In Feldmoching geht es schon heute eng zu. Nicht nur morgens und abends, wenn die Pendlerkarawane sich durch Feldmoching schlängelt. Auch der ruhende Verkehr hat gewaltig zugenommen. In den letzten Jahren wurde in Feldmoching schließlich viel nachverdichtet und mehr Menschen heißt: mehr Autos. Auch die Feldmochinger Geschäftsleute spüren die Enge. Da sind Rücksicht und Toleranz gefragt.
Wer sich am Wochenende bei den Backshops im „Dorf“ umschaut, sieht: Viele kommen, obwohl es nur eine Tüte mit Semmeln und Brezn zu tragen gilt, per Auto. Wer mehr einkauft und schwerer zu tragen hat, wer einen Frisörtermin hat, Kleidung von der Reinigung abholt oder schnell bei der Apotheke ein Rezept einlösen möchte … – alle tun dies per Auto. Dabei sind Parkplätze rar.
Falschparker sind gottgegeben
Vier Parkplätze hat die Mocho-Apotheke. Inhaber Thomas Pforr nimmt es inzwischen als gottgegeben hin, dass dort auch Autos parken, deren Besitzer beim Heilpraktiker, Zahnarzt oder Physiotherapeuten sind. Natürlich sei es schade, dass die eigene Kundschaft, die ja auch nicht immer sehr mobil sei, manchmal keinen Parkplatz vor dem Haus finde, aber … Außerhalb seiner Geschäftszeiten sieht es der Apotheker nicht so eng, wenn etwa Gäste des Restaurants auf seinem Parkplatz stehen. Nur die Dauerparker tagsüber, die seien ein Problem.
Die Raiffeisenbank ist mit neun Kundenparkplätzen vergleichsweise üppig ausgestattet. Daher sieht man die Situation eher gelassen, auch wenn’s schon mal einen Dauerparker gibt. Da drohe man dann schon mal mit Abschleppen. Was aber Gott sei’s gedankt, so Geschäftsstellenleiter Peter Franke, noch nie der Fall war. Eine Absperrung für die Abendzeit oder das Wochenende, wo die Parkplätze durchaus länger belegt seien, kommt für die Bank nicht in Frage. Schließlich soll die Kundschaft zu jeder Tages- und Nachtzeit auf den Parkplatz fahren können.
Ein Flatterband sorgt für Ruhe
Für Optiker Helmut Gaudek stellt sich die Situation anders dar: Er muss den Reinigungs- und Schneeräumdienst selbst zahlen und da sei es ärgerlich, wenn der wegen unrechtmäßig geparkter Autos seine Arbeit nicht verrichten könne. Seit die Parkplätze vor der Ladenzeile Josef-Frankl-Str. 54 abends per Flatterband abgesperrt werden, ist Ruhe. Keine halbleeren Flaschen, Zigarettenkippen und achtlos weggeworfenes Papier mehr. Und die Mieterin im 1. Stock werde auch nicht mehr geweckt durch Autofahrer, die unten endlos quatschen, ehe sie wegzufahren geruhen. Früher habe er Zettel an die Windschutzscheibe geheftet, heute würde er den Abschleppdienst rufen. Was aber bislang unnötig war. In jedem Fall könne er nun zwei Parkplätze für seine oft seh- und gehbehinderte Kundschaft garantieren.
Genervt ist man auch bei Tauchsport Gläßer. Die fünf Kundenparkplätze werden tags, nachts (vom Freibadtraining und dem Nachttauchen etwa komme man oft erst gegen 23, 24 Uhr zurück) und auch am Wochenende gebraucht, so heißt es, damit man die bis zu 1 t schwere Tauchausrüstung ein-/ausladen könne. Jeder Falschparker bekommt erst einmal einen Zettel an die Windschutzscheibe, Wiederholungstäter werden abgeschleppt.
Leben und leben lassen
So lautet die Devise bei der Ladenzeile Josef-Frankl-Str. 58a. Fruchtstadel, Blumengeschäft, Weltladen, Beerdigungsinstitut und Tiergeschäft teilen sich acht Kundenparkplätze. Höchstens einmal pro Woche, so berichtet Florian Kraft, werde man auf ein Auto aufmerksam, das dort sehr lange parke. Dann spreche man sich zunächst mit den anderen ab, ob der Autobesitzer eventuell nebenan länger aufgehalten werde. Ist das nicht der Fall, wird ein Zettel mit einem freundlichen Hinweis unter den Scheibenwischer gesteckt. Parke abends ein Lokalbesucher oder frage tagsüber ein Kunde, ob er schnell noch zur Post gehen dürfe, während das Auto am Parkplatz verbleibe, habe niemand etwas dagegen.
Wegen Falschparkens: 170 Euro für ein paar Brezn
Zettel verteilt bisweilen auch Metzger Woite, wenn jemand länger einen Kundenparkplatz blockiert. Dass die Autos des Pflegedienstes von gegenüber auch auf seinem Stellplätzen stehen, ist hingegen abgesprochen.
Bei Zetteln belässt es der Universal-Cartridge-Laden gegenüber nicht mehr. Seit Sommer letzten Jahres wird bei Unrechtparkern ein Anwalt eingeschaltet und seit sich das herumgesprochen habe, sei Ruhe, erläutern die Geschäftsleute. Zuvor hätten nicht nur Kneipenbesucher bei ihnen geparkt, sondern auch Kunden des Metzgers, Klienten der Steuerberater … Dabei bräuchten sie die Parkplätze für die Kundschaft, die oft schwere Drucker anschleppe. Aber wer am Wochenende, wenn der Laden geschlossen habe, bei ihnen parke, das sei „wurscht“.
Die Feldmochingerin, die dort nach Geschäftsschluss kurz ihr Auto parkte, um schnell beim Rackl einzukaufen, hat an dem Tag jedenfalls die teuersten Brezn ihres Lebens besorgt: Ein paar Tage später kam per Post die Unterlassungserklärung eines Anwalts aus dem niedersächsischen Georgsmarienhütte, der für seine Tätigkeit 170 Euro Honorar verlangte.