Wenn wir schon mal einen Tagesausflug machen, dachte sich die Vorstandschaft des katholischen Männervereins Feldmoching, dann wollen wir mit der Gaudi zugleich auch unser Wissen zu aktuellen Tagesfragen erweitern. Dachten es und nahmen heuer zielgenau das meteorologische Observatorium auf dem weithin bekannten Hohenpeißenberg (im Landkreis Weilheim-Schongau, 60 km südlich von München, 20 km nördlich des Alpenrands und 42 km von der Zugspitze entfernt) ins Visier. Das war nach einstimmiger Meinung der zahlreichen Mitreisenden eine sehr gute Entscheidung, zumal der herrliche Sonnenschein an diesem milden Oktobertag auch noch seinen Beitrag leistete.
„Alle reden vom Wetter …“ So lautete einmal ein Slogan der Deutschen Bahn. Wir wissen nun nach dem sehr informativen Besuch da droben auf dem fast 1.000 m hohen Berg bei der Bergwetterwarte, worüber wir reden! Jedenfalls dreht sich dort alles ums Klima und ums Wetter – mit sehr viel Wissenschaft, mit einem hohen technischen und personellen Aufwand und auch mit riesigen Kosten. Aber, und das mag überraschen, es geht dort auch heute noch um die reine sensorische Wetterbeobachtung, so wie es einst vor rund 240 Jahren einige gelehrte Augustinermönche begonnen hatten und wie es uns bis heute überliefert ist. Auch woran schon einstmals die frommen Augustinermönche fest glaubten, steht bis zum heutigen Tage mit der enormen Technik und Wissenschaft nach der unerschütterlichen Gewissheit unserer katholischen Männer und ihrer mitgereisten Frauen letztlich unter der alles umfassenden göttlichen Fügung. Auf dem Berg wird also kein Klima und auch kein Wetter gemacht, sondern nur dessen Ist-Zustand mit sehr großer Sicherheit dargestellt und die Voraussagen für mehrere Tage mit heute großer Wahrscheinlichkeit exakt gemessen und angezeigt.
Messen – beobachten – dokumentieren – senden
Alle halbe Stunde, so wusste der mittlerweile pensionierte Führer vom Observatorium zu berichten (der dort droben 35 Jahre als Wetterbeobachter gearbeitet hatte), werden eine Fülle von Messdaten und sensorische Beobachtungen an die Zentrale des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach am Main gesendet und dort mittels eines Supercomputers zusammen mit einer unvorstellbaren Datenmenge von überall her zu Vorhersageergebnissen verarbeitet, die wir dann in den Zeitungen lesen, aus dem Radio hören und dem Fernsehen erfahren. Hinzu kommen phänologische Beobachtungsergebnisse (d. h. jährlich wiederkehrende Wachstums- und Entwicklungserscheinungen an Indikatorpflanzen), wie es die ehemals aus dem Chorherrenstift Rottenbuch hergezogenen Augustiner bereits seit 1781 im 2. Stock ihres Chorherrenhauses aufgezeichnet hatten.
Der Pfarrer und der Schullehrer schauten nun nach oben
Nach der Säkularisation übernahm 1806 die Bayerische Akademie der Wissenschaften die Messungen. Sie bestimmte von nun an den Pfarrer von Hohenpeißenberg zum Observator und den Lehrer der Schule auf dem Berg zu dessen Gehilfen. Das ging so immerhin 30 Jahre lang. Die Volksschule für Hohenpeißenberg war von 1880 bis 1970 auf dem Hohen Peißenberg. 1836 ging die Aufsicht an die Sternwarte München über. Ende 1878 wurde die Wetterstation auf dem Hohen Peißenberg in das Stationsnetz der meteorologischen Zentralanstalt eingegliedert, später in das der bayerischen Landeswetterwarte. Schließlich übernahm 1934 der Reichswetterdienst die Station. Erst 1940 erfolge der Umzug vom ehemaligen Chorherrenhaus der Augustiner in das neu errichtete Gebäude am westlichen Ende des Gipfels. Nach kurzer amerikanischer Besatzungszeit übernahm der Deutsche Wetterdienst die Beobachtungen und baute das Messprogramm zu einer international bedeutenden Klimareferenzstation im Rahmen des globalen Klimaüberwachungsnetzes (GAW – Global Atmosphere Watch) aus. Als einzige deutsche Globalstation im Rahmen dieses Klimaüberwachungsprogramms misst das Observatorium neben dem bereits seit 1967 laufenden Ozon-Messbetrieb seit 1995 zahlreiche Spurengase, Aerosole und Regeninhaltsstoffe.
Bis heute jedoch werden hier unverändert die 1781 eingeführten und später weltweit verbreiteten „Mannheimer Stunden“ dreimal täglich um 7, 14 und 21 Uhr Ortszeit als Referenzwerte der Wetterbeobachtungen in der weltweit längsten ununterbrochenen Temperaturdatenreihe einer Bergwetterstation fortgeführt.
Das Tagesprogramm war damit noch nicht beendet
Nach so viel Historie und Wissenschaft zog es die nun leicht ermatteten Feldmochinger in das benachbarte Terrassen-Café-Restaurant „Bayerischer Rigi“ – mit dem schönsten Rundblick Bayerns, wie es zu Recht heißt. In der Tat, der weite Rundblick von der Terrasse aus auf das schöne, weit ausgebreitete Alpenvorland und auf die so klar daliegende Bergkette lässt den Beobachter kurze Zeit mit Respekt verweilen und das Auge erfreuen.
Das Auge und den Magen gesättigt, folgte nun der zweite Programmpunkt auf dem Berg: Der Besuch der wunderschönen alten Berg-Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt. Darüber wollen wir Ihnen zu einem späteren Zeitpunkt berichten.
Reinhard Krohn