Allmählich wird in Berlin klarer, wer die nächsten vier Jahre regieren wird und die Bundestagsabgeordneten sind ja schon seit einiger Zeit bei der Arbeit (ihre Diäten haben sie sich ja schon mal erhöht). Vor ein paar Tagen nun hat der Aktionskreis contra Bahnlärm München Nord (A. c. B.) die Münchner Bundestagsabgeordneten angeschrieben und sie aufgefordert, sich für eine Gesetzgebung einzusetzen, die den Lärmschutz für betroffene Anwohner deutlich verbessert.
Damit beteiligt sich der A. c. B. an einer bundesweiten Aktion zahlreicher Bürgerinitiativen. Die gestellten Forderungen beinhalten:
• Lärmvorsorge auch für bestehende Verkehrsanlagen und nicht nur für Neubaumaßnahmen
• Ausweitung der Definition für „wesentliche Änderungen“, für welche Anspruch auf Lärmschutz besteht, auch auf funktionale Erweiterungen, wie die Erhöhung der Zugfrequenz
• Anspruch auf Nachtruhe zwischen 22 und 6 Uhr
• Berücksichtigung von Maximalpegelereignissen und Erschütterungen in Berechnungs- und Bewertungsverfahren
• Offenlegung von Lobbyeinflüssen im Bundesverkehrsministerium, bei Bahn und Eisenbahnbundesamt
• Sofortige Umsetzung der geforderten Maßnahmen
Insbesondere die Abgeordneten des Münchner Nordens, Bernhard Loos (CSU), Florian Post (SPD) und Daniel Föst (FDP), wurden an ihre Beteiligung beim Gleisspaziergang im Juli 2017 erinnert, bei dem sie sich selbst ein Bild davon machen konnten, wie nah und ungeschützt die Wohnhäuser am Gütergleis entlang der Berberitzenstr. stehen. Bei diesem Termin versprachen sie, sich im Falle ihrer Wahl für die Anwohner einzusetzen.
Das Thema wird umso brisanter, weil die Zugzahlen 2017 bereits eine Steigerung um 24 % gegenüber dem Jahr 2011 aufweisen. Nennt das Eisenbahnbundesamt auf seiner Webseite noch einen Tagesdurchschnitt von 21 Zügen im Jahr 2011, hat der A. c. B. 2017 bereits durchschnittlich 26 Züge pro Tag gemessen, darunter durchschnittlich acht Züge pro Nacht (zwischen 22 und 6 Uhr). Besonders hoch war das Zugaufkommen in den warmen Monaten, in denen viele Anwohner bei offenem Fenster schlafen. Die höchsten Werte von bis zu 133 Zügen täglich wurden während einer dreiwöchigen Umleitungsphase im August gemessen.
„Ein Jahresdurchschnitt von acht Zügen zwischen 22 und 6 Uhr nachts heißt, dass wir in 40 Nächten im Jahr 15 Züge und mehr erleiden. Das bedeutet, dass man potenziell zweimal pro Stunde geweckt wird! Die Prognose der Bahn für das Jahr 2025 sieht noch einmal eine Verdoppelung dieser Zahlen vor“, erläutert A. c. B.-Vorstand Stefanie Bartle. „Wir Anwohner können nicht verstehen, wie eine derartige Steigerung ohne verpflichtende Lärmschutzmaßnahmen rechtens sein kann. Hier ist der Gesetzgeber gefragt!“
Hinweis zur Aufmachergrafik: Im Januar und Juli konnten aus technischen Gründen keine Züge ausgewertet werden.