
Am Montag, den 17. Juni besuchte auch der SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück mit seinem Wahlkampftross die Einrichtung – übrigens von der Bayern-SPD-Pressestelle am Oberanger vollkommen falsch angekündigt als „Besuch bei Wohnprojekt im Hasenbergl“!!
Begleitet wurde Steinbrück von der SPD-Landtagsabgeordneten Diana Stachowitz, dem SPD-Bundestagskandidaten für den Münchner Norden, Florian Post, sowie von Florian Pronold, dem Landesvorsitzenden der Bayern-SPD. Umzingelt war er von einer ganzen Presseschar, die auf gute Fotos mit Kindern lauerte (der Pressefotograf der SZ dagegen hatte schon vorab ein gutes Plätzchen im Schatten vor der Kirche Mariä Sieben Schmerzen mit ein paar Stöckchen markiert, um Steinbrück genau dorthin zu lotsen und solo ablichten zu können). Und die Steinbrück gleich wie die SAT1- und N24-Vertreter zu seiner emotionalen Reaktion am Vortag im Fernsehen befragen wollten.
Ein Logohase mit Lederhosn-Outfit
Da die Einrichtung ganz im Norden Münchens immer wieder hohen Besuch erhält, begrüßte Lichtblick-Leiterin Dörthe Friess
samt Kinderschar den hohen Gast professionell routiniert – Steinbrück bekam ob der Hitze nicht nur zuerst einen leckeren Holundersirup und ein paar Häppchen zu essen, sondern auch einen Logohasen mit Lederhosn überreicht. Lichtblick-Jugendliche haben diese selbst per Laubsäge gebastelt, und der Gast aus Berlin bekannte nicht nur, dass er als Kind auch gerne, aber mit nur mäßigem Erfolg mit der Laubsäge gearbeitet habe. Er übte sich auch gleich in der für Norddeutsche etwas schwierigen Aussprache des „Hasen-Bergl“.
Von der Sprachförderung für Mütter bis zur Ausbildungsbegleitung der Kinder
Danach erläuterte Friess den Gästen das einzigartige Konzept der seit 20 Jahren bestehenden Einrichtung und führte durch verschiedene Gruppenräume, wo man 80 Kinder und Jugendliche sowie 40 Auszubildende und 20 Kleinkinder in der Mutter-Kind-Gruppe in strukturierten Gruppen anleitet und unterstützt. Steinbrück hakte immer wieder nach, ließ sich ein Kinderspiel erklären, fragte etwa nach den Aufnahmemodalitäten und und erkundigte sich beispielsweise, ob man im Viertel wie andernorts in der Republik in letzter Zeit einen besonderen Zuzug von Sinti und Roma verzeichnen konnte (bei einem eh schon vorhandenen Anteil von 20 bis 25 % an Sinti und Roma habe man keine weitere Steigerung feststellen können, so Friess) oder wie man mit Müttern kommuniziere, die doch
aus den verschiedensten Ländern kämen (mit Bildern und Zeichen). Diese Mütter erhalten in der Einrichtung eine am Bedarf orientierte Sprachförderung, denn sie könnten, so erläuterte Friess den Gästen, obwohl oft bereits 15 bis 20 Jahre in Deutschland, kaum so viel Deutsch sprechen, um beispielsweise das Kind in der Schule telefonisch krank zu melden.
Kinder fragen, Steinbrück antwortet
Nach dem Rundgang gab’s im Garten noch eine Eis-Erfrischung, einen kleinen Fußballkick mit Steinbrück sowie zum Abschluss eine lustige Fragerunde mit Kindern. Und die wollten von Steinbrück einiges wissen: Sind sie reich? (ja) Warum wollen Sie Bundeskanzler werden? (Weil man noch vieles besser machen kann, etwa dass alle die gleiche Chance auf eine gute Ausbildung haben.) Macht Ihnen die Arbeit Spaß? (Ja) Haben Sie eine Freundin (Antwort eines Jungen: Der hat doch einen Ehering.) Ihr Lieblingsfußballer? (Uwe Seeler, Franz Beckenbauer, Gerd Müller sowie von den Aktiven Lewandowski. Beifälliges Gemurmel.) Haben Sie Kinder? (2 Töchter, einen Sohn, Johannes Philipp, der vor kurzem 30 Jahre alt wurde.) Warum sind Sie Politiker? (Um mitzugestalten und nicht um nur alles zur Kenntnis zu nehmen) Wann haben Sie zu arbeiten angefangen? (Mit 14 Jahren als Schüler, als Parkwächter, Bauarbeiter und im Garten. Von seinem ersten Geld habe er sich ein Tonbandgerät gekauft, um Beatles-Songs aufzunehmen. Trockener Kommentar eines Kinds:
Die sind doch alle tot.) Mögen Sie Angela Merkel? (Ich kenne sie gut. Ich respektiere sie.) Hatten Sie gute Noten? Steinbrücks Antwort: Ich bin zweimal durchgefallen im Gymnasium, einmal in der 8. Klasse wegen zweier Fünfer. Als sich einige Kinder erstaunt zeigten, wie das gehe, zweimal durchgefallen und dann womöglich Bundeskanzler, meinte Steinbrück, das sei die entscheidende Frage. Man könne einmal versagen oder auch zweimal, aber dann habe er sich gesagt, das passiert dir nie wieder. Und es passierte ihm nicht wieder. Daher sein Rat an die staunenden Kinder: Geht in die Schule, lernt und nehmt alle Hilfen an, die ihr kriegen könnt. Sprach’s, beantwortete noch ein paar Fragen und verschwand dann mit seinem Tross in drei dunklen Limousinen gen Innenstadt, um später im Haus der Bayerischen Wirtschaft mit dem Managerkreis der Friedrich-Ebert-Stiftung zu diskutieren.