Fünf Pfarreien, 16.000 Gläubige – ein Seelsorgeteam. Im Münchner Norden existiert seit Jahresbeginn ein XXL-Pfarrverband, denn die Pfarrverbände Fasanerie-Feldmoching und St. Matthäus – St. Agnes haben sich – mangels Nachfolger für Pfarrer Brandlmeier – zum großen Pfarrverband Pacem – München-Nord-Feldmoching zusammengeschlossen. Am Samstag, den 13. Januar fand ein sehr feierlicher Festgottesdienst zur Pfarrverbandsgründung mit Weihbischof Rupert Gf zu Stolberg in St. Matthäus am Hasenbergl Süd statt.
15 Fahnenabordnungen der hiesigen Vereine, die Feldmochinger Böllerschützen, knapp 40 Minis aus allen fünf Gemeinden, ein riesiger Kirchenchor, gebildet aus den jeweiligen Chören der Gemeinden, beinahe das gesamte Seelsorgeteam, viele, viele Gläubige aus allen fünf Pfarreien (auf dass es im Kirchenumfeld bis fast zum Feldmochinger Anger nach der Messe zu einem regelrechten Verkehrschaos kam und ein „Gewitzter“ über den Feldmochinger Anger das Weite suchte): Weihbischof Rupert Gf zu Stolberg erwartete an diesem Samstagabend „ein ganz großer Bahnhof“. Aber schließlich ist ein Gründungsgottesdienst ja auch ein formaler Akt mit Verlesung des entsprechenden Gründungsdekrets „zur Bündelung der Seelsorgs- und Verwaltungsaufgaben und zur zentralen Zusammenfassung der Pfarramtsverwaltungen“, ausgestellt von Generalvikar Peter Beer am 6. Dezember 2017.
In seiner Predigt ging Weihbischof Graf Stolberg zunächst auf den Anlass des Festgottesdienst ein und verlieh den Sorgen Ausdruck, die der ein oder andere Gläubige hegen mag: Gibt’s künftig weniger Messen? Verlieren wir unsere Traditionen? Wird alles unübersichtlich? Bei inzwischen weit unter 40 % Katholiken in München (eine Statistik von 2015 nennt 33 %) und einem ständigen Abwärtstrend – wann ist die ganze Diözese ein Pfarrverband und wann löscht der letzte das Licht?
Die Kirche hat sich in 2000 Jahren immer gewandelt
Nein, Graf Stolberg leugnete die Realität nicht, sprach aber dann lieber von Mut machenden Dingen, denn in jeder Veränderung liegt ja auch eine Chance und die Kirche habe sich in ihren 2000 Jahren durch die Geschichte immer wieder gewandelt und der Weg werde auch nicht beständig weiter nach unten führen. Die heutige Spaßgesellschaft, die an der Oberfläche lebe – ein Weg, der nicht glücklich mache –, werde über kurz oder lang eine tiefere Freude zu erleben wünschen, so wie es Paulus im 1. Korintherbrief ausdrückt, in dem er über „Unzucht und christliche Freiheit“ schreibt (und über dessen Interpretation sich die geistlichen Herren in der Sakristei zuvor ausgetauscht haben, wie Graf Stollberg erzählte). Gemeinsam gingen viele Dinge auch besser, wenn mehr Ideen zusammenkommen. Und das so erfahrbare Gefühl der Zusammengehörigkeit verleihe ein Gefühl der Stärkung.
Der Weihbischof riet, sich nicht allzu sehr mit strukturellen Fragen aufzuhalten, sondern mit Zuversicht und Freude das Leben in einer größeren Dimension und Weite aktiv anzugehen, gleich einem Sprichwort, das er einmal bei einer Reise in Südamerika aufgeschnappt habe: „Rede nicht von Deinem Glauben, sondern handle, dass Du danach gefragt wirst.“
Zum Abschluss des fast zweistündigen Gottesdienstes gaben die Feldmochinger Böllerschützen dann auch noch ihr Bestes und ließen den ein oder anderen Gottesdienstbesucher, der mit der Feldmochinger Gepflogenheit noch nicht vertraut war beziehungsweise sich der Ermahnung vor dem Gottesdienst nicht mehr erinnerte, ob des lauten Krachs zusammenschrecken.