Wer am vergangenen Sonntag nach dem Feldmochinger Dorffasching nicht „versumpfte“, sondern schnell zuhause die nasse Kleidung wechselte, um trocken und warm eingepackt zum Faschingsorgelkonzert ab 17 Uhr in die um diese Jahreszeit arg kalte Evangeliumskirche am Hasenbergl zu fahren/gehen, durfte traditionsgemäß wieder ein vergnügliches Orgelkonzert von und mit Armin Becker erleben, frei nach dem Motto: „kalt, aber Kult“.
Das Faschingsorgelkonzert hat inzwischen sein Stammpublikum gefunden, das sich auch von regnerischem Wetter nicht abhalten und von einer kalten Kirche nicht abschrecken ließ, zumal eine freundliche Mesnerin den Besuchern nicht nur das Programm aushändigte, sondern gleich auf die warmen Decken in einer Kiste verwies. Die Kälte ignorierend, dick angezogen, die Decke um sich geschlungen – warteten die Besucher voller Vorfreude, welche Klänge Armin Becker der Orgel heuer entlocken würde. Sie wurden nicht enttäuscht, die musikalische Tafel war reichhaltig gedeckt, ein Melodienreigen voller Schmankerl. Wer kennt nicht, die Petersburger Schlittenfahrt, hat sie womöglich selbst in der Kindheit am Klavier gespielt. Aber gewiss nie so fröhlich-kraftvoll wie Armin Becker an diesem Faschingssonntag auf der Orgel. Auch die eingängige Melodie des Jazz-Walzers Nr. 2 von Dmitri Schostakowitsch ist bekannt – nicht zuletzt aus Stanley Kubricks letztem Film „Eyes wide shut“, wo er als Soundtrack verwendet wird, aber auch das Johann Strauß Orchester von André Rieu hat den Walzer im Repertoire. Die Interpretation von Armin Becker übertraf die Erwartung so manches Zuhörers. Klingen die langsamen Moll-Passagen bei einem Streichorchester eher wehmütig, so dass man froh ist, wenn diese mit Dur-Akkorden aufgelöst werden, so gelang es Armin Becker mit seinem variationsreichen, meisterhaften Orgelspiel, etwas Einmaliges zu zaubern. Man bekam Lust, den Walzer auf den freien Flächen zwischen den Kirchenbänken zu tanzen (was auch gegen die langsam, aber unerbittlich in die Glieder kriechende Kälte hätte helfen können).
Fazit: Alle Musikstücke wie insbesondere auch die kontrastreiche Rumba Toccata, die der Komponist Mons Leidvin Takle Armin Becker gewidmet hat und die abschließende Zugabe waren Genuss pur.
Zum Schluss, nach einer Stunde herrlicher Klänge bekam der Armin Becker einen filigranen in hellrot gehaltenen Strauß aus Rosen und Tulpen überreicht – und der Orgelvirtuose strahlte sichtlich erfreut über seinen Erfolg bei dem lebhaft applaudierenden Stammpublikum am Hasenbergl. Und die Autorin dieser Zeilen freut sich schon jetzt auf den Faschingssonntag im nächsten Jahr!
Gerlinde Dunzinger