Eigentlich ist es unvorstellbar: Seit über zwei Jahrzehnten ist es bekannt und aktenkundig, dass die Eduard-Spranger-Schule am Hasenbergl Süd mit PCB belastet ist. In all den Jahren wurde immer mal wieder gemessen, regelmäßig gelüftet und gewischt, die Fugen wurden abgedichtet, die Wände erhielten einen speziellen Anstrich … Geholfen hat alles nicht wirklich. Die hohe PCB-Belastung blieb. Immer wieder griff auch der hiesige Bezirksausschuss, insbesondere in Gestalt der „Grünen“ Christine Lissner, die Problematik auf und forderte ein ums andere Mal rasche Abhilfe. Nun tut sich endlich etwas – allerdings sind so manche Eltern doch überrascht worden von den neuen Entwicklungen. Welche Auswirkungen diese auf die Feldmochinger Gymnasiasten in den Verläuferklassen haben werden, erfahren die Eltern bei einem Infogespräch am Dienstag, den 4. Juni ab 18 Uhr in der Feldmochinger Mehrzweckhalle.
Am Montag, den 27. Mai wurden die Mittelschuleltern und -kinder(gut 150 bis 200) von etlichen Vertretern des Referats für Bildung und Sport (RBS, u. a. Beate Zurek und Stadtdirektor Peter Scheifele), des Baureferats (Iris Lemke) und des Zentralen Immobilienmanagements (u. a. Gisela Inzinger und Bernhard Schuder) darüber informiert, dass nun endlich das PCB-verseuchte Schulgebäude an der Eduard-Spranger-Str. abgerissen und neu aufgebaut wird. Dazu muss die Schule geräumt werden, sprich der komplette Lehrbetrieb wird ab dem Schuljahr 2019/2020 ausgelagert. Die Rückkehr ist zum Schuljahr 2023/24 bzw. 2024/25 geplant. Schulleiter Peter Wummel jedenfalls zeigte sich erfreut, dass nun endlich etwas vorangeht, nachdem seine Mittelschule jahrelang immer hinten runter gefallen sei.
Ursprünglich hatte das RBS angedacht, die Mittelschule an der Eduard-Spranger-Str. in einen Schulneubau auf dem Areal der ehemaligen Bayernkaserne auszulagern. Doch dort wurden, eigentlich nicht überraschend, Bombenreste gefunden, was den Baubeginn um ein Jahr hinauszieht. Damit sei ein Strategiewechsel nötig gewesen, wie RBS-Leiterin Beate Zurek am Montagabend den Eltern erklärte. Seit April gab es daher intensive Abstimmungsprozesse zwischen Schulleitung, Lehrerschaft, Elternbeirat, Staatlichem Schulamt sowie dem Ministerialbeauftragten für die Gymnasien Oberbayern-West.
So sehen die Pläne des Schulreferats aus
1. Schritt: Auslagerung von fünf Klassen der Mittelschule (Fünftklässler sowie zwei sechste Klassen) an die Grundschule am Hildegard-von-Bingen-Anger zu Beginn des Schuljahrs 2019/20. Ganztagsversorgung und Mittagsverpflegung seien auch an diesem Standort gegeben, so heißt es in einer Pressemitteilung des RBS.
2. Schritt: Auslagerung der restlichen Schüler in insgesamt 19 Klassen (6. bis 10. Klassen & M-Zug) in die freien Schulcontainer für das künftige Gymnasium Feldmoching an der Georg-Zech-Allee nach den Faschingsferien, spätestens aber nach den Osterferien 2020. Die Vorläuferklassen für das künftige Gymnasium an der Lerchenauer Str., zu diesem Zeitpunkt vermutlich fünf Klassen (zwei 6. Klassen und drei 5. Klassen à ca. 30 Kinder), werden dann mit den Schülern der Mittelschule gemeinsam in den Containern unterrichtet. Die Raumaufteilung wird laut RBS einen lehrplangemäßen Unterricht und die Ganztagsversorgung sowie die Mittagsversorgung für beide Schulen sicherstellen. Die 19 Klassen der Mittelschule sollen bis Ende des Schuljahres 2020/21 in Feldmoching verbleiben.
