Am Faschingsdienstag sind noch mal alle Jecken, Gaukler, Faschingsnarren, Karnevalisten, Karnevalsjecken etc. los und passend dazu erreichte uns ein humoriger Leserbrief, der ein oft bierernst diskutiertes Thema aufgreift: die drei Genera in der deutschen Sprache, oft nicht logisch (das Mädchen) und vermeintlich oft diskriminierend (der Lehrer, auch wenn 68,2 % der Lehrerschaft dem weiblichen Geschlecht angehört, Tendenz noch weiter steigend, aber immerhin: die Lehrerschaft). Der Lokal-Anzeiger ist, nicht zuletzt aus Gründen der Lesefreundlichkeit (Bürger_*Innen), aber auch des Platzmangels (mit „liebe Bürgerinnen und Bürger, liebe Münchnerinnen und Münchner“ sind gleich mindestens drei Zeilen gefüllt!), wieder dazu übergegangen, sich auf ein einziges Genus zu beschränken, das für uns allumfassend ist: Münchner und Bürger. Sonja Sachsinger widmet sich in ihrem Leserbrief „Rettet das Partizip Präsens!“ einem weiteren Aspekt der „genderspezifischen Sprachverhunzung“ (Monika Maron).
Rettet das Partizip Präsens!
Es gibt neue Sprech- und Schreibvorschriften: Statt „alle Lehrer“, heißt es nun „alle Lehrerinnen und Lehrer“, statt „alle Beamten“ soll man künftig „alle Beamtinnen und Beamten“ schreiben – alle Angestellten hingegen gilt als politisch korrekt. Mir leuchtet das alles nicht recht ein.
Auch „die Studenten“ darf ich nicht mehr sagen – es heißt jetzt: „Studierende“ – ganz egal, ob sie gerade in der Kneipe sitzen und Bier trinken, am Strand von Mallorca liegen und faulenzen, ob sie gerade duschen oder singen.
Wie soll ich mir das vorstellen? Können Studenten heute gleichzeitig Bier trinken und studieren? Oder gar singen, faulenzen und studieren? Zu unserer Zeit ging das noch nicht!
Und wie nennt man nun Studentenwerk, Studentenausweis, Studentenheim? Studierendenausweis? Studierendeausweis? – aha – mein Rechtschreibprogramm ist bereits auf dem neuesten Stand – die erste Form wird nicht beanstandet! Wer hat meinem Computer eigentlich erlaubt, solchen Schwachsinn zu unterstützen? Ich probier mal weitere Wörter:
Studierendenheim, Studierendenwerk, Studierendenbude, … alles politisch korrekt – aber: wie hört sich das denn an????
Kann man nicht einfach dabei bleiben, dass man in der direkten Ansprache bzw. im Singular unterscheidet, zwischen der weiblichen und männlichen Anrede, im Plural aber die bewährte Form (mit dem weiblichen Artikel !) beibehält?
Dass manche Menschen – meist die jüngeren – plötzlich bei „die Schauspieler“, „die Studenten“ oder „die Lehrer“ nur noch an das männliche Geschlecht denken, die Frau also ausgeschlossen ist, das war doch früher nicht so. Versucht man, uns da was einzureden? Werden wir manipuliert? In meinem Kopf tauchen da alle Menschen auf: männliche, weibliche und diverse.
Sonst hätte ich mich damals nicht so ärgern müssen über die herab-qualifizierenden Worte des Altbundeskanzlers Schröder, als er sagte, „Lehrer sind faule Säcke“. – Hat er am Ende mich gar nicht gemeint? Komisch: im gesamten Kollegium – auch bei den weiblichen Lehrkräften – kam sein Spruch damals gar nicht gut an…. Heute wäre das wohl anders.
„Gender, Gender, Geldverschwender“ – unter diesem Titel berichtete Spiegel-online einmal über die immensen Kosten, die die Umbenennung der Studentenwerke in Studierendenwerke verursacht… zudem sollen Bücher umgeschrieben werden, neue Lexika erstellt, Formulare neu gedruckt werden. Zeitungen werden durch die umständlichen Formulierungen immer dicker – und was wirklich sehr ärgerlich ist: Das diverse Geschlecht kommt in dieser Sprache gar nicht vor. Man könnte über diesen Hype einfach nur lachen, würden wir Steuerzahler dafür nicht ordentlich zur Kassen gebeten – ungefragt, ob alle hinter dieser Thematik stehen oder nicht. Und so etwas nennt sich „politisch korrekt“!
Selbstverständlich ist es wichtig, auch stets die weibliche Form der Anrede mitzuverwenden. Und natürlich: Gleichberechtigung soll sich auch in der Sprache ausdrücken. Nur im Plural, da könnten wir es doch beim Altbewährten belassen.
Die Menschen, die Säuglinge, die Angestellten, das sind doch auch alle. Warum gilt das plötzlich nicht mehr für die Studenten, die Schauspieler und die Beamten?
Was ist eigentlich mit „den Bäckern“, „den Verkäufern“, „den Versicherten“ muss ich nun „die Backenden“, „die Verkaufenden“ und „die Versichernden“ sagen?
Sonja Sachsinger, Lehrerin i. R.
(Warum darf man eigentlich Menschen sagen – und nicht „Menschen und Menschinnen“?)