Wenn kein Geld da ist, es aber dringend gebraucht wird und eine Tante im weit entfernten Kanada so viel hat, dass sie gar nicht weiß, was sie damit anfangen soll, ja dann weckt eine solche Konstellation schnell Begehrlichkeiten und beflügelt die Fantasie. Das Feldmochinger Volkstheater hat für die Herbstsaison ein Lustspiel von Marianne Santl einstudiert. „Das begehrte Hochzeitsgeschenk“ hat die Niederbayerin 2018 geschrieben. Der lang anhaltende Schlussapplaus zur Premiere zeigt: Das Stück hat dem Publikum gefallen. Die Regie führte Georg Hölzl wieder in bewährter Manier.
Der attraktive Jonny Winter (wie immer wunderbar: Maxi Zuleger) betreibt eine kleine Frühstückspension. Ihmzur Seite stehen die Haushälterin Burgl, die schon seit 35 Jahren für die Winters arbeitet (herrlich anzuschaun: Christine Spindler), sowie der alte Onkel Gustav (klasse gespielt von Reinhold Forster). Viele Gäste hat der Jonny nicht mehr, denn Zimmer ohne eigene Dusche und WC, das mag kein Gast mehr. Der Jonny will daher sein Haus modernisieren. Die Pläne sind fertig, die Handwerker voller Tatendrang. Im Keller beispielsweise sollen eine Sauna, Whirlpool und Ruheraum auch anspruchsvolleren Gästen ein gehobenes Ambiente bieten. Bleibt nur die Frage nach dem Geld.
Der Jonny mag nur seine große Liebe heiraten, aber …
Klar, von der Bank bekäme der Jonny schon Geld. Doch die Burgl und der Onkel Gustav wollen nicht, dass der Bub sich so hoch verschuldet, wo doch die Tante in Kanada (hat den amerikanischen Dialekt gut drauf: Gabriele Berr) stinkreich ist. Nie hat sich dieses knickrige Weib um den Bub gekümmert. Nie ihm geholfen. So granteln Burgl und der Gustav. Nur versprochen hat sie allweil, dass ihr Neffe, wenn er denn mal heiratet, 100.000 Euro bekommen wird.
Weil ihn aber seine große Liebe, die Uschi (sehr fein gespielt von Verena Braun), vor einem Jahr sang und klanglos hat sitzen lassen und nun plötzlich leider immer in ungünstigen bzw. zweideutigen Situationen auftaucht, will der Jonny lieber zur Bank gehen, als das dotschige, lispelnde Annerl zu heiraten. Marina Kolmeder spielt die bezopfte, etwas einfältige Tochter vom Bauunternehmer Max Stubenhofer (wie immer sehr gut: Sepp Haider) herrlich komisch. Weder die Aussicht auf das Geld der Tante noch die 50.000 Euro Mitgift und den kostenlosen Umbau – so viel würde der Stubenhofer sich es kosten lassen, wenn er nur endlich seine Tochter unter die Haube bekäme – machen dem Jonny das Annerl schmackhaft. Die Burgl und der Onkel Gustav hecken daher einen anderen Plan aus: Sie vermelden der Tante in Kanada einfach die frohe Botschaft, dass Jonny geheiratet hat. Sie denken, die alte Tante werde das schon nicht nachkontrollieren, wo sie doch Flugangst hat. Aber erstens kommt es anders, zweitens als man denkt.
Lügen haben kurze Beine
Erst will die Tante ein Hochzeitsfoto. Das dank Tom, dem besten Freund von Jonny, schnell im Kasten ist. Der schlüpft geschwind in ein Brautkleid und mimt die verliebte Braut. Sebastian Tartler ist diese Verkleidungsrolle förmlich auf den Leib geschnitten. Der junge Lerchenauer bewegt sich auf seinen hochhackigen Damenschuhen so natürlich wie eine Frau (was ihm selbst die Verkäuferinnen in einem Schuhladen in Freiburg, wo er endlich High Heels der Größe 46 fand, voll Begeisterung bestätigten). Er flötet, charmiert und schnurrt im Falsett, dass der alte Stubenhofer ganz scharf auf die „Isolde“ wird.
Dann kommt die ferne Tante auch noch höchstpersönlich in die Frühstückspension Winter hereingeschneit! Der Burgl und dem Onkel Gustav wird’s ganz anders und für Tom, alias Mary, wie Jonny wird’s jetzt ganz eng – urkomisch etwa die Szene, in der sich „Mary“ und Jonny auf fieses Drängen der Tante einen Kuss geben müssen. Doch wie gut, dass Marianne Santl ein Lustspiel und keine Tragödie geschrieben hat und so endet der Theaterabend mit einem Happy End.
Fazit: Schön, dass das Feldmochinger Volkstheater inzwischen zahlreiche junge SchauspielerInnen hat, die sich unter der erfahrenen Anleitung von Spielleiter Georg Hölzl sehr gut entwickeln und Freude auf viele weitere Stücke machen!
Weitere Mitwirkende: Franz Steiner (Bühnenbau), Fritz Jenewein (Bühnenmalerei), Georg Hölzl / Christa Holzer (Bühnenausstattung und Requisiten, Kostüme bzw. Souffleuse), Alfred Nespor / Harry Müller (Technik), Brigitte Müller (Maske & Kostüme).