Am Samstag, den 8. September fand im Kulturzentrum 2411 zum siebten Mal die Ausbildungsmesse Last Minit statt. Und bis aus Rosenheim, Fürstenfeldbruck, Garching und Dachau strömten die jungen Leute herbei, mit Eltern oder, im Falle jugendlicher Flüchtlinge, mit Betreuer, um sich an den 50 Ständen von Unternehmen und Organisationen der unterschiedlichsten Branchen zu informieren über Ausbildungsmöglichkeiten oder Praktika beziehungsweise um gleich noch eine Bewerbung abzugeben für das laufende Ausbildungsjahr.
Schon vor 10 Uhr morgens drängten sich zahllose junge Leute vor der Eingangstüre des Kulturzentrums, zumeist recht ordentlich bis chic gekleidet, studierten die Liste mit den teilnehmenden Firmen, überflogen noch einmal ihre Bewerbung, tauschten Infos aus, ratschten, in welcher Sprache auch immer. Um Punkt 10 Uhr durften dann die ersten 200 Personen ins Gebäude und zu den Ausstellern – die Erfahrung der vergangenen Jahre hatte gelehrt, dass der Andrang gesteuert werden muss, damit die Firmenvertreter in Ruhe Gespräche mit den Interessierten führen können. Gut auch, dass im Gegensatz zu 2015/16 nicht mehr große Scharen von Flüchtlingen samt Betreuer anrückten, sondern die Interessenten in sehr kleinen Gruppen kamen.
Und die Jugendlichen haben auch heuer, wiewohl das Ausbildungsjahr am 1. September begonnen hat, gute Chancen, noch auf den letzten Drücker einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Denn zahlreiche Firmen haben noch Stellen offen bzw. wollten, bei einem vielversprechenden Bewerber, „on top“ einstellen.
Mitten drinnen im Gewühle: Andreas Gaßner, Obermeister der Metzger-Innung München, aber auch für den eigenen Betrieb unterwegs. Mitgebracht hat er den „Adi aus dem Senegal“, der sich im Jahr zuvor auf der Ausbildungsmesse dem gstandenen Metzger vorgestellt hatte und den dieser, trotz einiger Anlaufschwierigkeiten in Sachen Reisepass und Arbeitserlaubnis, in die Ausbildung bekam. Nun ist der Adi im zweiten Lehrjahr und macht im Freundeskreis viel Werbung für seinen Beruf, auf dass Gaßner an diesem Samstag schon wieder einige erfolgversprechende Bewerbungen fürs Metzger-Handwerk einsammeln konnte und etliche Bewerber am Montagmorgen um 6 Uhr pünktlich zum Probearbeiten erwartet. (Der Adi war übrigens mit zwei anderen Kollegen das Jahr zuvor nicht erst um 6 Uhr erschienen, wie ausgemacht, sondern stand schon um 5.45 Uhr auf der Matte!) Nur in Sachen Verkauf, da läuft es heuer mau. Lediglich eine Bewerbung hat Gaßner an diesem Vormittag bekommen, „aber vielleicht hat der Vinzenz Murr vorne mir schon alle abgegrast“, scherzt der Metzgermeister.
Kaufmann/-frau im Einzelhandel – das sucht auch Obi. Die Firma hat ihr Stellenkontingent zwar voll, würde aber gerne noch ein paar Azubis „on top“ einstellen. Denn die Erfahrung lehrt den Personaler, dass der ein oder andere in der Probezeit wohl das Handtuch wirft. So hatte er im letzten Jahr sechs Jugendliche eingestellt, von denen fünf schon bald voll Frust die Segel strichen, weil sie in der Berufsschule nur Fünfen und Sechsen schrieben. Deshalb nimmt der Personaler eigentlich auch lieber überbetriebliche Azubis, die bei DAA oder BFZ angestellt sind. Sollte es dann beispielsweise mit der Sprache nicht klappen, würden die jungen Leute nicht gleich auf der Straße stehen (und womöglich Probleme mit dem Aufenthalt bekommen), sondern könnten in eine für sie passendere Ausbildung wechseln.
Drei Interessierte fanden sich übrigens auch für das Duale Studium, das Obi in Zusammenarbeit mit einer speziellen Fachhochschule anbietet und das mit dem Bachelor „Handel“ endet. Danach werden die Absolventen, je nach persönlicher Reife, als Abteilungsleiter oder gar schon als stellvertretende Marktleiter bei Obi weiterbeschäftigt.
Dass ein Job im Verkauf bei den Jugendlichen heuer auf erstaunlich wenig Interesse stößt, musste man auch bei Wimmer feststellen. Gerade einmal zwei Bewerbungen sind dafür eingegangen, während man für den Bereich „Büromanagement“ an die 30 Bewerbungen bekam. Erfreulicherweise fanden sich auch wieder einige Interessenten für eine Bäcker- oder Konditorlehre, je zwei würde man gerne noch einstellen. Denn auch bei Wimmer haben im letzten Jahr einige Bäckerlehrlinge die Ausbildung in der Probezeit abgebrochen: das frühe Aufstehen, Schwierigkeiten in der Schule (wiewohl Wimmer jedes Monat zusätzliche Schulungen anbietet). Gründe gibt es genug.
Ständig neues Personal braucht auch CP Haarmoden – der Betrieb hat schließlich acht Filialen in und um München. Rund 20 BewerberInnen haben sich im Laufe der vier Stunden am Stand vom CP vorgestellt, zehn klingen „definitiv interessiert“, drei freie Plätze sind noch zu vergeben. Wie gut, dass bei Syrern und Irakern das Friseurhandwerk hoch angesehen ist, daher haben sich auch nicht nur junge Mädchen vorgestellt.
Fazit: Am Ende blickte man in rundum zufriedene Gesichter und Hiltrud Ettl, VHS-Programmbereichsleiterin, wie Bülent Bulut vom Referat für Arbeit und Wirtschaft, die gemeinsam mit der Handelskammer, der Industrie- und Handelskammer sowie der Arbeitsagentur die Ausbildungsmesse organisiert haben, strahlten zufrieden übers ganze Gesicht. Nicht nur wegen der schönen Erfolgsgeschichte à la Adi, dem erfolgreichen Metzger-Azubi aus dem Senegal, sondern auch, weil mit 1.258 teilnehmenden Personen das gute Ergebnis der letzten beiden Jahre noch um 100 Personen übertroffen wurde.