Die Bezirksstraße in Unterschleißheim feiert heuer ihr 90-jähriges Bestehen. Doch der Weg ist natürlich viel älter, war er früher doch eine wichtige Verbindungsstraße zwischen den beiden Residenzorten München-Nymphenburg und Freising, zwischen der bayerischen Hauptstadt und dem reichsunmittelbaren Fürstbistum Freising. Die Raiffeisenbank München-Nord, die an der Bezirksstr. 50 auch ihre Geschäftsstelle hat, zeigt in ihrer Galerie im Rückgebäude passend dazu derzeit die Ausstellung „90 Jahre Bezirksstraße“. Zusammengestellt hat die 29 Tafeln mit zahlreichen alten Fotos wieder Heimatforscher Wolfgang Christoph, der bereits für einige Ausstellungen mit Radierungen des Künstlers Sion Longley Wenban verantwortlich zeichnete.
Am Sonntag, den 27. Oktober konnten die Unterschleißheimer – aber auch einige Feldmochinger waren zu sehen – mit Christoph einen Ausflug in die Vergangenheit unternehmen und mit ihm durch Lohhofs „Gute Stube“ spazieren, entstanden vor rund 90 Jahren. Damals verkaufte der ,Fabrikant und Erfinder Fritz Lochmann, der 1916 den Maxfeldhof (den einstigen Lohhof) gekauft hatte und danach weniger bäuerliche denn eher stadtplanerische Aktivitäten entfaltete und die „Gartenstadt Lohhof“ plante mit Straßen, Wasserleitung und Sportplatz, baureife Parzellen. In der Folge siedelten sich hier mutige Geschäftsleute an und errichteten Wohn-/Geschäftshäuser, natürlich mit einem stattlichen Walmdach obenauf, als Zeichen von Beständigkeit. Im EG betrieben sie ihre Geschäfte, im 1. Stock wohnte die Familie. Alles, was die Bewohner brauchten, gab es in der Bezirksstr. fußläufig zu kaufen: Es gab eine Eisenwarenhandlung, das Schuhgeschäft Reischl (später auch lange Jahre in Feldmoching), eine Metzgerei, Bäckerei, einen Tante-Emma-Kolonialwarenladen, ein Papierwarengeschäft, eine Landmaschinenhandlung, einen Schuhmacher, eine Medizinal-Drogerie, eine Apotheke, Wirtschaften …
Doch zunächst eröffneten zwei Schülerinnen des Carl-Orff-Gymnasiums mit dem berühmten Walzer von Schostakowitsch, bearbeitet in diesem Fall für zwei Geigen, die Vernissage und begrüßte Werner Lawes, der Vorsitzende der Raiffeisenbank-Stiftung, zahlreiche Gästen, darunter die Bürgermeister von Unterschleißheim sowie Haimhausen. Manfred Utz vom Stiftungsvorstand der Bank und seit
1960 selbst in Unterschleißheim wohnend – die Eltern mussten damals 3 Mark für den Quadratmeter zahlen! – führte sodann ins Thema „Bezirksstraße“ ein. Mögen sich auch die Geschäfte und deren Angebote gewandelt haben – früher gab’s hier beispielsweise eine Möbelschreinerei und die Nägel wurden einfach abgewogen, heute finden sich Pizzerien und Optiker – , der Charakter der Straße habe sich nicht gewandelt. Noch immer ist es eine lebendige Geschäftsstraße mit einem reichhaltigen Warenangebot.
Heimatforscher Christoph hat für die Ausstellung nicht nur über die Presse alte Fotos aufgespürt, sondern klingelte auch von Haus zu Haus entlang der Bezirksstraße, stets auf der Suche nach alten Fotos und Geschichten. Festgehalten ist seine Recherchearbeit auch in einem Begleitbüchlein zur Ausstellung.
Weitere Führungen mit Führungen mit Wolfgang Christoph finden am Donnerstag, den 31. Oktober, von 19 – 20 Uhr und am Sonntag, den 3. November von 11 – 12 Uhr statt. Der Eintritt ist bei allen Führungen frei.