Am Samstag, den 30. März gab die Feldmochinger Blaskapelle unter ihrem Dirigenten Max Kappelmeier im Pfarrsaal von St. Peter und Paul wieder ein musikalisch abwechslungsreiches, beschwingtes Frühjahrskonzert, besucht von ganz vielen Feldmochingern sowie von Freunden gepflegter bayerisch-böhmischer Blasmusik. Dass Volksmusik wieder „in“ ist, zeigte sich nicht nur daran, dass auf der Bühne drangvolle Enge herrschte. Auch im dicht bestuhlten Pfarrsaal ging’s eng zu – denn wegen des großen Besucherandrangs mussten weitere Stühle herbeigeschleppt werden. Das „royale“ Programm erntete viel Applaus und die Ansagen waren wie immer Kult. Unser diesjähriger Favorit: Ludwig Brandls „Infiltrations-Huat“!
In den 70er- und 80er-Jahren des vorigen Jahrhunderts war bayerische Volksmusik „out“ und spießig, es war die Musik der (Groß-)Väter und -mütter. Heute ist das anders: Neue bayerische Volksmusik, innovativ interpretiert, kräftig mit anderen Musikstilen durchmischt und mit Filmmusik angereichert, rockt auch die Jugend. So braucht sich die Feldmochinger Blaskapelle, wiewohl auch von Hobbymusikern eine gewisse Disziplin und etwas Zeitaufwand verlangt wird – Lippen, Finger und Lunge wollen schließlich trainiert werden –, über Nachwuchs keine Sorgen zu machen. Aber auch „Urgesteine“ wie Toni Rieger (seit 54 Jahren dabei!) und Lisa Zech – sie wurde an diesem Abend für 40 Jahre aktives Mitwirken geehrt! – finden ganz offensichtlich immer noch Spaß am gemeinsamen Musizieren von Jung und Alt.
Ein bunter Strauß an unterschiedlichen Stücken
Das Repertoire der Feldmochinger Blaskapelle hält gut die Balance zwischen traditioneller und symphonischer Volksmusik sowie moderner Filmmusik – was die begeisterten Zuhörer auch an diesem Abend mit sehr viel Applaus quittierten. Bekamen sie doch einen bunten Strauß an Musikstücken auf royale Weise kredenzt.
Das Programm spannte einen weiten Bogen: vom König-Max-Marsch (wer nun denkt, ein Fuchs, der Kappelmeier Max, dem sei gesagt, das Stück wurde vor weit mehr als 100 Jahren zu Ehren von Max v. Bayern geschrieben) über den König-Ludwig-II.-Marsch und den Kaiserin-Sissi-Marsch – da haben sich dieses Mal wirklich viele Adelige druntergemogelt! –, über die Titelmelodie von „Game of Thrones“ (weil Tenor-Saxophonistin Beate Benthaus den Film samt Livemusik sah und vom Lied über Eis und Feuer begeistert war) bis hin zum bekannten „Palladio“ von Karl Jenkins. Dieses „Concerto grosso“ schrieb Jenkins eigentlich für ein Streichorchester. Der Titel huldigt zwar dem großen italienischen Renaissance-Architekten Andrea Palladio, aber das klassizistische Allegretto aus dem ersten Satz assoziieren zumindest die Frauen mit der Diamantenfirma De Beers, die ab 1993 ihre wunderbar ästhetischen Schwarzweiß-Werbespots mit dieser Musik unterlegte. Aber auch der „Jäger aus Kurpfalz“ erklang an diesem Abend. Wie Michael Neuhofer in seiner Anmoderation erläuterte, spielt die Blaskapelle „dieses besondere Stück“ zumindest einmal im Jahr – nämlich zu seinem Geburtstag. Denn jeder Musiker dürfe sich zu seinem Wiegenfest ein Stück wünschen, und ihm gefalle eben der „Jäger aus Kurpfalz“. Womit wir bei den Ansagen wären.
Von kultigen Ansagen und dem „Infiltrations-Huat“
Mal in Gedichtform, mal nüchtern prosaisch mit Fakten gespickt, mal auf boarisch, mal mit italienischem Akzent, mal knapp pointiert, dann in epischer Breite, mal mit Infos zum Komponisten, mal zur musikalischen Machart oder zum Titel – die Mischung macht’s und der geneigte Zuhörer „spechtete“ nach jedem Stück aufs Neue, zu welchem Musiker nun wohl das Mikrofon für die nächste Ansage hinwandern werde.
Bei der Ansage zum „Herzkine Zwiefacher“, arrangiert von Max Kappelmeier höchstselbst, der nicht nur „Dirigent und Einpeitscher, sondern auch ein wunderbarer Arrangeur“ ist – wie wir in der Anmoderation erfahren und anschließend hören durften –, hat sich bestimmt so mancher Zuhörer geschworen, künftig bei einem Zwiefachen sofort fluchtartig den Tanzboden zu verlassen, denn der drehende Bauerntanz hat es mit seinen wechselnden musikalischen Betonungen offensichtlich in sich. Urkomisch war auch Sepp Hintermair mit seiner Livedemonstration, wie Kartenspieler beim Watten die drei größten Trümpfe andeuten. Doch die meisten Lacher erntete Ludwig Brandl mit seinem „Infiltrations-Huat“.
Auch wenn Orchestermusiker die Noten vor Augen haben – die Stücke müssen halt doch im Gedächtnis verankert und dann in den Fingern sein. Früher lernte man, so Brandl, mit dem „Nürnberger Trichter“: Trichter aufgesetzt, „G’scheitheit“ ei’g’füllt“ und schon war der Wissensstoff im Kopf. Die Feldmochinger Blaskapelle habe sich diese Methode abgeschaut, mache es aber deutlich schmerzfreier: Einfach den „Infiltrations-Huat“ mit den Notenzeilen aufgesetzt. Dann wern „dee Noten magnetisiert und dann per blutooth in ‘s Hirn åwe g’funkt, wo se sich in dee Windungen verkrallen. Die Technik is‘ net von Hua-wei, sondern vom Elektro-Hua-wa aus Feldmoching.“ Und funktioniert offensichtlich ohne jeden Bug ganz wunderbar. Die so angekündigte Polka „Träume in die Zukunft“, „niederg’schrieb’n von Kurt Gäble, gewidmet seinen beiden Enkeln – den Quälgeistern Jonathan und Julius“ – bot wahrlich fulminanten Ohrenschmaus in höchster Vollendung!
Kein Wunder, dass bei so viel Frohsinn und guter Musik die Zeit wie im Fluge verrann!
Selbst der jüngste Zuhörer Kilian war gepackt vom Können seines Papas und der anderen! Zarte anderthalb Jahre alt, fielen ihm erst kurz vor 22 Uhr bei der letzten Zugabe, den „Grüßen aus dem Egerland“, mit denen die Feldmochinger Blaskapelle traditionell ihr Konzert beendet, die Augen zu. Das Stück trägt die Nummer 26 im Notenheft und ist halt „a oida Huat“, wie der Papa augenzwinkernd meinte.