Am 30. März war Premiere: Das Feldmochinger Volkstheater bringt in der Frühjahrssaison „Da kahle Krempling“ zur Aufführung, eine „beinah kriminelle Komödie“ in drei Akten. Das schon von vielen Laienbühnen gespielte Stück aus der Feder von Peter Landstorfer, Rechtsanwalt, Theaterautor und Gründer des Theaters Gut Nederling, entführt uns in das Ende des 19. Jahrhunderts, als es in München noch gmiatlich beschaulich zuging und die Einwohnerzahl unter der 500.000er-Marke lag.
„Da kahle Krempling“ ist mal wieder ein ganz eigenes Stück und wahrlich nicht nach dem simplen Muster gestrickt: „Sie liebten sich, da kamen Hindernisse und am Schluss kriegten sie sich doch“. Aufgeführt wird es wie immer im Theatersaal des Augustinums. Der Lokal-Anzeiger hat es sich vorab angesehen.
Die Handlung
Pauline Hermine von Wettenlach, von ihren Verwandten Tante Paula oder einfach nur Tantchen genannt, feiert ihren 70. Geburtstag. Und wie immer zu den runden Geburtstagen hat die rüstige, lebenslustige Dame aus gutbürgerlichem Hause – eine Rolle, die Christa Holzer auf den Leib geschnitten ist! – ihre fünf Nichten beziehungsweise Neffen zu einer kleinen Feier eingeladen. Während das Hausmädchen Maisonnette (gut gespielt von Michaela Knoblauch) und der Hausdiener Heinrich Heinrich (mit viel möchtegern-würdiger Contenance, im entscheidenden Augenblick aber auch mit Raffinesse gespielt von Sebastian Tartler), die Bediensteten Tante Paulas, die Tafel für die Feier eindecken, trudelt die Verwandtschaft ein, die natürlich auch dieses Mal, nolens, volens, der Einladung ihrer reichen Erbtante gefolgt ist – die Erbschaft will schließlich erarbeitet werden. Und damit marschieren die unterschiedlichsten Charaktere auf.
Die liebe Verwandtschaft
Den Anfang macht Nichte Olga Fetzinger, die gerne mal ein Gläschen – oder auch zwei oder drei – zur Kräftigung trinkt (wunderbar komisch gespielt wird die Schnapsdrossel von Paula Stratz). Dann tritt Neffe Blasio Fortanto herein, ein Möchtegern-Opernsänger mit Aussicht auf ein Auslandsengagement im nächsten Jahr, den die anderen verächtlich als „Stiagnglanderpuccini“ oder „Leierkastenwagner“ abtun (herrlich dargestellt von Maxi Zuleger, der diese Rolle nicht nur mit großer Bühnenpräsenz verkörpert, sondern, Hut ab, auch mit einer außerordentlich schönen Tenorstimme und guter Intonation mehrere klassische Arien wie die Vogelfänger-Arie des Papageno aus Mozarts Zauberflöte und das bekannte „Dein ist mein ganzes Herz“ aus der Lehár-Operette „Das Land des Lächelns“ zum Besten gibt. Bravo!!). Danach hat der schlitzohrige Hopfenbauer Lenz seinen Auftritt (wieder einmal mit dabei: Reinhold Forster, der den bauernschlauen, derben Landmann hervorragend mimt und hinter jedem Rock her ist).
Brunhilde von Löffenholz (gespielt von Gabrielle Berr) hat ihren verrückten Bruder Otto Hasenfuß im Gefolge, der sich als General geriert, alten Schlachten nachhängt, aber bei Blut sofort umkippt (witzig gespielt von Detlef Thiemann, sein Markenspruch: „Nehmen Sie Haltung an!“). Überraschungsgast der Feier ist dieses Mal Kriminalrat Findus Feigl (interpretiert von Franz Steiner), der als einziger nicht zur Familie gehört.
Bankgründung statt Banküberfall
Während des Essens eröffnet Tante Paula den erstaunten Gästen ihren letzten Willen: Das Erbe soll zu gleichen Teilen an alle Fünfe gehen, vorausgesetzt jeder Erbberechtigte besucht sie ab sofort jedes Jahr zum Geburtstag und überreicht der Tante, zum Zeichen der Wertschätzung, jeweils ein Kuvert mit einem „kleinen Geldbetrag“. „Nur“ 70 Goldmark im ersten Jahr, im Jahr darauf 140, dann 280, dann 560 … und immer wieder verdoppelt und immer so weiter, bis ans Ende ihres Lebens. Wer aber auch nur einmal eine dieser Bedingungen nicht erfüllt, wird vom Erbe ausgeschlossen.
Zunächst hoch erfreut, dämmert es den Nichten und Neffen nur allmählich, was auf sie zukommt, wenn sie erbberechtigt bleiben wollen. Und plötzlich scheint es, als hätten alle den gleichen Gedanken … Denn darauf zu vertrauen, dass das Tantchen nur noch ein, zwei Jahre lebt, das wollen sie nicht – schließlich wurde deren Mutter 97!
Schwammerlgulasch
Und damit Sie schon mal wissen, in welche Richtung das Denken der Verwandtschaft geht, hier ein Hinweis zum Titel: Der „Kahle Krempling“ ist ein giftiger Pilz, der laut Wikipedia früher in Unkenntnis der Zusammenhänge für essbar gehalten wurde. Der Pilz enthält nämlich ein Allergen, „das im Blut zu einer Antikörperbildung führt und das Paxillus-Syndrom auslösen kann. Hierbei vereinigen sich die Antigene des Pilzes mit den Antikörpern zu einem Antigen-Antikörper-Komplex, der sich auf den roten Blutkörperchen auflagert und diese auflöst, was im schlimmsten Falle zum Tode führen kann. Dieses Syndrom tritt zumeist erst nach mehrmaligem Verzehr dieser Pilzart auf.“
Soweit die wissenschaftliche Erklärung. Aber bekanntlich kommt es erstens anders, zweitens als man denkt …
Die Regie lag wieder in den bewährten Händen von Georg Hölzl, der allen Widrigkeiten zum Trotz, die sich einem geordneten Probenablauf in den Weg stellten – den „General“ befiel vor ein paar Wochen die Gürtelrose und ein grippaler Infekt ließ den ein oder anderen Mitspieler kurzfristig ausfallen –, wieder eine gute Inszenierung schaffte, gepaart mit großer Textsicherheit (im Souffleurkasten sitzt dieses Mal Brigitte Müller).
Kartenservice
Wenn auch Sie sich dieses mörderische Vergnügen nicht entgehen lassen wollen und unbedingt wissen müssen, wie „Da kahle Krempling“ ausgeht, dann haben Sie dazu noch Gelegenheit am 13. und 14. April. Beginn ist samstags um 19 Uhr, sonntags um 18 Uhr. Karten können Sie telefonisch ordern unter Tel.-Nr. 0 89 / 3 14 71 74 jeweils Mo. bis Fr. von 16 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet 14 €, Jugendliche unter 16 Jahre zahlen 7 €.