Was wären wir in Zeiten sich auflösender Familienbande ohne das ehrenamtliche Engagement von Menschen, die beispielsweise ihre durch die Rente gewonnene freie Zeit mit Freude für andere, die einsam oder in eine Notlage geraten sind, einsetzen. Oder die trotz eines anstrengenden Schul- oder Berufsalltags sich die Zeit nehmen, um für andere da zu sein. Die Nachbarschaftshilfe der Diakonie Hasenbergl lebt genau von diesem christlichen Gedanken der Nächstenliebe. 23 Ehrenamtliche – 15 Frauen, sieben Männer und ein Schüler im Schülerpraktikum –, kümmern sich im Schnitt um ein bis zwei Personen. Am Donnerstag, den 12. Juli allerdings feierten sie.
Nicole Schmitt, die die Nachbarschaftshilfe seit 2013 Schritt für Schritt aufgebaut hat, konnte an diesem sonnigen Nachmittag im Grüß-Gott-Haus der Evangeliumskirche nicht nur viele aktive und auch ehemalige Ehrenamtliche begrüßen, die sich in der Nachbarschaftshilfe engagier(t)en, sondern auch Gäste vom Seniorenpavillon und der Seniorenbegegnungsstätte, Vertreter vom Kirchenvorstand der Evangeliumskirche … Sie alle genossen bei Kaffee und Kuchen einen bunten Nachmittag mit Vorträgen, einem Film, der Schlaglichter auf fünf Jahre Nachbarschaftshilfe warf und viele schöne Erinnerungen weckte, einem von Marlis Kraus-Endres verfassten und viel beklatschten Kurzkrimi „Miss Marple vom Hasenbergl klärt auf“, bei dem die neugierige Frau Wachsam letztlich dankbar die Unterstützung der Nachbarschaftshilfe annimmt. Unterhaltsam war auch Diakonin Angela Senft, die jonglierend ihr Publikum mit witzigen Erfahrungen/Einfällen zum Thema Ehrenamt und Kirche unterhielt. Vor dieser „Show“ interviewte Sigrid Bohr-Stieren zwei Ehrenamtliche und eine Besuchte über deren Motivation und Erfahrungen.
Netzwerk, um den Alltag daheim bewältigen zu können
Diakonie-Bereichsleiter Stefan Fröba erinnerte in seiner Rede an die Anfänge der Nachbarschaftshilfe, auch Seniorennetzwerk oder „Nachbarn helfen Nachbarn“ genannt.
Die Idee reicht bis ins Jahr 2011 zurück, als die Diakonie Hasenbergl das 10-jährige Bestehen ihres „Provisoriums“ Seniorenpavillon feierte. Damals zeigte sich, dass viele rüstige ältere Herrschaften gerne etwas Sinnvolles mit ihrem Leben und ihrer Zeit anfangen wollten. Viele brannten darauf, sich ehrenamtlich zu engagieren.
2012 gab es dann mehrere Veranstaltungen, in denen die Diakonie abfragte, welche Unterstützung Senioren benötigen, wenn die eigenen Kräfte schwinden und Familie und Freunde nicht mehr in der Nähe leben. Die Liste der Wünsche war lang: Hilfe beim Einkauf – wenn die schwere Tasche nicht mehr in den vierten Stock ohne Lift hinaufzuschaffen ist; Begleitung bei Besorgungen oder Arztgängen – wenn man den eigenen Beinen nicht mehr ganz traut; kleine Handreichungen im Haushalt – wenn es etwa gilt, Vorhänge ab- und wieder aufzuhängen; kleine Reparaturen – gerne übernommen von den Herren im Helferteam. Unterstützung bei amtlichen Schreiben – wenn die Sehkraft nachlässt; Haustierpflege – wenn man etwa wegen eines Unfalls den Hund vorübergehend nicht mehr Gassi führen kann. Und insgesamt: mehr soziale Kontakte, gesellige Feiern oder eine Art Besuchsdienst. Denn viele ältere Menschen vereinsamen zusehends in ihren Wohnungen, die sie kaum mehr verlassen können, weil ein Lift fehlt. Reinigungsarbeiten oder Wohnungsentrümpelungen im großen Stil macht die Nachbarschaftshilfe dagegen nicht – dafür sind spezielle Dienstleister zu engagieren.
