Bekanntlich zählt sich die Schützengesellschaft Schützenliesl Fasanerie-Nord in ihrer Bescheidenheit nicht zu den mitgliederstarken Vereinen im hiesigen Stadtbezirk. Umso größer war darum die Überraschung und Freude der Gäste bei der Feier zum 100. Gründungsjubiläum des Vereins am Sonntag, den 2. Juni in der Kirche St. Christoph am Blütenanger. An diesem großen Vereinsgeburtstag zeigten das Schützenmeisteramt und alle Vereinsmitglieder der Öffentlichkeit ihre kreativen, einfühlsamen Beiträge bei der Mitgestaltung ihres herausragenden Jubiläumsgottesdienstes.
Die Altarempore von St. Christoph war mit Blumen dezent geschmückt. Fahnenbänder und Schützenscheiben wiesen bereits vor Beginn des Gottesdienstes darauf hin, dass es ein besonderes Fest zu feiern galt.
Vor der Kirche versammelten sich Fahnenabordnungen, Schützen und weitere Vertreter einiger Gastvereine. Die Kirche füllte sich fast bis auf den letzten Platz, ein sehr erfreuliches Bild. Zeigte es doch einmal mehr, dass zu bestimmten kirchlichen Anlässen unsere Kirchenräume eben doch nicht zu groß sind. Den Festgottesdienst leitete Dekan Johannes Kurzydem.
Mit den ersten Orgelklängen von Kirchenmusiker Georg Kläne zogen neun Abordnungen mit ihren schönen und wertvollen Vereinsfahnen ein und nahmen Aufstellung an beiden Seiten der Altarempore. Die ehrwürdige Fahne der Schützenliesl aus dem Jahre 1925 legten 2. Schützenmeister Johann Kiening, Ehrenschützenmeister Manfred Bothmer, Ehrenmitglied Stefan Walo und der langjährige Fahnenträger Horst Pankla vor dem Altar nieder. Der Kirchenchor begleitete die festliche Zeremonie. In der sehr eindrucksvolle Darstellung der 100-jährigen Vereinsgeschichte zum Gedenken der langjährigen Mitglieder und an die Verstorbenen erklang der Songtext „Heast as net, wia die Zeit vergeht …“ im Originalton von Hubert von Goisern. Dazu deckten Schützinnen die im Altarraum aufgestellten Tafeln mit den Bildern der lebenden und der verstorbenen Mitglieder auf.
In schwierigen Zeiten gemeinsam die Zukunft gestalten
In seiner Ansprache blickte Dekan Kurzydem im Zeitraffer weit zurück auf das Gründungsjahr 1919, wie es damals hier bei uns war und was die Menschen in der damaligen politisch kritischen Zeit dazu bewogen haben mag, eine Schützengesellschaft zu gründen. Sie wollten damals gewiss ein gemeinsames Leben in einer zerrissenen Gesellschaft gestalten und damit vieles besser machen. Wenn in so vielen Jahren der Vereinsgeschichte gleichgesinnte Menschen wie damals trotz der immer wieder großen, nur schwer überbrückbaren Probleme erfolgreich leben und wirken können, dann sind es eben nicht nur die Menschen allein, sondern sie werden hilfreich von unserem Herrn Jesus Christus geleitet, der uns Menschen in allen Lebenssituationen nicht allein lässt. Darum sei dieser Gottesdienst heute zu dem großen Jubiläumsfest auch so wichtig – gerade bei dem allerschönsten Sonnenschein! Mit dem Blick auf die noch folgende Fahnenweihe ließ Dekan Kurzydem mit seinen Worten die Gedanken über die Ursprünge und den Zweck von Fahnen und Standarten bis zum heutigen Tage schweifen. Wenn es auch nachweisbar schon seit alten Zeiten etwa um 1500 v. Chr. Fahnen (etwa als Feld- und Herrscherzeichen, später auch als „heilige“ Gebetsfahnen) gegeben haben mag, so haben sie doch bis heute ihre große symbolische Bedeutung erhalten. Fahnen begleiten uns zu den verschiedensten Anlässen unseres Lebens, bis sie sich schließlich über unserem Grabe senken. Dekan Kurzydem beendete seine Ansprache mit den Worten: Möge Gottes Segen die Vereine und alle Mitglieder immer begleiten. Dem folgte dann die feierliche Weihe der Fahne der SG Schützenliesl.
Nach dem Auszug der Fahnenabordnungen, der Gäste und der Gemeinde auf den Kirchenvorplatz sollte es dann zum Abschluss der offiziellen Feierlichkeit und zugleich zu Ehren des Jubiläumsvereins nach bayerischem Brauch richtig krachen. Dazu hatten die Böllerschützen vom Schützenkranz Moosach mit ihrem Kommandanten Josef Kaiser auf dem Rasen vor dem Pfarrhaus Aufstellung genommen. Mit der letzten Salve gratulierte Kaiser namens seiner Kameraden und der Schützengesellschaft Schützenkranz Moosach dem Jubiläumsverein, verbunden mit den besten Wünschen für viele weitere gute und erfolgreiche und kameradschaftliche Vereinsjahre.
Ein schönes und würdevolles Jubiläumsfest in der Fasanerie war damit beendet.
Reinhard Krohn