In München wie im Bezirk Oberbayern – und darüber hinaus – ist der Name Volker D. Laturell eng verbunden mit der bayerischen Volkskultur und der Heimatforschung. Am 22. Mai darf der Jubilar auf 80 Lebensjahre und rund 60 Jahre eines schaffens- und facettenreichen (Berufs-)Lebens zurückblicken. Für seine Lebensleistung gebühren ihm Respekt, ein herzliches vergelts Gott und zugleich Glückwünsche für viele weitere erfüllte Jahre des verdienten Ruhestands, der wohl eher ein „Unruhestand“ ist.
Wer sich die Biografie von Laturells ausgefülltem Berufsleben ein wenig genauer anschaut, der stellt sich schnell die Frage, wie der Jubilar die Fülle seines Schaffens in seinem wunderbaren Beruf, aber auch in seinem breiten politischen und ehrenamtlichen Engagement in einem natürlich begrenzten Zeitrahmen bewältigen konnte. Abgesehen davon, dass ja auch noch das Privatleben einen Platz zu finden hatte.
Sein letztes großes Werk über die Geschichte der katholischen Pfarrei Feldmoching, ein 2 kg schwerer und 468 Seiten umfassender Band mit frühchristlichen und kirchengeschichtlichen Rückblicken, das 2018 auf den Markt kam, bezeugt, dass Laturell noch immer keine Herausforderung zu groß ist. Reinhard Kardinal Marx betonte in seiner persönlichen Würdigung Laturells nicht umsonst die Einmaligkeit eines derart umfangreichen Werkes über die lange Geschichte einer dörflichen Pfarrei und den früher dazugehörigen Filialkirchen, Kapellen und Klausen. Und das in unserer Zeit, die den Kirchen und dem kirchlichen Leben so kritisch gegenübersteht! Mit der „Geschichte der Pfarrei Feldmoching“ hat Volker D. Laturell vielen Menschen, auch über den früheren Bereich von St. Peter und Paul hinaus, ein wertvolles Geschenk gemacht. Dafür gebührt ihm ein besonders herzliches vergelts Gott. Allerdings meint Laturell, nun ganz sicher zu sein, dass er sich keineswegs noch einmal einen derartigen „Brocken“ wie sein vermeintlich letztes Werk aufladen werde. Schaun wir mal!
Von Tübingen nach München-Moosach
Der Weg des jungen Volker D. Laturell führte ihn einst aus Tübingen zuerst nach Niederbayern und schließlich nach München in die Fasanerie, von wo aus er die Schule in Feldmoching besuchte. Später zog es ihn in das benachbarte Moosach, wo er bis heute seinen Wohnsitz hat. 1961 schloss er in München sein Hochschulstudium als Dipl.-Verwaltungswirt ab und begann 1962 seinen abwechslungsreichen Werdegang bei der Münchner Stadtverwaltung, darunter 12 Jahre als Leiter der Verwaltungs- und Personalabteilung der Münchner Kammerspiele, des Theaters der Jugend München und der städtischen Otto-Falckenberg-Schauspielschule, an der er später auch vier Jahre lang als Lehrer unterrichtete. Seine weiteren beruflichen Tätigkeiten waren so umfangreich und breit gefächert, dass sie hier nur in Auszügen erwähnt und gewürdigt werden können.
Von 1979 bis zu seinem Ruhestand ab Juni 1999 war Volker D. Laturell im Amt des Volkskulturpflegers Leiter der Abteilung Volkskultur im Kulturreferat der Stadt München. Es war sein großes Anliegen, den etwa 1.200 Laienkulturgruppen Münchens aus seinem Referat heraus eine bestmögliche Förderung und Unterstützung zu bieten.
Beispielhaft für seine Initiativen seien hier der „Boarische Hoagart`n“, der „Boarische Tanzbod`n“, das Cäcilienfest der Münchner Volksmusikanten und das „Münchner Gstanzlsingen“ genannt. Zahlreiche weitere große Veranstaltungen der Volksmusik, des Volkstanzes und der Förderung und Ausstellung von Volkstrachten lagen in seinem Verantwortungsbereich und trugen ebenfalls seine Handschrift. 1989 rief Laturell den bis heute unverändert beliebten historischen Kocherlball am Chinesischen Turm wieder ins Leben. Unzählige weitere kulturelle Sonderveranstaltungen, Konzerte, Seminare, Vorträge, Festivals, Gastspiele in München und in anderen Städten Europas lassen das eng getaktete Engagement Laturells nur erahnen.
