Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „100 Jahre Freistaat Bayern, 200 Jahre Verfassung“ fand am 9. November im Kulturzentrum 2411 eine Völkerbegegnung der besonderen Art statt. Denn an diesem Tag genau vor 100 Jahren wurde in Berlin nicht nur die Republik ausgerufen und der Kaiser zur Abdankung gezwungen. Ein paar Tage später, am 11. November gleichfalls vor 100 Jahren, wurde in Polen die zweite polnische Republik ausgerufen. Grund genug, den Gemeinsamkeiten beider Völker in einer Veranstaltung auf den Grund zu gehen. Organisiert wurde diese am 9. November von Reinhard Bauer, der die komplette Veranstaltungsreihe „Bayerisches Jahr“ im Kulturzentrum 2411 verantwortet, sowie vom deutsch-polnischen Verein Solidarni.
Das Motto des Abends lautete „100 Jahre Polen: Bayern und Polen – eine enge Beziehung“, zu dem gut 30 Personen kamen. Sie hörten zwei Fachvorträge – „Polen in der deutschen Literatur“ und „Polnische Maler – berühmte Flüchtlinge in München“ sowie einleitende Worte von Historiker Reinhard Bauer, der u. a. über berühmte polnische Frauen sprach – von Rosa Luxemburg über die Physikerin und zweimalige Nobelpreisträgerin Marie Curie aus Warschau bis hin zu Hedwig Jagiellonica, Tochter des polnischen Königs Kasimir IV. Andreas, die anno 1475 den bayerischen Herzog Georg den Reichen heiratete und ohne die es heute keine Landshuter Hochzeit gäbe. Bauer erinnerte aber auch daran, dass ohne die polnischen Handwerker, Krankenschwestern, Altenpflegerinnen und Putzfrauen in Deutschland kaum mehr etwas ginge. Polnische Künstler zog es nach München und im 19. Jahrhundert waren Freiheitskämpfer aus Warschau in München im Exil. Das Gedenken an die Gründung des Staates Polen vor 100 Jahren und die heutigen Freundschaft der Völker wurde musikalisch umrahmt, natürlich u. a. auch mit einem Stück des großen polnischen Komponisten Frederic Chopin – sein Nocturne in cis-moll –, von Emma Liu und Oliver Wimmel, zwei junge Pianisten mit chinesischen Wurzeln, die von der russischen Klavierpädagogin Maria Kravchuk unterrichtet werden und beim diesjährigen Wettbewerb von Jugend musiziert (Regional- und Landesebene) 1. Preise einheimsten. Und weil Chopin der polnischen Seele doch immer noch am nächsten steht, musste Emma ihr Chopin-Stück noch einmal als Zugabe wiederholen, was sie natürlich gerne tat.