Passend zum Volkstrauertag, einem staatlichen Gedenktag, an dem der Kriegstoten und Opfer der Gewaltbereitschaft und Gewaltherrschaft aller Nationen gedacht wird, aber natürlich insbesondere auch der Gewaltverbrechen und Oper der zwei Weltkriege des vergangenen Jahrhunderts, wurde im Anschluss an den Gottesdienst in St. Christoph das neue/alte Ehrenmal, das in den letzten Wochen vom Bahnhof Fasanerie in eine kleine Grünanlage an der Feldmochinger Str. umgezogen wurde, feierlich eingeweiht. Damit hat das Ehrenmal endlich wieder ein würdiges Umfeld.
Schon im Festgottesdienst war Ruhestandsdiakon Dieter Wirth, der zugleich Mitglied des Heimat- und Kameradschaftsvereins Fasanerie-Nord ist, bei seiner kraftvollen und wunderbar im bayerischen Idiom gehaltenen Predigt auch auf das Ehrenmal zu sprechen gekommen. Das war nach dem Zweiten Weltkrieg aus Backsteinen kriegszerstörter Häuser aus der Fasanerie erbaut und all die Jahre von den Mitgliedern des Heimat- und Kameradschaftsvereins gepflegt worden. Doch schon seit mehr als zehn Jahren wurde immer wieder der Wunsch an den Bezirksausschuss herangetragen, wie sich Bezirksrat Rainer Großmann in seinem Grußwort erinnerte, dieses Krieger-/Ehrenmal für den Frieden an einen schöneren Ort zu versetzen, der dem Gedenken mehr Ruhe bietet als der verkehrsumtoste Platz beim Bahnhof Fasanerie. Da mit der geplanten Höhenfreimachung des beschrankten Bahnübergangs Fasanerie das Ehrenmal sowieso im Wege stände und vor allem, da seit einigen Jahren, nach dem Verkauf des einstigen Bahngrunds an einen privaten Geschäftsmann die kleine Parkanlage immer wieder missbraucht wurde, um Gebrauchtfahrzeuge dort feil zu bieten, war der Umzug des Ehrenmals eh unvermeidlich. Dennoch dauerte es noch einige Jahre und kostete den Vorstand des Heimat- und Kameradschaftsvereins den ein oder anderen Nerv, bis nun endlich am Sonntag, den 18. November das Denkmal an seinem neuen Platz von Pfarrer Manfred Rütsche feierlich eingeweiht werden konnte.
Mit dem Ehrenmal wird der kleine Park erhalten
Fünf Fahnenabordnungen der hiesigen Vereine, die Ludwigsfelder Feuerwehr in Mannschaftsstärke (mit Mannschaftswagen und Quad angerückt), die vier Musiker der Kirchheimer Bläser, Hans Schwarzenberg von den Ampermochinger Böllerschützen, der nach der Einweihung drei wahrlich hörbare Ehrensalute abgab, sowie die Kirchengemeinde bildeten einen würdigen Rahmen für die Einweihung. Stadträtin Rieke als Vertreterin der Stadtregierung – das Mahnmal für Frieden darf auf städtischem Grund stehen (womit dieser kleine Park, so Rieke, als solcher auch erhalten werde) und wurde von engagierten Vertretern des städtischen Baureferats professionell umgesetzt (die Mauer wurde für den Umzug in einzelne Segmente zersägt und an der neuen Stelle so perfekt aufgebaut, dass noch nicht einmal eine Trennlinie zu erkennen ist) –, Bezirksrat Rainer Großmann und Bezirksausschuss-24-Chef Markus Auerbach sprachen Grußworte und erinnerten daran, dass der in Europa schon so lange währende Friede in Zeiten des Umbruchs, der internationalen Konflikte und des allerorten wieder aufkeimenden Nationalismus jeden Tag aufs neue verteidigt werden müsse.
Und die Autofahrer, die nun täglich an der kleinen Gedenkstätte vorbeirauschen bzw. vor der Schranke sich zurückstauen, könnten sich beim Anblick des Friedensdenkmals vielleicht vergegenwärtigen, dass der Friede im eigenen Herzen beginnt.
Die Ansprache von Vorstandssprecher Roland Nitter:
„Wir haben uns heute am Volkstrauertag hier am neu-aufgerichteten Fasanerieer Ehrenmal versammelt um der Opfer von Krieg, Flucht und Vertreibung zu geden-ken.