Hinzu kommen zahlreiche Publikationen & Dokumentationen
Mit seinem reichhaltigen Wissen über die Historie Münchens und seiner Stadtteile, über die Kulturen, Bräuche und Traditionen früherer Zeiten sowie über die Volkskultur ganz allgemein, sowohl im Münchner Raum wie weit darüber hinaus, schrieb Laturell zahlreiche interessante und lehrreiche Bücher. Ferner veröffentlichte er unzählige kulturhistorische Fachbeiträge, auch in ortsnahen Zeitschriften wie dem Lokal-Anzeiger. 1970 brachte Laturell über den Verlag Dr. Benno Tins sein erstes Buch über die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte des Münchner Stadtteils Feldmoching heraus. Dem folgte im Jahr 2000 sein Stadtteilbuch Feldmoching-Hasenbergl im Bavarica-Verlag. Über die Geschichte „seines“ Stadtteils Moosach schrieb Laturell gar insgesamt fünf Bücher. Auch die heimatliche Volkskultur, das Brauchtum, die Volkstrachten und die heimatliche Geschichte nehmen in den Publikationen Laturells einen breiten Raum ein.
Mitglied in über einem Dutzend Vereinen und Organisationen
Seine engen Bindungen zur Geschichte seiner Heimat in München bzw. Oberbayern führten Laturell über die Jahre hinweg zu zahlreichen Vereinen und Organisationen. In Feldmoching etwa ist er seit 1979 Mitglied des Volkstheaters, seit 1990 Gründungsmitglied des Kulturhistorischen Vereins – dessen Ehrenmitglied er seit 2005 ist – und (Ehren-)Mitglied des Siedlervereins Schwarzhölzl. Feldmochinger Volkstheater wie Männergesangverein verdanken ihm ihre Dachauer Tracht, die einst im Raum nördlich Münchens bis hin nach Schwabing getragen wurde und hier noch bis heute gepflegt wird.
Aus der Fülle seiner weiteren Mitgliedschaften seien nur einige genannt: Da sind die Arbeiterwohlfahrt Hasenbergl und Lerchenauer See, der Freundeskreis Freilichtmuseum Südbayern, das Oberbayerische Bauernhausmuseum Amerang, der Bayerische Landesverein Heimatpflege sowie der Verein Münchner Stadtteilgeschichte. Laturell ist Mitbegründer der Geschichtssammlung Laturell-Mooseder und Initiator, Mitbegründer und Vorsitzender des Geschichtsvereins Moosach.
Auch aus der Fülle seiner politischen Tätigkeiten und Ämter können an dieser Stelle nur exemplarisch einige genannt werden. Schon 1957, mit 18 Jahren, wurde Laturell Mitglied der SPD, in der er dann jahrzehntelang wirkte. Mit 27 Jahren gehörte er der SPD-Fraktion im Bezirksausschuss 33/24 an. Er blieb dem Gremium 24 Jahre lang treu. Von 1970 bis 1994 war Laturell sodann Bezirksrat im Bezirkstag Oberbayern. Hier hatte er wichtige Funktionen und Ämter inne, vor allem in der Kulturpolitik, etwa im Kultur- und Personalausschuss sowie in der Kommission für die Freilichtmuseen Großweil, Amerang und viele weitere.
Zahlreiche hohe Ehrungen und Auszeichnungen
Als Zeichen der Anerkennung und des Dankes für seine wertvollen beruflichen Leistungen und seinen unermüdlichen ehrenamtliche Einsatz in einem breiten gesellschaftlichen Raum wurde Volker D. Laturell 1978 das Verdienstkreuz am Band und 2002 das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.
Weitere hohe Ehrungen, etwa die Medaille „München leuchtet“, die Bezirksmedaille in Gold des Bezirks Oberbayern, die Goldene Ehrennadel der Arbeiterwohlfahrt, die Bayerische Staatsmedaille für „besondere Verdienste um die kommunale Selbstverwaltung“, die Silberne Ehrennadel des Bundes Deutscher Amateurtheater, die Ehrenmedaille der Stadt München „für große Verdienste für die Volksmusik in München“ und weitere zeugen von der hohen Wertschätzung des Geburtstagsjubilars Volker D. Laturell.
Auch der Lokal-Anzeiger gratuliert sehr herzlich und wünscht Volker D. Laturell nun doch etwas mehr seines längst hoch verdienten Ruhestands. Reinhard Krohn