Wer am Montag, den 19. Februar den Münchner Merkur zur morgendlichen Lektüre aufschlug, konnte sich auf bei einem Artikel von Sascha Karowski mit dem Titel „Neue Kraftwerke für München“ nur verwundert die Augen reiben. Angeblich untersuchen die Stadtwerke im Auftrag des Münchner Stadtrats als erste Konsequenz aus dem Bürgerentscheid „Raus aus der Steinkohle“ vom November letzten Jahres elf Standorte in ganz München, um dort bis zu sechs Gaskraftwerke zu errichten. Einer der untersuchten Standorte soll an der Kreuzung Dülfer-/Raheinstr. liegen.
Die Informationen hatte der Münchner Merkur offensichtlich aus erster Hand, denn BA-24-Vorsitzender Markus Auerbach hatte von der neuen Entwicklung nach eigenem Bekunden bislang noch nichts mitbekommen. Auch der Besitzer besagter Immobilie, die CA Immo, war mehr als erstaunt. Ihn habe bislang niemand darüber informiert, dass das Grundstück anderweitig gebraucht werde und nicht der Wohnbebauung zur Verfügung stehe, erklärte Projektleiter Stefan Ondracek vom Immobilienentwickler CA Immo auf Nachfrage verwundert.
Wir haben deshalb die Stadtwerke München um eine Stellungnahme zu dem Bericht im Münchner Merkur und um eine Präzisierung des Feldmochinger Standorts gebeten und folgende Antwort erhalten: „Die Bürger hatten in einem Entscheid im November 2017 dafür gestimmt, den Kohleblock im HKW Nord bis 2022 abzuschalten. Ob er wirklich abgeschaltet wird, entscheidet letztlich die Bundesnetzagentur (BNetzA). Sollte der Kohleblock systemrelevant sein, bliebe er am Netz. Dennoch rüsten sich die SWM für eine positive Entscheidung der BNetzA. Um die Kapazitäten von Nord 2 in Bezug auf die Fernwärme-Erzeugung ersetzen zu können, untersuchen die SWM mögliche Standorte für Erdgas-betriebene Heizwerke im Stadtgebiet. Es ist davon auszugehen, dass es fünf bis sechs dieser Anlagen benötigt werden. Ab kommenden Freitag, den 22. Februar werden die betroffenen Bezirksausschüsse über die laufenden Untersuchungen informiert.“
Es darf also ruhig abgewartet werden, ob es sich bei dem Standort um eine Zeitungsente handelt, ob in der Stadtverwaltung die Rechte nicht mehr weiß, was die Linke (= Planungsreferat) seit Jahren plant oder ob die Stadt München einen findigen Trick gefunden hat, die knappe Ressource Boden irgendwie zu vermehren. Oder womöglich werden die Wohnungen ja dann auf das Heizwerk gesetzt, quasi eine Abwandlung der Überbauung des Parkplatzes am Dantepark. Oder anders herum!?!
P.S.: Nach Ansicht der ÖPD ist das Pikante daran, dass der Gaskraftausbau nichts aber auch gar
nichts mit dem Kohleausstieg zu tun hat, weil maximal eine kleine Gastherme als zusätzliche Sicherheit dazugebaut werden müsste, und die allemal am jetzigen Standort HKW Nord Platz hätte. Wir werden den Streit der Fachleute weiter verfolgen.
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