An der kleinen Feier nahmen nicht nur Pfarrer Ulrich Leser von Kietzell von der evangelischen Kapernaum-Bethanien-Kirche und Pfarrer Johannes Kurzydem vom Pfarrverband Fasanerie-Feldmoching teil (neben vielen pastoralen Mitarbeitern), sondern auch der Imam der muslimischen Gemeinde der Mehmet Akif Moschee an der Moosacher Str. in Milbertshofen sowie Bhikshuni Tenzin Wangmo vom Tibethaus Deutschland in Frankfurt. Die Vertreter der verschiedenen Glaubensrichtung betonten in ihren Gebeten – abgesetzt durch mehrere meditative Stücke für Querflöte, die Veronika Sammer wunderbar spielte – den Wunsch nach einem weiteren friedfertigen Zusammenleben in der Siedlung. Bei der veränderten Bevölkerungsstruktur solle man das Fremde mit Ehrfurcht anhören, auf dass die Verbundenheit zwischen den Bewohnern und der Friede ganz allgemein wachse.
Um diese Verbundenheit zu feiern und weiter zu fördern, damit ein Netz entstehe für ein friedliches, soziales, harmonisches, zukunftsgewandtes Leben für alle in der Siedlung, dafür sei man hier. Symbolisch knüpften die vier Glaubensvertreter nach ihren Gebeten und Segenssprüchen aus bunten Wollfäden erste Netzverbindungen.
Siedlung am Lerchenauer See: Ein attraktives Wohngebiet
Im Anschluss an die Andacht ging Mitorganisator Markus Auerbach, der Vorsitzende des Bezirksausschusses 24, in seiner kurzen Rede auf die Entstehungsgeschichte der Siedlung ein – die Idee, eine Kopie der Festschrift zu den Feierlichkeiten anno dazumal an einer „Wäscheleine“ aufzuhängen, war übrigens klasse und stieß auf reges Interesse seitens der Besucher. Auerbach ging in seiner Ansprache darauf ein, dass aufgrund der geänderten ethnischen und sozialen Zusammensetzung das Zusammenleben differenzierter geworden sei und heute größerer Anstrengung bedürfe.
Anschließend sprach SPD-Stadträtin Heide Rieke in Vertretung für die erkrankte 2. Bürgermeisterin Christine Strobl. Rieke erinnerte an die Vorgeschichte der Siedlung, an die Familie Veidt, die sich vor über 120 Jahren hier angesiedelt hatte und die in den 1930er Jahren durch Zwangsenteignung fast die Hälfte aller Äcker verlor, weil man dort eine Kiesentnahmestelle anlegte, der Vorläufer des Lerchenauer See.
Rieke ging ferner auf das Jahr 1958 ein, als bei der Neuen Heimat erste konkrete Pläne für eine Siedlung am See entwickelt wurden, sie erinnerte an die schwierigen, aber letztendlich erfolgreichen Verhandlungen mit den zahlreichen Grundeigentümern und dass man 1969 die Fertigstellung der Siedlung mit einem mehrtägigen Bürgerfest feierte. Damals galt die Siedlung in München nicht zuletzt wegen ihrer einzigartigen Lage am See als besonders attraktives Wohngebiet. Die Stadträtin zitierte dazu eine bemerkenswerte Stelle aus dem offiziellen Abschlussbericht der Stadt aus dem Jahr 1969: „Die Wohnanlage am Lerchenauer See, deren Bebauung sich harmonisch in das Landschaftsbild einfügt, bietet modernen Wohnkomfort. Die Einbeziehung des Sees verleiht ihr eine besonders reizvolle Note. Zusammen mit den gut gestalteten Außenanlagen zählt die Siedlung zu den attraktivsten Wohnanlagen der Landeshauptstadt und bringt damit dem landschaftlich so wenig begünstigten Norden Münchens eine gewisse Aufwertung.“
Rieke gratulierte abschließend der Siedlung zur immer noch vorhandenen Dorfgemeinschaft, an der man jedoch, nicht zuletzt wegen der sich ändernden Einwohnerschaft, ständig arbeiten müsse, und sie wünschte der Siedlung, dass sie so bleibe, wie sie ist.
Nach dem offiziellen Akt nahm ein Teil der Besucher an einer Kirchenführung teil, andere besuchten die Wanderausstellung „Dialog der Religionen“ im Pfarrsaal von St. Johannes Evangelist und wieder andere labten sich lieber gleich am Kuchenbuffet und suchten unter einem Sonnenschirm am Platz vor der Kapernaumkirche Zuflucht vor der Sonne, die nun doch ziemlich heftig vom Himmel herunterbrannte. Vielleicht war das auch der Grund, warum die meisten lieber an den Biertischgarnituren vor der Kapernaumkirche sitzen blieben als ab 15 Uhr am Brunnenplatz den Vorführungen verschiedener Musik- und Tanzgruppen zu folgen. Die Jugendlichen von den Riadastoana etwa fanden das ein wenig schade.