Die MVV-Tarifreform, die ab Juni 2019 gelten soll, wird wohl nicht nur eine Vereinfachung in Form von zusammengefassten Ringen mit sich bringen. Sie wird auch einige Pendler deutlich mehr belasten. Vor allem den eh schon Verkehrs-geplagten Münchner Norden dürfte es noch dicker eingehen. Denn beispielsweise die Oberschleißheimer müssen mit der Tarifreform mehr bezahlen. Es gibt aber auch noch andere Kritikpunkte.
Bislang war es günstig, die Isar Card 9 Uhr zu wählen: Da konnte man zwar zwischen 6 und 9 Uhr den MVV nicht benutzen – aber da sind die U- und S-Bahnen eh voll. Dafür sparte man sich zirka 25 % gegenüber dem „normalen“ Monatsticket. Dieser Preisvorteil entfällt künftig fast ganz. Eine Monatskarte ohne zeitliche Begrenzung für die M-Zone (4 Ringe/Innenraum) kostet künftig gerade einmal 4 Euro (oder 6,7 %) mehr als die Isar Card 9 Uhr. Wer wird da noch zur zeitlich begrenzten Karte greifen? Da auch die Sperrzeit bei den Seniorenkarten entfallen soll, will die FDP-Stadtratsfraktion in einer am heutigen Mittwoch, den 18. Juli eingebrachten Anfrage wissen, warum man mit der MVV-Tarifreform künftig den überlasteten morgendlichen öffentlichen Nahverkehr nicht mehr entlasten will. Denn bislang hätten sowohl MVV als auch MVG stets dem Stadtrat erklärt, dass in den Morgenstunden zusätzliche Angebote (z. B. Taktverdichtungen) nicht mehr möglich seien. Zudem stellten die Kapazitäten in den Umsteigebahnhöfen Engpässe dar, die nicht kurzfristig verändert werden könnten. Die neue Tarifstruktur fördert eine Entzerrung des in den Morgenstunden überlasteten MVV gewiss nicht.
So lockt man die Pendler nicht zum ÖPNV
Kritik an der angedachten MVV-Tarifstruktur kommt auch aus dem Landkreis München. Vor allem aus dem Münchner Norden. Denn während Anwohner von Haar, Ottobrunn und Aschheim künftig weniger fürs Ticket zahlen, weil sie in der neuen M-Zone liegen, müssen Pendler aus Oberschleißheim tiefer in die Tasche greifen, weil sie wie andere Nordkommunen auch, nicht in die M-Zone aufgenommen wurden. (Nur Unterföhring bleibt im Innenraum.) Oberschleißheims Bürgermeister Christian Kuchlbauer von den Freien Wählern etwa ist „stinkig“, weil es nicht einleuchtend sei, warum Kommunen außerhalb des A99-Autobahnrings nicht zum MVV-Innenraum zählen sollen. Oberschleißheim gehört wie Garching und Ismaning zur Zone M+1. Lohhof, Unterschleißheim und der Campus Garching liegen in der Zone M+2. Macht, eh nach Fahrtstecke, künftig ein Plus von bis zu 26 %.
Verkehrspolitisch ist diese Tarifreform ein Irrwitz, statt wie von vielen Bewohnern im Münchner Norden immer wieder gefordert, endlich die Umlandgemeinden im Rahmen der Reform einzubeziehen in die M-Zone, damit die Pendlerströme endlich ein wenig nachlassen, sollen die Nordkommunen nicht nur „draußen“ bleiben, sondern auch noch mehr bezahlen!