Nach der evangelischen Kapernaumkirche feierte am vergangenen Wochenende die nahegelegene katholische Kirche St. Johannes Evangelist ihr 50. Weihejubiläum. Am Samstag, den 3. November stand die große Kirche wieder einmal im Mittelpunkt des Kirchengeschehens im Stadtbezirk. Auch wenn die Kirche nicht voll besetzt war, so fanden sich doch zahlreiche Gläubige, auch aus dem großen Pfarrverband Pacem-München Nord-Feldmoching, ein zum Festgottesdienst mit dem Erzbischof von München und Freising, Reinhard Kardinal Marx.
Die vier Geistlichen, die die fünf Pfarreien des großen Pfarrverbands seelsorgerisch betreuen, das gesamte pastorale Team, gut 25 Ministranten aus allen fünf Gemeinden sowie ein großer Kirchenchor mit Sängern aus allen fünf Pfarreien unter der Leitung von Irmi Sammer, der Charles Gounods Messe in C-Dur zu Gehör brachte, bildeten einen würdigen Rahmen für den Erzbischof. Anlässlich des Jubiläums wurde sogar erstmalig eine eigene St-Johannes-Evangelist-Fahne in der Kirche gehisst.
Zur Geschichte von St. Johannes Evangelist haben wir ja in der aktuellen Printausgabe einen großen Beitrag veröffentlicht und Erzbischof Marx hielt sich auch nicht lange auf mit einem Rückblick auf die letzten 50 Jahre von St. Johannes Evangelist – einen gedanklichen Erinnerungsschlenker machte er allerdings doch zurück ins Jahr 1968 – das heute Mythos sei und Kultstatus besitze, dessen Unruhe und Bewegtheit der Erzbischof (Jahrgang 1953) als Jugendlicher selbst erlebt hat.
1968 wurde aber nicht nur demonstriert, am 24. November 1968 konnte nach nur 14 Monaten Bauzeit auch das Fest der Weihe des gesamten Pfarrzentrums St. Johannes Evangelist begangen werden, in einem Festakt mit Julius Kardinal Döpfner (er vollzog die Weihe), mit Münchens damaligem Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel und mit unzähligen Neubürgern aus der Siedlung wie aus den Nachbargemeinden.
Kardinal Marx wollte anlässlich der Jubiläumsfeier aber lieber nach vorne schauen, weil ein Rückblick dazu verführe, dass man vor einem Umbruch immer Angst habe und man Neues als etwas Negatives empfinde. Die Kirche sei aber immer mitten in der Welt und eine Kirche für alle, egal ob nun 5, 50 oder 500 die Eucharistie miteinander feierten. Derzeit gebe es wieder große Umwandlungen in der Kirche und in der Gesellschaft und wer habe schon genug Fantasie, um sich auszumalen, wie es in 50 Jahren in Deutschland aussehe. Aber, so Marx, die Hoffnung, dass in diesem Gotteshaus auch in 50 Jahren noch eine Eucharistiefeier stattfinden werde, sei gut begründet. Auch wenn Gott keine Kirche brauche. Aber er brauche lebendige Mauern, er brauche uns. „Habt Mut, geht weiter“, ermunterte der Erzbischof seine Zuhörer in seiner Predigt.
Nach der eineinhalbstündigen Messe ging’s anschließend in den Pfarrsaal zum Stehempfang, wo Getränke und Fingerfood zur Stärkung auf alle warteten, man die neue Festschrift – eine Neuauflage von 2008 – durchblättern und eine Ausstellung mit vielen „historischen“ Fotos besichtigen konnte (die Entwicklung der Siedlung am Lerchenauer See, die im nächsten Jahr ihr 50. Bestehen feiern kann, ließ sich schön anhand der Kommunionbilder ab 1969 ablesen: Damals gab’s in der Siedlung noch unendlich viele Kinder, die Mädels artig in weißen Kommunionkleidchen samt Krönchen auf dem Kopf, die kleinen Buben vermutlich erstmals in dunklen Anzügen, später auf Farbfotos immer weniger Kindern, dafür bunter, chicer gekleidet). Ältere Bewohner der Siedlungen konnten sich, zu ihrer großen Freude, auf dem ein oder anderen Foto entdecken. Auch Kardinal Marx mischte sich für einige Zeit „unters Volk“, wurde dabei von Erhard Kahlig aus der Fasanerie über die Geschichte der kleinen Kapelle „Maria im Moos“ informiert und äußerste sich gegenüber Vertretern der Kirchenverwaltung von St. Christoph über die schon seit geraumer Zeit eigentlich anstehende Sanierung des dortigen Gemeindezentrums, die aber wohl weiter auf sich warten lassen wird.
Die Redaktion des Lokal-Anzeigers für den 24. Stadtbezirk gratuliert herzlich und wünscht eine gute und weiterhin gesicherte Zukunft.