Zeiten der Krisen setzen kreative Ideen frei und beschleunigen womöglich sogar Entscheidungen. So geschehen bei der Erich Hanuschke Gemüsebau. Was eigentlich erst nach einem Umbau der Werkstatt, nach intensiver Vorplanung und Vorbereitung zum kommenden Jahreswechsel angedacht war, wird nun auf den Schrederwiesen 44 spontan und aus dem Stand heraus umgesetzt. Die Kundschaft, gerade in der Corona-Krisenzeit verunsichert, nimmt das neue Angebot gerne an, wie wir feststellen konnten. Wie gut, dass es Münchner Norden noch (Gemüse-)Bauern gibt!
Erst in die Hand gehustet, dann den Salat oder die Tomaten angedatscht. Derzeit sind viele Kunden verunsichert, ob es ratsam ist, offene Ware im Supermarkt zu kaufen. Aber mit verpacktem Gemüse erhöht man den Plastikmüll und außerdem fühlen sich unter den Folien die Schimmelbakterien wohl. Auf der anderen Seite ist das Bewusstsein in den letzten Jahren unter den Verbrauchern immer stärker gewachsen, dass eine nachhaltige Ernährung mit saisonalem und vor allem regionalen Gemüse gesünder, weil frischer und damit vitaminreicher, und vor allem auch umweltbewusster ist. Denn was nutzt es, Süßkartoffeln in Bioqualität zu kaufen, wenn sie aus China kommen und damit wegen der weiten Transportwege eine negative Ökobilanz aufweisen. Die Lösung: ein Hofladen als Inbegriff regionaler Versorgung und als zweites Standbein für die Erzeuger.
Das dachte sich auch Familie Hanuschke, deren Töchter nun aus dem Stand heraus montags, donnerstags (14 bis 17 Uhr) und samstags (9 bis 12 Uhr) eigenes bzw. regionales Gemüse und Kräuter verkaufen: natürlich gibt es jetzt noch viel Sellerie, Lauch, Rote Beete, Pastinaken, Gelbe Rüben und Urkarotten gelb bzw. lila, Kartoffeln von Feldmochinger Bauern … Aber auch schon Tomaten, Gurken und knackig frischen Spinat sowie diverse Salate. Denn der Gartenbaubetrieb hat bereits zu dieser frühen Jahreszeit einiges an frischen Dingen zu bieten, wie uns ein kleiner Gang durch die Gewächshäuser lehrte: unterschiedliche Salate, soweit das Auge reicht, Rosmarin, Basilikum – übrigens auch das Blaue Strauchbasilikum (Magic Mountain), das nicht nur dem Menschen wohl bekommt, sondern eine wahre Bienenweide ist, sobald es blüht –, Zitronenverbene, Waldmeister, gemischte Kräuter für die bekannte grüne Soße nach Frankfurter Art, zu der es u. a. Kerbel, Petersilie, Pimpinelle und Sauerampfer braucht. In den Gewächshäusern stehen übrigens momentan auch einige Paletten absolut unbehandelter Ess-Veilchen herum, eigentlich gedacht für die feinen Gastronomiebetriebe, um dort etwa Nachspeisen delikat zu verzieren.
Seine ganze Vielfalt wird der Hofladen natürlich erst ab Mitte Mai bis Ende Oktober entfalten, wenn eine breite Palette an Produkten von den eigenen Feldern direkt in die Einkaufskörbe der Verbraucher wandert. Frischer geht es dann nicht mehr! Vom Nachbarn in der Straße, der Gärtnerei Evers, kommen dann verschiedene Tomaten sowie Schlangen- und Minigurken und der Bentenrieder Hof aus Prittlbach im Dachauer Land wird die Eier, Nudeln und Pestos beisteuern. Natürlich dürfen selbstgemachte Marmeladen nicht fehlen und wer weiß, welche regionale Ware noch im Laufe der Zeit aufgenommen wird – die derzeitige Werkstatt bietet jedenfalls viel Platz.
Einziger Engpass könnte dann das Personal werden. Momentan ist der Gemüsebaubetrieb zwar personell noch gut aufgestellt, da man seit September letzten Jahres erstmals wieder zwei Lehrlinge ausbildet und zwei Gartenbau-Studenten im höheren Semester noch bis Mitte des Jahres ein Praktikum im Betrieb ableisten. Doch in der Sommersaison bräuchten das Männer- wie das Frauenteam dringend je zwei Personen zur Verstärkung!