Die 16. Feldmochinger Marienwallfahrt auf den Heiligen Berg Andechs, wie immer am Tage des 30. April, fiel heuer auf einen Montag, also zwischen einem Sonntag und dem Feiertag des 1. Mai. Die Teilnehmerzahl aus Feldmoching und der Fasanerie zusammen konnte heuer nicht ganz den Rekord des Vorjahres mit zirka 100 Personen erreichen. Es wäre müßig, dafür nach Ursachen zu suchen. Aber alle, die an der Wallfahrt teilnahmen, konnten jedenfalls am Ende wieder auf ein gelungenes Glaubens- und Traditionsereignis zurückblicken, das ihnen lange in Erinnerung bleiben dürfte.
Wenn auch die Teilnehmerzahl an der 16. Andechs-Wallfahrt etwas zurückging, so war diese Tatsache andererseits im Rückblick auf das vorige Jahr mit einer damals drängenden Besucherfülle (und einem sonnig-warmen Sonntag) auf dem Heiligen Berg heuer allein für den beschwerlichen Gang vom Parkplatz hinauf zur Wallfahrtskirche angenehmer, dass dem betenden Pilgerzug nicht ständig staunende und fotografierende Touristen den Weg versperrten. Die recht kühle und leicht regnerische Witterung am Morgen könnte dafür ursächlich gewesen sein. Für die Wallfahrer hatte Petrus aber ab der Mittagszeit ein gütiges Einsehen und schickte ihnen wärmenden Sonnenschein. Vieles hat somit auch seine Vorteile.
Wie schon aus den früheren Jahren gewohnt, wurden die Wallfahrer auf der letzten Strecke ihres langsamen Aufstiegs vom Glockengeläut der Andechser Wallfahrtskirche St. Elisabeth und St. Nikolaus begrüßt. Kurz vor dem Kircheneingang empfing der den Wallfahrern mittlerweile vertraute, immer freundliche Frater Leonhard die schon leicht erschöpften Betenden mit seinem großen Weihwasserkessel und schwang seinen Quast fleißig, um damit sein Weihwasser reichlich über die Köpfe zu verteilen.
Für die pastorale Begleitung der 16. Feldmochinger Andechs-Wallfahrt hatte sich heuer Pfarrvikar Martin Schubert nach Andechs begeben. Es war, wie er feststellte, zugleich sein erster pastoraler Einsatz auf Andechs. Ob es ihm dort gefallen hat? Leider erwartete ihn nach dem Wallfahrtsgottesdienst auf Andechs daheim noch eine weitere Pflicht, so dass wir ihn danach in aller Eile gar nicht mehr fragen konnten.
Das macht eine Wallfahrt aus
In seiner eindrucksvollen Predigt ging Pfarrvikar Schubert ganz auf die heutige Wallfahrt ein. Die Zwänge des immer schneller, besser, größer, höher, mehr … im täglichen Leben der meisten Menschen ohne Pausen verzehre ihr eigentliches Leben. Sei dieses hektische Leben im ständigen Wettbewerb für immer mehr Erfolg und immer mehr Anhäufung an Wohlstand ohne besinnliche Unterbrechungen denn wirklich erstrebenswert?
Dagegen stehe die Wallfahrt. Sie sei eine Gelegenheit der inneren Einkehr und des Gedenkens, wenn auch nur für kurze Zeit, für das gegenseitige Geben, den gewollten Verzicht auf Bequemlichkeit, den Verzicht auf Perfektionismus, auf Pessimismus und das Vergessen der drückenden Alltagssorgen. Die Wallfahrt gebe den Menschen eine Chance, sie wenigstens für kurze Zeit aus ihren Zwängen herauszuführen, ihnen Mut zu geben, auch Mut zu einem gemeinsamen Gebet. Die Wallfahrt gebe den Menschen Gelegenheit, den eigenen christlichen Glauben für sich neu zu entdecken. Sie gebe den Menschen aber auch einen Anreiz dazu, neue Kraft zu schöpfen für die bessere Bewältigung der Alltagszwänge, aus denen es für viele Menschen kein Entrinnen zu geben scheint und um Impulse zu neuen Räumen für die Bewältigung des Alltags zu entdecken. Allein diese Chance zu neuen Erlebnissen im christlichen wie profanen Leben machten, so Pfarrvikar Schubert, die Inhalte einer solchen Wallfahrt aus.
Andechs, nicht nur ein spiritueller Ort
Nach dem Ende des Wallfahrtsgottesdienstes blieb bis zur Heimfahrt auch heuer noch Zeit für eine Brotzeit und ein süffiges Klosterbier auf dem Berg, wie es in Bayern seit Jahrhunderten Brauch ist. Einige Wallfahrer zogen es allerdings vor, sich in der Wallfahrtskirche noch etwas umzuschauen, u. a. auch einen Blick durch das Gitter in das recht dunkle Wachsgewölbe der Kirche zu werfen (siehe Foto), worin unter rund 250 unterschiedlich großen und verzierten Votiv- oder Opferkerzen seit 300 Jahren auch die zwei Feldmochinger Kerzen aus den Jahren 1717 und 1720 verwahrt sind.
Wie geht’s weiter mit der Feldmochinger Andechs-Wallfahrt?
Am Ende bleibt die Überlegung, wie es wohl in den nächsten Jahren mit der Feldmochinger Marienwallfahrt nach Andechs weitergeht.
Seit der ersten, damals noch nicht „offiziellen“ Andechs-Wallfahrt ab Feldmoching im Jahre 2003, schlossen sich schon bald einige wenige Gemeindemitglieder von St. Christoph und Mitglieder des Heimat- und Kameradschaftsvereins Fasanerie an. Ab 2012 wurde die Feldmochinger Wallfahrt eine gemeinsame Veranstaltung für alle Mitglieder des neuen Pfarrverbands Fasanerie – Feldmoching. Seitdem blieben die Teilnehmerzahlen in etwa stabil, ca. 50 aus Feldmoching und 35 bis gut 40 aus der Fasanerie. Seit Anfang 2018 hat sich mit dem neuen großen Pfarrverband Pacem München-Feldmoching die Zahl der Mitglieder nahezu verdoppelt. Heuer war davon bei der Teilnehmerzahl noch nichts zu spüren. Auch ist noch nichts darüber bekannt, ob die Gemeindemitglieder von St. Matthäus und von St. Agnes daran interessiert sein könnten, sich den alljährlichen Feldmochinger Marienwallfahrten nach Andechs anzuschließen. Eines ist jedenfalls gewiss: Es würde nichts ausmachen, wenn künftig an jedem 30. April statt wie bisher zwei dann vielleicht drei Busse gen Andechs fahren würden. Und die Andechser Wallfahrtskirche ist groß genug, um weitere Gläubige nebst Vereinen aus dem großen Pfarrverband aufzunehmen.
Reinhard Krohn
Impressionen von der Andechs-Wallfahrt