Unter dem Motto „Kalt, aber Kult“ lud die Evangeliumskirche am Hasenbergl auch heuer am Faschingssonntag, den 3. März zum inzwischen schon traditionellen Faschingsorgelkonzert ein, das sich dieses Jahr dem „Orgelzauber von der Zauberflöte bis zum Zauberer von Oz“ widmete. Doch zunächst begrüßte Dekan Felix Reuther die gut 130 Besucher und kündigte den von Kennern mit Spannung erwarteten Orgelvirtuosen Armin Becker an. Was hatte der wohl dieses Mal für musikalische Schmankerl vorbereitet?
Gleich zu Beginn brachte Armin Becker die Musikliebhaber der besonderen Orgeltöne zum Schmunzeln. Er berichtete lächelnd, dass er sich am Eingang erst mal dafür entschuldigen musste, dass es wegen des guten Wetters dieses Mal in der Kirche nicht so kalt sei wie in den vergangenen Jahren. Dann lieferte er wie gewohnt zu jedem der Musikstücke des Programms eine Information.
In der Reihenfolge des Programms:
1. Der Marsch „Nobles of the Mystic Shrine“ wurde von John Philip Sousa für den 1870 gegründeten Freimaurer Orden (Shrimers) geschrieben. Diese freimaurerische Richtung war durchaus nobel, da sie wohltätige Ziele verfolgte wie die Unterstützung von Kinderkrankenhäusern.
2. „Ach Gott vom Himmel sieh darein“ ist eigentlich ein Choral von Martin Luther. Mozart
verwendete ihn nach dem Auftritt der zwei „geharnischten Männer“ in der Zauberflöte, als Tamino den Mysterien der Isis zugeführt wird.
3. Bei den Variationen von Friedrich Joseph Kirmair hörten wir nicht nur Papagenos magisches Glockenspiel aus der Zauberflöte, sondern auch die von Armin Becker feinsinnig eingearbeitete Kadenz von „Lukas, dem Lokomotivführer: Eine Insel mit zwei Bergen“. Die Melodie erkannten viele der belustigten Zuhörer und so mancher nickte dazu im Takt mit dem Kopf.
4. Zu dem Komponisten Ludwig André wusste Armin Becker nicht viel zu sagen, außer dass dieser mit mindestens neun Pseudonymen arbeitete und die Ländler-Idylle „Alpenzauber“ dem deutsch-österreichischen Alpenverein gewidmet hat.
5. Hans Christian Lumbye, ein dänischer Kapellmeister und Komponist aus Kopenhagen, auch „Johann Strauß des Nordens“ genannt, komponierte „Laschott’s Zauber-Galop“ und will damit dem Zuhörer optische Nebelbilder vermitteln und nebulöse Vorstellungen bescheren.
6. John Arthur Meyle möchte in den Stück „The Magic Harp“ gerne die Orgel wie eine Harfe klingen lassen. Eine Spielerei, eigentlich unmöglich für ein mechanisches Instrument, erklärte Armin Becker. Und fügte dazu „I do my very best“ und das tat er dann auch in eindrucksvoller Weise.
7. Als Highlight des Abends zauberte der Künstler meisterhaft und furios aus dem Musical „Der Zauberer von Oz“ das Finale aus der Fantasy-Sonata „Over the Rainbow“, die bekannte Melodie des Liedes, das 1939 im Original von Judy Garland gesungen wurde.
Die Stille zwischen den einzelnen Stücken wurde immer mit Applaus erfüllt, was sonst eher unüblich ist. Nach „Over the Rainbow“ klatschten die Besucher begeistert und es gab „standing ovations“. Der Orgelvirtuose verbeugte sich einige Male auf der Empore. Er verwöhnte die Zuhörer zum Ausklang des Orgelzaubers noch mit einer Zugabe, dem „Zug der Zwerge“ von Edvard Grieg.
So viel Virtuosität überzeugte auch Dekan Reuther, der die Schlussworte sprach: „Wir durften in der vergangenen Stunde erleben, was passiert, wenn Zauberhände und Zauberfüße zusammentreffen mit der Königin der Instrumente, hier an diesem wunderbaren Ort, der Evangeliumskirche.“ Er bat den Künstler zu sich und überreichte ihm eine Flasche Wein (oder Prosecco?), statt der sonst üblichen Blumen. Armin Becker bedankte sich hocherfreut. Das Publikum applaudierte nochmals kräftig und begab sich zum Ausgang – leider war ein zauberhafter Abend (unterstützt übrigens durch den BA 24, der einen finanziellen Zuschuss gewährte) zu Ende. Gerlinde Dunzinger