Langsam baute sich ein tragfähiges Seniorennetzwerk auf
Unterstützt wurde die Idee sehr von der damaligen Pfarrerin der Evangeliumskirche, Ulrike Markert, und ihrer Seniorengruppe 60+. Mit Nicole Schmitt fand sich eine erfahrene pädagogische Fachkraft, hatte sie doch schon die Nachbarschaftshilfe in Moosach aufgebaut. Was mit fünf Arbeitsstunden pro Woche begann, ist heute ein Koordinierungsjob mit 20 Wochenstunden.
Doch zunächst galt es, ein Seniorennetzwerk aufzubauen, um Helfer sowie Leute, die Hilfe brauchen oder sich erst einmal nur informieren wollen über die Hilfsangebote, miteinander in Verbindung zu bringen. Auch mussten die Ehrenamtlichen qualifiziert werden, um sicher im Besuchsdienst auftreten zu können. Es wurde ein Flyer gestaltet und überhaupt einiges dafür getan, das Hilfsangebot bekannter zu machen. Heute gibt es Erfahrungsaustausch- und Weiterbildungsangebote für die Freiwilligen, unterstützt vom Evangelischen Bildungswerk. Und beim unverbindlichen Angebot des Nachbarschaftsfrühstücks können Senioren neue Menschen kennenlernen und Nachbarn treffen. Denn alles ist ein Prozess, da es immer wieder neue Bedarfe gibt. 2015 beispielsweise fand eine Tablett-Schulung statt, um künftig per Tablett zum Besuchsdienst ausrücken zu können. Leider wurde die Idee des mobilen Internetbegleiters noch nicht so gut angenommen.
Derzeit nehmen mehr als 20 Senioren die Nachbarschaftshilfe in Anspruch: Manch einer benötigt nur vorübergehend oder einmalig Hilfe, etwa bei einer Reparatur, einem Begleitdienst oder bei vorübergehender Krankheit. Viele brauchen auch nur einmal eine Beratung, für die dann in erster Linie Dipl.-Pädagogin Nicole Schmitt zur Verfügung steht, etwa wenn es gilt, den Antrag auf Pflege auszufüllen, wenn ein Heimplatz gesucht wird, ein Menüdienst, ein Haus-Notruf, eine Haushaltshilfe …
2016 gewann die Nachbarschaftshilfe übrigens auf der großen Nürnberger Sozialmesse „Consozial“ den zweiten Platz im Wettbewerb „Wir sind Nachbarn. Alle – Für mehr Verantwortung miteinander“ und erhielt 1.500 Euro Siegerprämie. Geld, das die Freiwilligen für einen gemeinsamen Ausflug an den Starnberger See nutzten.
Nutzen Sie Ihre freie Zeit für eine sinnvolle Tätigkeit
Haben nun auch Sie Lust bekommen, etwas Sinnvolles zu tun? Die Nachbarschaftshilfe Hasenbergl sucht immer freiwillige Helfer wie sie auch weiter Menschen nimmt, die der Hilfe bedürfen, und das unkompliziert, kurzfristig und kostenfrei, regelmäßig oder nur vorübergehend, je nach Bedarf! Nicole Schmitt steht Ihnen gerne telefonisch (37 06 44 35) oder persönlich im Büro (Pfarrer-Steiner-Platz 1, Senioren-Pavillon der Diakonie Hasenbergl) zu Beratungs- und Vermittlungsgesprächen zur Verfügung. Als Helfer werden Sie in Ihrer Arbeit durch regelmäßige Austauschtreffen wie auch durch Gespräche mit der Einsatzleitung, durch Weiterbildung und Begegnungstreffen unterstützt. Und natürlich bestimmen Sie selbst Art und Dauer Ihres Engagements, schließlich müssen Helfer und Hilfesuchende zueinander passen, damit ein vertrauensvolles Verhältnis entstehen kann, das beide Seiten mit Freude erfüllt.
Und sprechen Sie die Nachbarschaftshilfe auch an, wenn Sie von Menschen in Ihrer Nachbarschaft wissen, die Hilfe benötigen. So können Sie dazu beitragen, dass wertvolle Kontakte entstehen! Die Nachbarschaftshilfe kümmert sich um die Stadtteile Hasenbergl, Feldmoching und die Siedlung am Lerchenauer See.