So wenige Wallfahrer wie heuer waren es die letzten 196 Jahre wohl nicht gewesen: Noch nicht einmal mehr 30 Personen machten sich am Sonntag, den 6. Mai auf den 18 km langen Weg nach Maria Eich, um der alten Tradition und dem einstigen Gelübde der Altvorderen Genüge zu tun. Und das, obwohl die äußeren Bedingungen wirklich hervorragend waren: nicht zu kalt, nicht zu warm, keinerlei dunkle Wolken drohend am Horizont, dafür Sonne pur den ganzen Tag.
1822 gelobten Feldmochinger Bauern nach einer überstandenen Viehseuche, alljährlich im Monat Mai einen Bittgang nach Maria Eich zu tun. Heute gibt’s in Feldmoching kaum mehr Vieh, dennoch ist der frühmorgendliche Wallfahrtsgang eine gute Gelegenheit, in unserer so hektischen Zeit mit zigfältigen Events hier und dort sich selbst etwas zu entschleunigen, indem man auf Schusters Rappen die 18 km durch abwechslungsreiche Stadtviertel und Landschaften zurücklegt (wie immer wohl behütet durch ein voraus beziehungsweise hintan fahrendes Polizeiauto). Auch das „Kopfkarussell der Gedanken“ lässt sich bei der Konzentration auf das Beten des ja durchaus monotonen Rosenkranzes in Synchronisation mit dem Gehen so einmal für ein paar Stunden ausschalten.
Aber offensichtlich sind Traditionen heute nicht mehr angesagt – und die älteren Gemeindemitglieder, die jahrzehntelang aufrecht und unverdrossen nach Maria Eich gingen, verlassen allmählich die Kräfte, auf dass sie lieber mit dem Auto oder per S-Bahn nach Maria Eich fahren. Schade, es müssten allmählich jüngere Leute einspringen, sonst endet diese Tradition womöglich in ein paar Jahren.
Endzeitstimmung hin oder her – heuer ging’s ohne Beinah-Zusammenstoß mit einem Jogger oder Freizeitradler problemlos nach Maria Eich. Allerdings wurden die ersten zwei Stationen (bis Moosach und dann bis zum Sammelpunkt in Pasing, von wo aus doch noch ein paar Personen mehr mitgingen) fast ein wenig zu gemütlich angegangen, auf dass im letzten Drittel das Tempo teilweise stark erhöht wurde, so dass dem ein oder anderen beinahe die Puste ausging und eine Dame sich ausklinkte und einem ihr genehmen Tempo nach Maria Eich marschierte. In jedem Fall kam die Wallfahrergruppe mehr als zeitgerecht in Maria Eich an, wo, in Ermangelung eines Pfarrers oder sonstigen pastoralen Mitarbeiters aus dem großen Pfarrverband Pacem, Pater Matthäus Klein, Prior des Augustinerklosters, Novizenmeister und Wallfahrtskurat, die Messe hielt.