Mit folgender Geschichte wagen wir einen Blick über die Grenzen des Stadtviertels – und doch hat sie auch viel mit den 24. Stadtbezirk zu tun. Es geht um den seit den 1990er-Jahren auf dem Münchner Waldfriedhof stehenden etwa 2,5 m hohen Gedenkstein Königsberg, der nun, nach Jahren der Ungewissheit, endlich gesichert werden konnte. Er will an die Kriegsopfer von Königsberg, der ehemaligen Hauptstadt Ostpreußens, erinnern. Einige Persönlichkeiten aus dem 24. Stadtbezirk haben sich sehr für seinen Erhalt eingesetzt.
Einige bange Jahre lang sah es nicht gut aus für den Gedenkstein auf dem Münchner Waldfriedhof. Es gab keinen offiziellen Besitzer mehr, der wertvolle Stein schien verwaist und vergessen. Nun konnte für ihn doch noch eine erfreuliche Lösung gefunden werden.
Ein längst nicht mehr existierender Münchner Bürgerverein hatte Mitte der 1990er-Jahre in Eigeninitiative und mit Spendengeldern finanziert einen repräsentativen Gedenkstein für die Kriegsopfer ihrer einstmaligen Heimatstadt Königsberg durch den Bildhauer Georg Rauwald fertigen und mit Zustimmung des damaligen Oberbürgermeisters Christian Ude auf einem schönen freien Platz einer Grünfläche südwestlich der großen Aussegnungshalle im neuen Teil des Münchner Waldfriedhofs aufstellen lassen. Der ca. 2,5 m hohe, tonnenschwere Stein wird seitdem von nahestehenden Ex-Königsbergern mit Blumenbepflanzungen umhegt und so gepflegt der Öffentlichkeit dargestellt.
Der Künstler Rauwald hatte als prägendes Motiv die Gestalt einer um Hilfe flehenden Mutter in den Stein gehauen, die den rechten Arm in größter Angst und Not erhebt und mit dem linken ihr kleines verängstigtes Kind schützend hinter sich zurückhält. Im unteren Bereich des Steins ist der Wortlaut eingemeißelt:
1945 – 1948
KÖNIGSBERG (PR)
UNSEREN HUNDERTTAUSEND
TOTEN UND ALLEN, DIE
GLEICHES SCHICKSAL
ERLITTEN.
Auf der linken Flankenseite des Steins befindet sich in einem Wappen die Elchschaufel. Auf der rechten Seite hat der Künstler folgenden Wortlaut in Stein gehauen: „Ruhet in göttlichem Frieden. Ruhet, wo ihr sterbend geblieben. Ruhet in eurer Erde, die wieder Heimat werde.“
In den zurückliegenden Jahren fanden an diesem Stein auf dem Waldfriedhof immer wieder Gedenkveranstaltungen statt. Leider wurden sie immer weniger. Daher war es Zeit, die Zukunft des Gedenksteins in sichere Hände zu legen, denn der Stein hatte schon seit Jahren keinen offiziellen Besitzer mehr. Niemand war ausfindig zu machen, der sich für ihn zuständig fühlte. Die Friedhofsverwaltung stellte dazu noch keine Fragen, an wen auch? Darum bat der im nahen Landkreis lebende und in Kreisen der Ostpreußen gut bekannte Pfarrer und Studiendir. i. R., Werner Ambrosy, schon lange bei den ostpreußischen landsmannschaftlichen Institutionen im Lande um Hilfe und suchte Mitstreiter. Leider erfolglos. Aber, die Angelegenheit durfte nicht mehr auf die lange Bank geschoben werden.
Darum blieb Ambosy als letzter Ausweg eine direkte Anfrage bei der Landeshauptstadt München. Mit erfreulichem Ergebnis. Die in der Friedhofsverwaltung zuständigen Mitarbeiter zeigten Verständnis dafür, dass eine schnelle Lösung gefunden werden musste.
So konnte Ambrosy in seinem Mandat als Regionalbeauftragter der Gemeinschaft evangelischer Ostpreußen für Bayern in Abstimmung mit Mitgliedern der Gemeinschaft einem attraktiven Angebot der Landeshauptstadt München zustimmen. Demnach wird die Landeshauptstadt den Gedenkstein ab sofort in die städtische Obhut nehmen. Der Gedenkstein Königsberg wird damit den Status eines sogenannten „Stadteigenen Denkmals“ erhalten. Die Stadt wird künftig dafür Sorge tragen, das dieser Gedenkstein so lange wie möglich erhalten bleibt.
Werner Ambrosy ist für seine unermüdlichen Bemühungen und für diese erreichte Problemlösung herzlich zu danken. Ihm dürfte nun ein Stein vom Herzen gefallen sein. Ebenso allen weiteren Königsbergern und Ostpreußen, die hiermit davon erfahren.