• Wir gedenken der Kriegsopfer aus unserem Stadt-bezirk – aus unseren Familien.
• Wir gedenken der Menschen, die in den beiden Weltkriegen starben. Die in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren
• Wir gedenken der Opfer der Kriege und Bürger-kriege unserer Tage. Wir trauern um die Bundeswehrsoldaten, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren.
Dieses Gedenken bedarf eines würdigen Ortes – eines Ortes der Raum läßt zum Innehalten, der einlädt, das Leid der Opfer an sich herankommen zu lassen – zur Mahnung und zum Ansporn eigener Friedensarbeit.
Dieser Ort ist nun hier, in dieser Anlage, mit diesen mächtigen Bäumen, dem bodenständigen Grün gefun-den. Ein Ort der Ruhe und Frieden ausstrahlt und zum Blick auf das Denkmal – zum Nachdenken – einlädt. Zum Anblick der Mauer aus Ziegeln kriegszerstörten Häuser – auf die Tafeln mit den Mahnungen gegen das Vergessen und dem Aufruf über den symbolischen Gräbern
Ausgestritten, ausgerungen ist der lange schwere Streit – welch eindrucksvolle Mahnung Frieden zu halten.
Das Kreuz als Symbol für Leid und Erlösung. Aus dem Leid der Opfer ist uns der Frieden, die Versöhnung mit unseren Nachbarn erwachsen – langsam, mühsam, zaghaft – und durchaus auch heute noch zerbrechlich.
Wir alle sind aufgerufen an diesem Frieden weiter zu bauen – auch 100 Jahre nach Ende des I. und 73 Jahre nachdem Ende des II. Weltkriegs. Im Jahre 29 nach dem Mauerfall bedarf dieser Friede immer wieder unsere Bereitschaft für Frieden und Freiheit einzutreten – auch persönlich und in unserem direkten Umfeld – Frieden kann man nicht einfach delegieren.
Wir müssen Zeichen setzen gegen die Gleichgültigkeit, gegen das Vergessen, der vielen Millionen Opfer. Dieses unfassbare Leid der vielen Menschen – das Leid unserer Eltern und Großeltern muss uns Verpflichtung zur Friedensarbeit sein.
Wir müssen uns engagieren gegen Fremdenhass, Aus-grenzung, Egoismus und Überheblichkeit. Wollen wir doch alle:
dass es nicht wieder geschieht
und: das auch unsere Kinder und Kindeskinder in Frieden und Freiheit leben können.
Verneigen wir uns vor den Opfern der Weltkriege und vor den Opfern unserer Zeit – Schauen wir mit Anerkennung auf die Menschen, – Soldaten und Zivilisten – die sich im In- und Ausland – auch unter Gefahr für Leib & Leben – für Mitmenschlichkeit, Frieden & Freiheit einsetzen.
Sind wir dankbar
• für über 70 Jahre Frieden in unserem Land
• für die Wiedervereinigung Deutschlands
• für die Versöhnung mit unseren Nachbarn
• für ein Leben in Freiheit
Möge Gott uns beistehen, diesen Frieden zu bewahren
Dass wir heute hier an diesem Ort vor dem neuaufgerichteten und im neuen Glanz erstrahlten Denkmal diese Andacht halten können verdanken wir der großzügigen Unterstützung der Stadt München. In Person der Stadträtin Heide Rieke und dem beständigen, geschlossenen Einsatz des BA 24. Hier ist ganz besonders dem persönlichen Einsatz des BA-Vorsitzenden Markus Auerbach und Dr. Großmann zu danken.
Danken möchte ich ferner den Herren Hochstätter und Werner vom Baureferat für die hervorragende Organisation und Abwicklung der Umsetzung. Danke auch den vielen Helfenden und Unterstützern im Hintergrund.
Ihnen allen darf ich im Namen unseres Vereinsvorstands, unserer Mitglieder und sicher auch im Namen der Bürgerinnen und Bürger der Fasanerie ein herzliches Dankeschön aussprechen. Endlich hat auch die Fasanerie wieder einen würdigen Ort, zum Gedenken der Opfer und zum Aufruf für Frieden und Freiheit einzutreten, gefunden. Möge dies stets ein Ort des friedlichen Gedenkens sein.“