„Bauer sucht Frau“ ist eine Sendung im RTL, die es sich zur Aufgabe macht, einsamen Landwirten in Deutschland Frauen zuzuführen, die bereit sind, das quirlige, aber auch bequeme Stadtleben mit dem Leben auf dem Lande einzutauschen. Die bayerische Variante davon, wenngleich mit anderen Vorzeichen, ist „Allein unter Kühen“. Das Lustspiel in mehreren Aufzügen stammt aus der Feder von Cornelia Willinger. Das Feldmochinger Volkstheater bringt es in der Herbstsaison im Theatersaal des Augustinums unter der bewährten Regie von Georg Hölzl zur Aufführung. Am vergangenen Samstag feierte das Stück Premiere – und lang anhaltender Applaus wie viel Gelächter und Beifall während der Aufführung signalisierten: Das Stück kommt gut an beim Publikum!
In Willingers Stück sucht kein verzweifelter, einsamer Bergbauer seine Herzallerliebste zum gemeinsamen Kuscheln auf luftiger Höhe. Hier machen es seine unglücklichen, alten Eltern Rosa (schön, sie mal wieder auf der Bühne zu erleben: Christa Holzer) und Franz (wie immer mit viel Bühnenpräsenz: Georg Hölzl). Fürchten sie doch um den Fortbestand ihres seit Generationen in Familienbesitz befindlichen Hofes, weil sich Sohn Mathias (wie immer fantastisch gespielt von Maxi Zuleger) nach dem krachenden Abgang seiner letzten „Ex“ (mit herrlich „herbem“ Charme dargestellt von Marina Kolmeder) immer mehr zum kauzigen Hagestolz entwickelt, der sein Lebensziel darin sieht, in den Vorstand der AOH, der „Auffanghilfe für oberbayerische Hardcore-Machos“ aufzusteigen und der, erleichert, dass er die zwiderwurzene Maria endlich rausgeekelt hat, sogar auf die Bibel schwört, dass er mit dieser komplizierten Spezies nichts mehr zu tun haben will und ihm kein Weib mehr über die Schwelle kommt.
Nicht verzagen, Lisa fragen: Viehhändlerin mit zwei Standbeinen
Wie gut, dass man in Zeiten der Globalisierung und des Internets nicht mehr auf ein vielsagendes Heiratsinserat in der „Bäckerblume“, in der „Kirchenzeitung“ oder in „Herz & Hof“ angewiesen ist – nach dem Motto „Bergbauer sucht verständnisvolle Nadel im Heuhaufen“. Mit der Viehhändlerin Lisa Ramberg (gut gespielt von Gabriele Berr) betritt nicht nur ein neues Gesicht in den Reihen des Volkstheaters die Szene. (Berr war bis zu ihrer Pensionierung im Sommer Realschullehrerin und wechselte dann anstandslos in den „Unruhestand der Proben“.) Sie hat auch die Zeichen der Zeit erkannt und sich neben dem Viehhandel ein zweites Standbein aufgebaut – mit der Vermittlung von Ehefrauen für die Bauernsöhne. Denn die Madln vom Land gehen in die Stadt, aber die Stadtdamen gehen nicht raus und so bleiben die Bauernsöhne „allein unter Kühen“. Dabei hat die Lisa, ebenfalls einem Trend der globalisierten Zeit folgend, ein internationales Angebot in ihrem Computer – 200 Russinnen etwa für schwierige deutsche „Fälle“ à la Mathias. Denn die Russinnen, die „san zach“. Da sich die Rosa aber trotz größter Verzweiflung eine Russin auf ihrem Hof partout nicht vorstellen kann, ist es gut, dass die Viehhändlerin noch einen Joker im Ärmel (sprich PC) hat: eine Bauerntochter aus Bali. Ganz was liebs, ganz was Harmoniebedürftiges, ganz was Anschmiegsames.
Wenn’s auf dem Stadldach zugeht wie in einem Puff
Um dem grantigen Büffel von Sohnemann die Balinesin schmackhaft zu machen, heckt die Rosa einen raffinierten Plan aus: Sie und ihr Mann stellen den Rund-um-Service in Haus und Hof für den Herrn Sohn schlagartig ein, sitzen nun wehklagend auf dem Kanapee und lassen sich hinten und vorn vom Sohn bedienen. Auf dass der überlastete Mathias, mürrisch zwar, in die fremdländische „Pflegekraft“ einwilligt. Mit Palinda (sehr fein und nuanciert gespielt von Verena Braun, ebenfalls eine „Neue“, auf dass man richtig mitbangt, ob sie in diesem fremden, rauen Land ihr Lebensglück finden wird) ziehen dann nicht nur ausländische Götter in den Herrgottswinkel. Es gibt auch neue Gebräuche und ein anderes Essen am Hof. Aber es funkt halt nicht zwischen den beiden. Maximal kracht’s. Wie praktisch, dass mit dem jungen Herbert Assinger (gut gespielt von Sebastian Tartler) ein Konkurrent auftritt, der die Balinda vom Fleck weg heiraten will und gleich sämtliche Vermittlungsgebühren samt Spesen und Schmusergeld an die Viehhändlerin hinblättert …
Weitere Aufgaben: Bühnenbau (Franz Steiner); Bühnenmalerei (Fritz Jenewein); Bühnenausstattung/Requisiten (Georg Hölzl, Marina Kolmeder, Christa Holzer); Technik (Alfred Nespor, Harry Müller); Maske (Brigitte Müller); Kostüme (Georg Hölzl; Brigitte Müller) und Souffleuse (Brigitte Müller).