Die Corona-Pandemie hält uns fest im Griff, aber wir sollten nicht vergessen, dass die fortschreitenden Klima- und Umweltkatastrophen auf der ganzen Erde die Menschheit nicht weniger dramatisch bedrohen. Und dies nicht „nur“ wenige Monate lang, sondern über Jahrzehnte hinweg. Darum gilt das Jahr 2020 als ein herausragendes Jahr, dessen Herausforderungen wir heute noch gar nicht übersehen, eher befürchten können.
Den Kopf in den Sand zu stecken und nichts zu tun, sondern vielmehr abzuwarten – das ist keine Option! Jeder von uns kann schon mit kleineren Aktionen seinen Beitrag dazu leisten, zumindest Teile der natürlichen Belastungen unserer unmittelbaren Umwelt zu mildern. Denken wir nur an das unverändert anhaltende dramatische Insektensterben in den zurückliegenden Jahren, darunter die für unser menschliches Wohlergehen essenziellen Haus-, aber auch die Wildbienen und an die Folgen des Rückgangs der Vogelpopulationen, deren Ursachen nach wie vor die Wissenschaft beschäftigen. Wir können die bedrohten Vögel in unseren Gärten und in der freien Flur in bester Absicht im Winter wie im Sommer fleißig mit allerlei Körnern und Weichfutter versorgen, aber für die Brut und Aufzucht unserer gefiederten Freunde sind Insekten und Würmer als Grundnahrung nicht ersetzbar.
Wir müssen und können den Insekten helfen
Die vielfältigen Insekten, darunter allerlei Fliegenarten und Mücken, Bienen Hummeln, verschiedene Wespenarten, Schmetterlinge und Falter, Motten, Grashüpfer, Käfer, Blattwanzen … benötigen dringend wieder mehr und sicherere Lebensräume und ebenso nachhaltig gesicherte Nahrungsquellen. Darum ist auch eine natürliche Kompromisslösung zwischen der konventionellen und der Biolandwirtschaft sowie der allgemeinen Landes- und Lebensgestaltung der Menschen vonnöten. Dazu liegen bereits zahlreiche Lösungsvorschläge vor, die es umzusetzen gilt.
Wir alle können und sollten uns daran beteiligen. Zahlreiche fortschrittliche bäuerliche Betriebe, auch im 24. Stadtbezirk, bieten uns dazu eine erfolgversprechende Möglichkeit an.
So werden Sie für Blühpate für 100 qm Blühstreifen
Nach sehr erfolgreichen zwei Jahren ist es heuer wieder soweit. Auf einigen ihrer Äcker haben die Bauern erneut in ihren Anbauplänen etwa für Kartoffeln, Sommergetreide, Mais u. a. ca. 3 bis 6 m breite Blühstreifen vorgesehen, die die Felder teilweise oder sogar voll umranden. Oder aber sie legen ein geschlossenes Blühfeld an, das dann nur den Insekten zugute kommen und keine Marktfrüchte tragen wird. Die Aussaat der aus einer Vielfalt von für diesen Zweck besonders geeigneten einjährigen Blühpflanzen hergestellten Blühmischungen (sog. „Insektenweiden“) wird nun bald erfolgen. Wer eine Patenschaft übernehmen möchte, sollte sich daher zügig an einen entsprechenden bäuerlichen Betrieb wenden und mit diesem eine Vereinbarung für die Vegetationszeit 2020 treffen. Gewöhnlich erstreckt sich eine Patenschaft auf eine Blühfläche von etwa 100 qm, wofür eine geringer Förderobolus von ca. 50 € für die volle Saison ab etwa Mai bis Anfang des Folgejahres fällig wird. Es darf jedoch für diesen guten Zweck auch mehr sein! Damit ist dann schon die gesamte Förderung erfüllt.
Die vielfältigen Pflanzenbestände aus den geprüften und bewährten Mischungen werden unterschiedlich hoch, manche bis zu 80 cm, und setzen sich so zusammen, dass auf der Blühfläche bis in den Spätherbst hinein immer ein blühender Bestand für die Insekten, speziell auch für Bienen und Hummeln, vorhanden ist. Bestandspflanzen der Mischungen sind etwa Sommerwicken, Rotklee, die blau blühende Phacalia, Sonnenblumen, Seradella, Koreander, Alexandrinerklee, Inkarnatklee, Perserklee, Ringelblume, Borretsch, Dill und weitere.
Echte Biotope auf Zeit
Die mit Sorgfalt angelegten Blühfelder bzw. Blühstreifen haben alle Merkmale eines kleinen Biotops. Für diese Flächen sind Mineraldünger und Pflanzenschutzmittel aller Art tabu. In Trockenzeiten wird auch nicht künstlich bewässert. Alles bleibt der Natur überlassen. Diese Flächen werden während der gesamten Vegetationsperiode von bis zu neun Monaten nicht von Menschenhand berührt. Auch die Blühpaten dürfen sich zwar immer wieder gern an „ ihren“ Blühbiotopen erfreuen und das „Gewusel“ der in ihnen lebenden Insekten aufmerksam beobachten – aber bitte mit Abstand vom angrenzenden Weg oder Feldrand aus. Das Betreten der Flächen selbst ist selbstverständlich nicht gestattet, auch nicht das Herauspflücken auch nur einer einzigen der Blühpflanzen aus dem Bestand. Diese Flächen dienen ausschließlich den Insekten als Lebens- und Nahrungsraum. Auch wild lebende Kleintiere wie Igel, Fasanen und Rebhühner (sind leider in unserer Feldmark sehr selten) finden hier ihren sicheren Unterschlupf. Das bunten Blumenbild bereichert zudem die Landschaft und erfreut das Auge.
Dies mag nur ein kleiner Baustein sein, um unserer gefährdeten und bereits geschädigten Umwelt zu helfen. Aber wenn diesen Schritt sehr viele Naturfreunde mitgehen, ist schon etwas Großes in die richtige Richtung getan. Nicht nur immer schimpfen und nach den Schuldigen suchen, besser ist es, selbst eine derartige Möglichkeit zu nutzen, um mit geringem Aufwand persönlich etwas Positives für die so stark reduzierte Insektenwelt und für unsere gefiederten Freunde, die Vögel, zu tun!
So werden Sie Blühpate
Wenn Sie im Internet „Blühpatenschaft“ eingeben, finden Sie viele Angebote, von privaten Organisationen und Vereinen (oft aus dem Drang heraus gegründet für wesensgemäße Bienenhalten) bis hin zum Bayerischen Bauernverband. Reinhard Krohn