Genauso unerwartet, wie OB Reiter die Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme Nord am 21. Februar 2017 verkündete, genauso plötzlich wurde sie am Dienstag, den 5. Juni offiziell beerdigt. Was aber nicht heißt, dass der Münchner Norden nicht großflächig zugebaut werden soll. Die Statements von SPD- und CSU-Stadtpolitikern finden Sie in der zuvor veröffentlichten Pressemitteilung über die Abkehr von der SEM. Da insbesondere die Reaktion der Grünen so erstaunlich ist, wollen wir sie Ihnen nicht vorenthalten. Schließlich sind ja bald Landtagswahlen und 2020 Kommunalwahlen!
Die Pressemitteilung der Grünen trägt die Headline „Abkehr von der SEM München-Nord: Preisexplosion vorprogrammiert“ (Anmerkung der Red.: vorprogrammiert ist wie „weißer Schimmel“, ein Pleonasmus oder schlicht Tautologie) und zitiert Grünen-Stadtrat Paul Bickelbacher: „Es stellt sich mit großer Dringlichkeit die Frage, zu wessen Lasten die zu erwartende Preisexplosion bei den Grundstücken im Gebiet Feldmoching-Ludwigsfeld gehen soll und wie preiswerter Wohnraum geschaffen werden kann, wenn nun jeglicher begrenzender Preismechanismus wegfällt. Der Preissprung von landwirtschaftlicher Fläche zu Bauland ist riesig. Ein einfaches Vorkaufsrecht der Stadt wird die Spekulation jedenfalls nicht eindämmen – das zeigt die Marktentwicklung in den Erhaltungssatzungsgebieten nur allzu deutlich. Schon jetzt machen die Grundstückspreise 70 % der Baukosten aus. Vor diesem Hintergrund ist es unbegreiflich, dass SPD und CSU ein bodenrechtliches Instrument aus der Hand geben wollen anstatt sich vor Ort um Vertrauen zu bemühen und die Betroffenen davon zu überzeugen, dass es im Rahmen einer SEM faire Bedingungen geben würde und auf Enteignungen verzichtet werden kann.“
CSU-Landtagsabgeordnete Mechthilde Wittmann: „Ich war von Anfang an gegen die SEM München-Nord und habe das sowohl in vielen Terminen mit der Stadtspitze und der CSU-Stadtratsfraktion als auch in vielen öffentlichen Veranstaltungen immer klar artikuliert. Ich habe gegenüber den Spitzenpolitikern im Münchner Rathaus immer deutlich gemacht, dass ich einen derartigen Umgang mit der Bevölkerung und deren Eigentum strikt ablehne.“
Eine vernünftige „organische“ Entwicklung der Flächen im Münchner Norden unter der Prämisse, dass zunächst ein Verkehrs- und Infrastrukturgutachten die Kapazitäten untersucht, begrüßt die CSU-Politikerin. „Unsere Stadt soll und darf sich auch im Münchner-Norden weiterentwickeln, aber so, dass es zur Struktur und den Möglichkeiten vor Ort passt, das habe ich immer so vertreten. Jetzt gilt es im Zuge dessen eine sinnvolle Balance zwischen Wohnen und Arbeiten, Landwirtschaft und Naturschutz sowie einer guten Infrastruktur zu finden. Als Landtagsabgeordnete werde ich diesen Prozess gerne aktiv weiter begleiten.“