Eigentlich sollte nur die Fußbodenheizung erneuert werden, doch dann stellte sich heraus, dass das Dach der Kirche nicht mehr dicht war und überhaupt einzustürzen drohte, auf dass die Kirche Mariä Sieben Schmerzen vorsichtshalber gesperrt wurde. Drei Jahre fast war die Gemeinde nun ausgeschlossen. Inzwischen ist ein solcher Grad der Sanierung erreicht, dass man von keinem Provisorium mehr sprechen muss und die Pfarrgemeinde, der engen Situation im Pfarrsaal mehr als überdrüssig, hat sich in den letzten Wochen und Monaten ihre Kirche – nach einigen Baustellenmessen – allmählich wieder zurückgeholt. Am Sonntag, den 28. April fand ein feierlicher Festgottesdienst zur Wiedereröffnung der Pfarrkirche mit Weihbischof Rupert Graf zu Stolberg statt.
Nicht nur viele Pfarrgemeindemitglieder aus dem Pfarrverband, sondern auch von der benachbarten Evangeliumskirche waren zum Festgottesdienst gekommen. Mit dabei waren an diesem Sonntagvormittag auch Handwerker, die an der Sanierung mitgewirkt haben, die dann doch viel umfangreicher ausfiel, als anfangs gedacht und geplant. Es kamen ferner die Architekten vom Architekturbüro Schmid sowie Regina Schmid. Die Künstlerin hat schon 2008 einen Kreuzweg für Maria Sieben Schmerzen geschaffen. Auf verschiedenen Papierprägungen hat sie Eindrücke, die unter die
Haut gehen und die Seele berühren wollen, festgehalten, die aber in den letzten elf Jahren nicht so recht zur Geltung kamen, weil die verschiedenen Stationen nicht beleuchtet und teilweise von der Orgel verstellt waren. Nun freute sie sich, dass ihr Kreuzweg wunderbar in Szene gesetzt ist und in der Kirche, „in der man sich nun so geborgen fühlt und doch eine große Weite spürt“, wie sie erläuterte, endlich richtig zur Geltung kommt. Regina Schmid hat in den letzten Wochen schon einige Führungen abgehalten und das dort Gesagte und ihre Gedanken zur Kreuzwegsdarstellung mit passenden Texten, die zum Weiterdenken anregen wollen, sowie Bildern der einzelnen Werke zum „Prototypen“ eines kleinen Kunstführers zusammengefügt. Das Büchlein schenkte sie nach der Festmesse Pastoralreferenten Otto Lang, der sich in den vergangenen drei Jahren um die Großbaustelle kümmern durfte.
Dekan Felix Reuter vom Prodekanat München-Nord, sprich vom evangelischen Lager, feierte ebenfalls mit und überreichte am Ende als Geschenk einen Gutschein für Blumenschmuck zu einer besonderen Messe, an der auch gerne Vertreter der Evangeliumskirche teilnehmen würden. In Abwandlung einer Jesaja-Bibelstelle meinte Reuter, ein Gotteshaus sei das Kleid der Kirche, des Heils und ein Mantel der Geborgenheit. Wie er auch beim Gassigehen mit seinem Hund in den letzten Wochen gerne in der neurenovierten Kirche als einem Ort der Ruhe und Sammlung innegehalten habe, während der Hund draußen auch schon seine Stelle kenne, an der er angebunden werde.
Weihbischof Rupert Graf zu Stolberg zelebrierte nicht nur den Festgottesdienst, sondern weihte auch den neuen Taufstein und segnete das Taufwasser, wie er am Schluss auch noch das Marienbildnis in einem Seitenbereich der Kirche weihte. Graf Stolberg ging in seiner Predigt, ausgehend vom Evangelium dieses Sonntags – einer Stelle aus dem Johannesevangelium, in der berichtet wird, dass die Jünger sich aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen trafen, als plötzlich der auferstandene Jesus in ihre Mitte trat und zu ihnen sprach – und der Situation der Pfarrgemeinde von Mariä Sieben Schmerzen – die ebenfalls aus Angst, allerdings nicht in der Kirche eingesperrt waren wie die Jünger, sondern ausgesperrt – auf die Situation der Christen heute ein. Es sei heute nicht mehr so angenehm wie vor 20, 30 Jahren, sich als Christ zu bekennen. Da seien zum einen die Missbrauchsfälle in der Kirche. Andere wieder rümpften die Nase, weil man ob des wissenschaftlich-technischen Erkenntnisstandes des 21. Jahrhundert doch keine Religion mehr brauche. Wieder andere haben einen anderen Glauben. Doch eine Kirche dürfe nicht nur ein Rückzugsort sein, wo man unter sich sei und ein bisschen Spiritualität konsumiere. Ein Christ habe auch immer eine Sendung, die es in die Welt hinauszutragen gelte.
An diesem Sonntag ging’s allerdings nach der zweistündigen Messe mit viel schöner Kirchenmusik – Kirchenchor, Solisten, vier Streicher (zwei Violinen, Cello und Kontrabass), begleitet von einer guten Pianistin am Klavier, führten engagiert die „Missa brevis St. Joannis de Deo“ von Joseph Haydn für Soli, Chor und Orchester auf mit dem herrlichen Benedictus (das Orgelsolo war damit ein Klaviersolo) – erst einmal nur nach nebenan in den Pfarrsaal zum gemeinsamen Mittagessen und weiteren Beisammensein.