Nach einer kurzen Begrüßung durch den Vorsitzenden des Kulturhistorischen Vereins Feldmoching, Max Bauer, der sich sehr erfreut zeigte, dass so viele bei dem schönen Wetter „zu uns“ gekommen sind, ging Ausstellungsmacher Klaus Mai gleich zur Sache. Sein Einführungsvortrag rankte sich um den vierminütigen Film, den das US-Militär bei der Befreiung des KZ-Außenlagers Dachau-Allach am 30. April 1945 gedreht hat. Mai hat dieses Dokument im US Holocaust Memorial Museum aufgestöbert. Entstanden ist das KZ-Außenlager Dachau-Allach für die Zwangs-/Fremdarbeiter der Firma BMW-Flugmotoren aus rund 20 ehemaligen Pferdeställen des Gestüts Ludwigsfeld sowie des 1. Kavallerieregiments Ludwigsfeld. Auf dem Boden des KZ-Außenlagers entstand ab 1952 dann die Siedlung Ludwigsfeld.
Immerhin zeigte der Film, dass die hinter Stacheldraht und elektrisch geladenem Zaun gefangenen BMW-Zwangsarbeiter nicht ausgemergelt und krank waren. Sie waren ja kriegswichtig – ohne sie wäre im BMW-Werk die Produktion still gestanden, da alle deutschen Männer ab 1942 im Krieg waren – und erhielten von BMW Essen.
Während die bekannten Luftbilder suggerieren, dass die Baracken großzügig auf dem Areal verteilt waren, erkennt man im Film, wie nahe – zwischen 6 und 8 m – diese nebeneinander standen. Man sieht auch die relativ primitiven Wachtürme – und der Kirchturm von Feldmoching spitzt in einer Sequenz am Horizont durch – und die fensterlosen Baracken, ohne Toiletten und sonstige sanitäre Einrichtungen, mit zwei Kaminen für 250 bis 300 Personen. Laut BMW-Unterlagen lebten in dem Lager, geplant für 6.000 Personen, bis zu 17.000 Arbeiter. Man erfährt auch viel über nationalsozialistische Industriepolitik, die noch heute im Münchner Norden nachwirkt – die Nazis wollten nämlich vor allem hier Industrie und Militär ansiedeln, ein Image, das den nördlichen Bezirken bis heute „nachhängt“ und Auswirkungen zeitigt. (Man denke etwa an FIZ Future!) Interessant sind auch die Ausführungen über die damaligen Fremd- und Zwangsarbeiter, mit denen die spätere Siedlung Ludwigsfeld untrennbar verwoben ist.
P.S.: Wer die Zeit erübrigen kann, sollte unbedingt an einer kostenlosen Führung durch Ausstellungsmacher Mai teilnehmen! Die nächsten Führungen sind am 3., 17. und 24. Juli, jeweils um 18 Uhr in den Räumen der Volkshochschule (Blodigstr. 4, II. Stock). Dabei ist auch der kleine Film zu sehen.