen. Im Wesentlichen geht es darin auf Grundlage des fairen Handels um verbesserte Chancen der dortigen meist kleineren Produzenten, um Transparenz, Verantwortlichkeit und faire Handelspraktiken und um die Zahlung fairer Preise. Weiter sind verboten: Ausbeutung, Zwangs- und Kinderarbeit sowie Diskriminierungen. Es geht um Vereinigungsfreiheit, um bessere Arbeitsbedingungen, um die Förderung der Fähigkeiten und Weiterbildung der Menschen, für Öffentlichkeitsarbeit und um den Umweltschutz. Wie in der gesamten internationalen Entwicklungshilfe geht auch in diesen Projekten die Förderung hin zur „Hilfe zur Selbsthilfe“ und „Erfolgsoptimierung durch und mit Gemeinschaftsprojekten“ nach dem Muster des hierzulande in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, einer Zeit großer Not in der Arbeiterschaft, bei den Handwerkern, den Kleinbetrieben und den Bauern, gegründeten Genossenschaftswesens (Prinzip: Einer für alle – alle für einen). Das Genossenschaftswesen konnte bis heute weltweit seine große volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung erhalten.
Mit dem WFTO-Emblem ausgezeichnet
Die Satzung des Vereins „Partnerschaft statt Almosen“ beinhaltet in ihrer Fassung von 1992 bereits die grundsätzlichen Standards der WFTO.
Die Mitgliedschaft in der WFTO und die damit verbundene Auszeichnung des Ladens mit dem „Weltladen-/WFTO-Emblem“ ist nach Überzeugung des langjährigen Leiters des Feldmochinger Weltladens Günter Hiegemann besonders wichtig für weiter erfolgreiche Bemühungen des ehrenamtlich arbeitenden Teams, den fairen Handel im Feldmochinger Weltladen zu erhalten und damit zu zeigen, das ein anderes – faires – Handelssystem möglich ist. Allein der immer größere Kreis treuer Stammkunden im kleinen Weltladen zeuge von einem gewachsenen Vertrauen in dieses ehrenamtliche Engagement.
Die Hilfen aus dem Arbeitskreis Eine Welt und dem Weltladen gehen aber nicht ausschließlich zur Partnergemeinde in Coroata, sondern auch in andere südliche Regionen, etwa nach Naturkatastrophen und bei anderen punktuellen Notsituationen.
Ein Blick in den Feldmochinger Weltladen
Der Feldmochinger Weltladen hat ein interessantes Sortiment an Köstlichkeiten, Geschenk- und Handwerksartikeln, das es sich anzuschauen lohnt. Und beim Anschauen kommen sicher die Kaufwünsche!
Das „Urangebot“ der ersten Jahre an Kaffees aus Afrika und anderen Ländern trifft mit neun Sorten und Zubereitungen (ganze Bohnen, gemahlen, Espresso) verschiedener Richtungen (von „aromatisch – leicht würzig“ bis hin zu „füllig – elegant“) sicher alle anspruchsvollen Geschmäcker. Die verschiedenen Tees aus Indien, Sri Lanka und Vietnam reichen von der klassischen Geschmacksrichtung bis hin zu aromatischen Gewürzmischungen und Kräutertees.
Weiter gibt es eine breite Auswahl an Schokolade, schokolierten Früchten, Schokoriegeln sowie Pralinen, Nüssen, Rosinen, Datteln, Feigen, verschiedene Reissorten, Vollzucker, Gebäcknaschereien, Gewürze (vom Pfeffer bis zum Chili), verschiedenen Marmeladen aus exotischen Früchten und Honigsorten, etwa aus dem mexikanischen Hochland. Ferner stehen schmackhafte Rot- und Weißweine aus Argentinien, Chile und Südafrika (in der kalten Jahreszeit auch auf Glühwein) in den Regalen sowie frische Säfte aus verschiedenen Früchten aus Brasilien.
Hier gibt’s noch den richtigen Schoko-Nikolaus
In der Vorweihnachtszeit findet man hier noch den schönen (originalen) Schoko-Nikolaus (und nicht etwa den Weihnachtsmann oder gar die Weihnachtsfrau), schöne Adventskalender, Spekulatius sowie Kekse. Mehr als 70 % dieser kulinarischen Köstlichkeiten tragen das Bio-Siegel!
Wenden wir uns nun von dem Kulinarischen weg und hin zu den Geschenken und Handwerkswaren. Hier fallen die geschmackvollen Taschen, Kissen, Gläser, ja sogar Fußbälle, Schmuck, künstlerisch gestaltete Grußkarten (in Handarbeit) … ins Auge. Nicht zu vergessen die lustigen Wanduhren etwa für das Kinderzimmer!
Unter den Glückwunschkarten finden wir solche, die uns an die noch heute unbegreiflichen Völkermorde ab den 1970er- bis 90er-Jahren in Burundi und 1994 in Ruanda mit vielen hunderttausenden Opfern erinnern. Heute werden dort in humanitären Einrichtungen Kriegswaisen und andere Kriegsopfer zu Handfertigkeiten angelernt, um später ein unabhängiges Leben führen zu können. Sie fertigen z. B. aus noch verwertbaren Büroabfällen kunstvoll gestaltete und verzierte Grußkarten – auch für die Weltläden. Die Verkaufserlöse gehen in diese segensreichen Einrichtungen.
Bedenken wir immer, mit jedem Einkauf im Weltladen erfüllen wir nicht nur uns selbst kleinere und größere Wünsche. Wir tragen mit unserem Einkauf gleichzeitig dazu bei, unseren unverschuldet auf der Schattenseite lebenden armen Mitmenschen ein kleines bisschen mehr lebenswertes Dasein zu ermöglichen.
Reinhard Krohn