3. Schritt: Ab dem Schuljahr 2021/22, so zumindest sieht es der Plan vor, werden die Schüler der Mittelschule von ihren beiden ersten Interimsstandorten am Hildegard-von-Bingen-Anger (Nordhaide) bzw. der Georg-Zech-Allee weiterziehen in zwei Schulpavillons am Standort der Grund- und Mittelschule an der Toni-Pfülf-Str. in der Siedlung am Lerchenauer See. Dort sollen in der Zwischenzeit neue Container errichtet werden. An diesem zweiten Interimsstandort soll die Mittelschule dann bis zu ihrer Rückkehr an den alten Schulstandort Eduard-Spranger-Str. spätestens zum Schuljahr 2024/25 verbleiben. Und natürlich sei auch am Interimsstandort Toni-Pfülf-Str. ein lehrplanmäßiger Unterricht für die Mittelschule in den beiden Pavillons durch eine entsprechende Raumausstattung, die Ganztagsversorgung und Mittagsverpflegung sichergestellt. Die Pavillons an der Toni-Pfülf-Schule, die derzeit selbst ja immer noch saniert wird, sollen spätestens 2024 wieder weg sein, versprach Zurek. Bis dahin stehe die neue Mittelschule.
Kritische Nachfragen seitens der Elternschaft
Nach dieser Präsentation hatten einige Anwesende durchaus Fragen, etwa wie die Toni-Pfülf-Schule die Auslagerung bewältigen soll, wo deren Kapazitäten sowieso schon knapp seien. Antwort: Die Schule ist nicht tangiert, sie stellt nur die Fläche für die Pavillons. Wobei sich Schulleiter Wummel natürlich schon erhofft, dass seine Schule den ein oder anderen Fachraum mitnutzen kann.
Eine andere Mutter wollte wissen, wie die 10. Klassen die anstehenden Prüfungen mit dem Umzug meistern sollen. Antwort: Es wird nur der Standort gewechselt, spätestens nach den Osterferien. Die Lehrkräfte gehen mit und würden dafür Sorge tragen, dass die Prüfungen gut laufen. Alternativ könnte man natürlich zum Ende des Schuljahres umziehen. Aber man möchte schnellstens raus aus dem Gebäude.
Eine weitere Frage galt der Fahrkarte wegen der weiteren Entfernungen. Antwort: Das sei kein Problem und werde rechtzeitig geklärt, auch für die neuen Fünftklässler. Laut Schulleiter Wummel ziehen außerdem nicht alle 5. Klassen in die Hildegard-von-Bingen-Grundschule. Da dort die Mittagsversorgung nicht gewährleistet sei, würden die Ganztagesklassen vielmehr komplett an die Georg-Zech-Allee wandern. Dort würden die Fachräume teilweise an die Bedürfnisse der Mittelschule angepasst und später wieder angeglichen an die des Gymnasialunterrichts. Der Sportunterricht am Vormittag sei gewährleistet. (Ob die 70 bis 80 Senioren dann noch zweimal die Woche je eine Stunde (Wirbelsäulen-)Gymnastik machen dürfen? Anm. d. Red.) An beiden Standorten gibt es offenen Ganztag, gebundener Ganztag hingegen wird nur in der Georg-Zech-Allee geführt.
Eine weitere Mutter warf die Frage auf, ob es an dem neuen Standort auch einen Schülertreff gebe. Antwort: Auch diesen werde es geben, da genug Räume vorhanden seien. Auch die Schulsozialarbeit werde weiter gewährleistet sein. Es sind derzeit drei Sozialarbeiter an der Schule, hier werde aber wohl aufgestockt. Dazu Schulleiter Wummel: Die räumliche Situation an der Georg-Zech-Allee übertreffe in jedem Fall die jetzige Situation, da genug Räume vorhanden seien. Und Beate Zurek wagte sogar die Prognose, dass die Mittelschüler wahrscheinlich lieber in Feldmoching bleiben würden.
Weitere Frage: Haben diese Planungen auch Auswirkungen auf die Grundschule an der Eduard-Spranger-Str.? Antwort: Ja, denn die Neubauplanungen für beide Schulen laufen zusammen. Aber erst müsse die Mittelschule gebaut werden – wegen der PCB-Belastung. Die bestehe ja in der Grundschule nicht.
Wie wirkt sich die Auslagerung auf das Vorläufergymnasium aus?
Zum Gymnasium wurde an diesem Abend nichts gesagt. Die Eltern der (künftigen) Gymnasiasten haben aber am Dienstag, den 4. Juni ab 18 Uhr bei einem Infoabend, gleichfalls mit RBS-Leiterin Beate Zurek, die Möglichkeit, ihre Fragen loszuwerden.